Neutrales Recht?

tar ⌂, Gehinnom, Mittwoch, 02.11.2016, 22:38 (vor 3019 Tagen) @ BillHicks2327 Views
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 02.11.2016, 22:46

Salut,

Frage:
macht es für Dich einen Unterschied ob die Herrschaft von Personen
ausgeübt wird (die damit per definition die Anwendung der Regeln ihrer
Herrschaft auf sich selbst als Personen selbst entscheiden können!)
- oder aber - dem Anspruch nach - durch das Recht selbst gegenüber
allen Personen?

Interessant, dass geradewegs der Ansatz, personen-ungebundenes Recht zu sprechen, eben ja in der sozial verwobenen Realität ebensowenig umzusetzen ist, wie Politik an sich, weswegen ja auch die "Begriffsjurisprudenz" irreal sei:

"Für rechtsschöpferisches Tätigwerden und Einzelfallgerechtigkeit des Richters ließ die „Begriffsjurisprudenz“ angeblich keinen Raum."

Das Abschaffen aller Rechtsassymetrien kommt einer Abschaffung verwobener Sozialstrukturen inkl. zugehöriger Machtverteilungen (Beeinflussungsmöglichkeiten) gleich. Das erreicht man meiner bescheidenen Auffassung nach nur durch die Abschaffung jeglicher Institution und Waffe, ist also Phantasterei.

Costum/Akephalität/Egalität/Konsens ->ZI-Bildung ->
Recht/Kephalität/Hierarchie/Zwang


ZI-Bildung = Zentralinstanzbildung?

Ja - die 1 Million € Frage der Kulturwissenschaft: wie kam es überhaupt
zur Zentralinstanzbildung? Bzw. wie kam es vom Wandel einer planetaren,
liebevollen im Einklang mit der Natur lebenden akephalen "Kultur" zur
historisch und geographisch spezifischen kephalen, Gewalt ausübenden (mal
mehr mal weniger transparent und legitimiert) "Kultur"?

Hast du schon "Privateigentum, Patriarchat, Geldwirtschaft - Eine sozialtheoretische Rekonstruktion zur Antike" gelesen? Falls ja, was erscheint dir daran unschlüssig?

Sich daran anschließende Fragen:
Wie sieht die "nächste" planetare Kulturstufe aus? Wie kommt man da hin?
usw.

a) Entweder man kommt "weiter" á la Star Trek durch Technologie (darauf bauen lustigerweise vorwiegend sog. "Linke", eben weil hier all die kommunistischen Phantasien denkbar wären)

b) oder es geht "zurück" zu Cäsaren/Felachen/Untergang durch allerlei mögliche Katastrophen (selbstauslöschender (Bürger)Krieg durch Überbevölkerung und/oder Ressourcenknappheit, schwerwiegende technische Fehler, Naturkatastrophen, Krankheiten)

Die (eine) Machttheorie ist mir nicht bekannt. Welche Rolle Macht
tatsächlich in Privat- wie Öffentlichem Recht spielt schaue ich mir jetzt
genauer an.

Dahingehend würde ich die Rolle der Macht so sehen, dass das vermeintlich neutrale Recht (ggü. allen Personen gleich angewandt) früher oder später durch Nepotismus der Akkumulierenden unterlaufen wird, bis es durch ein Überspitzen dieses Unterlaufens zu einer Revolution und damit zu einer Umkehrung der Verhältnisse kommt. Zumeist rückten aber dabei lediglich die zweiten Ränge nach ("Teile des Adels erheben sich gegen den König"), die sich irgendwann auch bedroht sahen, während die unteren Ränge auch in den neugeordneten Rechtsverhältnissen das Nachsehen haben. EDIT: Aber gerade hier ergeben sich für die unteren Ränge natürlich ausreichend Gelegenheiten, durch deren Unterstützung jeweils einer Seite, die bisher unfairen Rechtsverhältnisse zu beseitigen, was ja historisch auch immer für eine gewisse Zeit gelang - und es gibt auch noch weit vorausdenkende Staatsmänner, wie Solon oder Bismarck, die einer Revolution (natürlich immer noch sichtbar durch deutliche politische Kräfteverschiebungen) zuvorgekommen sind.

Die Preistheorie halte ich dabei für den hier bislang am
wenigsten diskutierten bzw. weithin ignorierten Aspekt (von einer
Werttheorie, die den Namen verdient mal ganz zu schweigen).

Von Machttheorie hätte ich nun nicht zuerst auf Preistheorie geschlossen ;)

Gruß!­™

--
Gruß!™

Time is the school in which we learn,
Time is the fire in which we burn.


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