Am interessantesten an Poullain fand ich, dass er sich seine Beamten-Eigenschaft (voruebergehend) hat aberkennen lassen ...

CrisisMaven ⌂, Mittwoch, 18.02.2015, 20:15 (vor 3950 Tagen) @ dottore8393 Views
bearbeitet von unbekannt, Freitag, 20.02.2015, 19:21

der bedeutende Bankier hat es - hoch in den 90'ern - hinter sich, wie ich aus den SPIEGEL-Nachrufen erfahren musste.

Er war ja wegen "Vorteilsnahme" als Vorstand der Westdeutschen Landesbank angeklagt und die Frage drehte sich letztlich darum, da das ein Amtsdelikt ist, ob er Beamter sei oder nicht.

Dass Sparkassen-Vorstaende keine Beamten seien, hatte vorher k(aum) einer vermutet.

Nun schien er beamtenrechtlich ein "Zwitter".

Vgl. Gerhard Mauz im SPIEGEL 1983: "Eine objektiv unerlaubte Vorteilsannahme"

"Am 16. November 1981 wurde Dr. h. c. Ludwig Poullain, heute 63, in Münster freigesprochen. ... Im Mai 1979 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Ludwig Poullain bei der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Münster. Sie warf ihm 'Bestechlichkeit sowie Untreue in Tateinheit mit Betrug' vor. Es ging um die schon damals legendären 1,1 Millionen Mark, die Ludwig Poullain, der Vorstandsvorsitzende der Westdeutschen Landesbank (WestLB), als privater Berater eines Kunden dieser Bank entgegengenommen hatte. [Die Strafkammer jedoch urteilte, dass er] weder Beamter noch Amtsträger in strafrechtlichem Sinne gewesen sei. ... Das OLG vertrat den Standpunkt, Ludwig Poullain sei als Vorstandsvorsitzender der WestLB ... Amtsträger gewesen, und es bestehe der 'hinreichende Verdacht', daß er sich der Bestechlichkeit schuldig gemacht habe. ... Ludwig Poullain [habe jedoch] die Vorteilsannahme 'subjektiv für erlaubt gehalten'."

Nach der Finanzkrise keilte Poullain nochmals aus:

"Ex-WestLB-Chef rechnet mit Bankkollegen ab":

"Sie sind oberflächlich und haben weniger Fachwissen als ein Ingenieur: Ludwig Poullain, der ehemalige Chef der WestLB, lässt kein gutes Haar an seinen ehemaligen Kollegen. Die Schuld für die Finanzkrise sieht er aber nicht nur bei den Bankern, sondern auch bei den Anlegern - und ihrer Gier."

Vgl. weiter http://www.spiegel.de/thema/ludwig_poullain/

Urteile BGH, 10.03.1983 - 4 StR 375/82

Volltext Jurion.de

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Siehe auch "Kommunale Mandatsträger und Wahlbeamte im Spannungsfeld zwischen Kooperation und Korruption" vgl. zu Poullain nur kurz erwaehnt p. 239 (253 im PDF)

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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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