Nein, und auch kein "Wieselwort"

Silke, Donnerstag, 23.03.2017, 20:21 (vor 2801 Tagen) @ BillHicks11272 Views
bearbeitet von Silke, Donnerstag, 23.03.2017, 20:52

Lieber BillHicks,

Ist Geld ein Gegenstand? Ein ganz spezieller Gegenstand vielleicht? Wirkt
es nicht manchmal ein wenig so als "tauschte" man den Gegenstand Geldschein
(Zentralbanknote) gegen einen anderen Gegenstand (Obst, Gemüse, ...) in
einem Lebensmittelgeschäft?

Nein, nein und nein.

"Geld ist doch kein Wieselwort. Es ist nur so schwierig, es sich vorzustellen, weil alle Welt von einer Dinglichkeit des Geldes auszugehen gelernt hat. Dabei ist Geld eine Eigenschaft, eine Systemeigenschaft, die der Initiator des Systems (Machthalter) bestimmt. Geld ist etwas (anfänglich Sachen, heute Schuldverhältnisse) nur dann, wenn der Machthalter diese Eigenschaft bestimmt.
Der Gelderfindungsprozess entwickelt sich nicht über Zeiträume, sondern schlagartig. Die Eigenschaft entsteht sofort mit der Schuld ex nihilo. Die "Eigenschaft Gültigkeit" wird auch nicht geschöpft bzw. geschaffen (keine Produktion), sondern die "Eigenschaft Geld" wird vom Machthalter/Zwingherrn vorgeschrieben. Bereits mit der Publikation im Gesetzesblatt ist allen klar, was gerade die "Eigenschaft Geld" bietet, welche Paritäten bestehen, was inwieweit die Funktion als Steuerzahlungsmittel erfüllt.
Heute wird mittels der Zentralbank (durch Refinanzierungsgeschäft) die Eigenschaft Geld aufgetragen (das ganze Prozedere ist ja bekannt). Schuldtitel werden an die ZB über eine Laufzeit verkauft, die kürzer sein muss als das zugrunde liegende Hauptgeschäft (z.B. Kaufpreisschuld Immobilie = Finanzierung).
Der Träger von Geld ist egal. Hauptsache, das Abgabengut als Einheit ist etwas, an das die Abgabepflichtigen nicht ohne Leistungserbringung an die Bediensteten des Staatsapparates bzw. Leistung gegenüber den Söldnern kommen. Es darf sich um nichts handeln, was frei von Finanzierungen (Verschuldungen) der Abgabepflichtigen verfügbar wäre. Dann klappt's auch mit dem Machtkreislauf. Und es muss kurant sein, so kurant wie nur möglich, um jeden in diesen Machtkreislauf einzuschließen. Es kann keine Scheidemünzen ohne ein Refinanzierungsgeschäft (Banknoten) geben.
@Ashitaka

Ein Antwortversuch aus einer juristisch-philosophischen und
buchhalterischen Perspektive.

"Die Sprache der Juristen ist:
1.ungenau
2.unverständlich
3.ideologisch"
Uwe Wesel

Nähert man sich dem Phänomen "Geld" - als Zahlungsmittel - über
Rechtskategorien aus der juristischen Praxis, dann kann das Zahlungsmittel
aus einer von insgesamt zwei prinzipiell disjunkten Arten von subjektiven
Rechten stammen:
- Eigentumsrechte
- Forderungen

"Geld ist ein Machtderivat.
Kein Geld der Welt entsteht im Gegensatz zu einem das Geld beurkundenden / beziffernden Träger durch Produktion (nix Aktiva). Alles beurkundete / bezifferte Geld der Welt entsteht einzig und allein durch einen Machtakt der Zentralmacht, durch Abtretung der Zentralmacht (Geld = Passivum).
Die Geldschöpfung erfolgt gegenwärtig durch geldpolitische Operation.
Die Jagd nach dem Geld ist ein Wirtschaftsprozess, weil wir es haben müssen.
Ohne Geld, das auf Schuldverhältnissen basiert, lässt sich nicht die Zeit gewinnen, um dem systemischen Termindruck und den Zahlungsunfähigkeiten zu entgehen."
@Ashitaka

Abschließend noch einige generelle Anmerkungen zum vieldeutigen Begriff
"Geld":
Ich habe den Begriff Geld oben immer im Sinne von "Zahlungsmittel"
verwendet, mit dem Begriff "Geld" wird aber - u.U. auch unter Fachleuten -
nicht immer ausschließlich nur Zahlungsmittel gemeint.
Insbesondere die
österreichische Schule der Nationalökonomie (Ludwig v. Mises) lehnt die
Sichtweise auf Geld als Zahlungsmittel als "juristisch" ab (siehe
Ludwig
von Mises, "Theorie des Geldes und der Umlaufmittel"
, S. 13).
Es kann mit "Geld" auch das "Geldvermögen" oder gar das "Nettovermögen"
gemeint sein. Es kann zudem die Rechnungseinheit selbst gemeint sein ("der
Betrag ist soundsoviel Euro"; "in Euro nominierte Forderungen" --> € ist
die Rechnungseinheit, hier ist also weder von Zahlungsmittel, noch von
Geldvermögen oder Nettovermögen die Rede).
Zudem kann auch abstrakt vom Phänomen selbst als "Geld" gesprochen werden
("Das Geld" sorge für dies und das und jenes...).

Nicht Träger und Getragenes sowie Wesen und Funktion vermischen.

"Der Stempel, die Beurkundung (ob nun als Uckmuck oder Eurobanknote), hat nichts mit dem Geld zu tun. Diese dient nur der Bezifferung von Geldsummen. Das Geld ist Macht, die Geldeinheit notwendig um die Verteilung zu regeln. Das heutige Geld entsteht als Passivum der ZB im Rahmen des geldpolitischen Geschäfts. Die Behauptung "Nichts weiter" verdeutlicht, dass du den Entstehungsmoment als einen aktiven Prozess zu verdrehen versuchst, für den die Wirtschaft notwendig sei. Geld entsteht aber alleine dadurch, dass ein kuranter Träger auf der einen Seite als Abgabeeinheit gesollt wird, und auf der anderen Seite ein Zugang zu dieser Abgabeeinheit=Geldeinheit angeboten wird. Der Wirtschaftsprozess entsteht nur aufgrund dessen, dass alle zur Jagd der Geldeinheit gezwungen werden, nicht andersherum (d.h. Geldeinheiten entstehen nicht durch Wirtschaftsprozesse)."
@Ashitaka

Meines Erachtens nach sollte der Begriff "Geld" nach Möglichkeit ganz
vermieden werden

Das finde ich nicht.
Der Begriff ist wesentlich zum Verständnis des Debitismus.

, wenn man statt "Geld" auch klarer sagen kann, was genau
man meint:
- meint man ein Zahlungsmittel, sollte man Zahlungsmittel sagen;
bestandsverändernde Vorgänge werden buchhalterisch erfasst über:
Einzahlungen, Auszahlungen
- meint man Geldvermögen, sollte man Geldvermögen sagen;
bestandsverändernde Vorgänge werden buchhalterisch erfasst über:
Einnahmen, Ausgaben
- meint man Nettovermögen, sollte man auch Nettovermögen (oder
Reinvermögen) sagen; bestandsverändernde Vorgänge werden buchhalterisch
erfasst über: Ertrag, Aufwand
- meint man eine Rechnungseinheit, sollte man auch Rechnungseinheit
sagen.

Ja. Und meint man Geld (dessen Wesen mit diesen drei Begriffen nichts zu tun hat) sollte man Gelt sagen.

"Der Fremdzwang (her mit der Abgabe, sonst pass mal auf...) führt zum Kontraktzwang (zum Wirtschaften). Und nur weil Schuldkontrakte entstehen wird noch kein Geld durch die Zentralmacht bzw. dessen autorisiertes Institut zediert. Dafür bedarf es eines geldpolitischen Geschäfts, eines zwingend bei der ZB zu hinterlegenden und die Voraussetzungen der ZB erfüllenden Schuldtitel. Frühestens nach dem Verkauf an die ZB kann das Geld zediert werden. Und da Geld die Eigenschaft Macht ist (welche die immer gültige Option = Funktion garantiert), ist die Frage der Herkunft dieser fortan zedierten Macht beantwortet.
Der Wille ist kein müssen. Und da die Masse die Abgabeneinheit "haben muss" weiß sie auch fortan, wie sich ihren Wert bestimmt. Siehe dazu Dottores Erklärungen im EWF.
Die geldpolitische Operation ist kein Prozess, der zeitlich über das Geschäft hinaus möglich ist. Weder davor, noch danach gibt es die Zession des Geldes (der Macht)."
@Ashitaka

Ich halte diese Sichtweise auf Geld von @Ashitaka für korrekt.

@dottore:
"Geld ist die erst in diverser physischer Gestalt (Naturalien), dann endlich standardisierte Zwangsabgabe.
Die Macht, und so ist es bis heute ("gesetzliches Zahlungsmittel") setzt also fest, was Geld ist, indem sie es als Abgabe fordert. Die Macht ist der erste Gläubiger, die zur Abgabe verpflichteten die ersten Schuldner. Was G fordert und S liefern muss, ist Geld. Von da an, läuft alles elegant bis heute: Geld ---> Preise ---> Märkte ---> Zins ---> eben die gesamte"Private Wirtschaft". Die gab es nicht etwa vor der Zwangsabgabe (sozusagen als ein Ensemble von Tauschenden, die zur Erleichterung des Tausches Geld "erfunden" haben,) sondern sie ist ihre Folge."
und:
"Es kann niemals "Geld netto" geben. Jede Banknote ist nichts anderes als der Ausdruck dafür, dass es "dahinter" eine noch nicht erfüllte Schuld gibt, die das betreffende Pfand in sich trägt."
und:
"Was Geld ist, bestimmt die Macht und sonst Niemand! (Es sei denn es gäbe keine Zentralmacht mehr)."
und:
Es fehlt die Legaldefinition von "Geld"
@dottore
nachdem @Naclador kramte:
Der BGH hat mal eine Definition gebracht. Danach ist Geld "… jedes vom Staat oder einer durch ihn ermächtigten Stelle als Wertträger beglaubigte, zum Umlauf im öffentlichen Verkehr bestimmtes Zahlungsmittel ohne Rücksicht auf einen allgemeinen Annahmezwang." (BGH WM 1984, 222)
@Naclador

Debitismus -> Machttheorie -> Eigentumsökonomik

Danke für's Lesen und Euer Feedback.

Ich danke dir für die Überlegungen.

Liebe Grüße
Silke

PS. ausführlicher und im Zusammenhang mit der ZI-Erklärung:
"Geld ist kein Aktivum, wird nicht produziert, sondern ist ein Passivum. Das Geld (die Macht) wird der Zentralinstanz geschuldet und vorher durch sie zediert.
Es ist die Zentralinstanz, die das Abgabensystem zum Zwecke der Besicherung ihrer Vorfinanzierung installiert. Erst die Abgabe, dann das Wirtschaften.
Nein, es waren nur äußere Machteinflüsse, gegen die der Mensch sich nicht wiedersetzen konnte. Von den Naturgewalten sind weltweit Spuren vorhanden. Man muss nicht ins Reich der Fantasie abdriften, um sich eine Vorstellung darüber zu machen, wie ohnmächtig die damaligen Gemeinschaften den äußeren Machteinflüssen gegenüber standen.
Gesellschaftsvertrag? Nein, die Menschen verrechtsstaatlichten sich nicht, sondern es wurde eine vorher nicht existente juristische Person in einer bereits vorhandenen Zentralmachtordnung geschaffen. Es ist diese die Machtverhältnisse zu den Massen begründende Person, die die Machtverhältnisse zu den Massen bestimmt, die sich, um die Zentralmachtordnung aufrecht zu erhalten, durch Machtzession legitimiert (Bindung der Gewalten, Freiheitsversprechen). Da die Machtzession aufgrund endender Vorfinanzierungsmöglichkeiten des Staates enden wird, wird auch der Rechtsstaat wieder verschwinden (Dottore: "Millitärdiktatur im Wartezustand").
Die Umverteilung (Redistribution), und das begreifst du nicht, ist die Absicherung der "Besicherung der Staatsverschuldung" (d.h. der Abgabenforderungen). Die Zentralinstanz ist laufend vorfinanziert und muss diese Schulden durch Abgaben besichern. Sie ist schon deshalb nicht allmächtig. Doch solange sie ihre Verschuldung durch Abgabeforderungen besichern kann, solange bleibt das Zentralmachtverhältnis bestehen. Was ohne Umverteilung übrig bleibt, über diese dem Betrug der Zentralinstanz zu verdankende Ohnmächtigkeit kann sich jeder selbst ein Bild machen. Mit dem Abbruch wird das Massensterben einhergehen.
Die Zentralinstanz ist die Ursache der Redistribution.
Gäbe es die Zentralinstanz nicht, wäre auch der Umverteilungswahnsinn (die Abhängigkeit der Menschen von der Zentralinstanz) beendet. Dann würden sich das Zentralmachtverhältnis in Luft auflösen und erst auf einem Elend der Hilflosigkeit basierend etwas neues, dezentrale Fähigkeiten, entstehen.
Zeitablauf ändert nichts an der Tatsache, dass die akephalen Gemeinschaften zerschlagen wurden, dass die Gemeinschaften also vorher nicht unterworfen waren, sondern erst durch Gewalt in eine Masse der Individuen zersplittert wurden. Mit deiner albernen Behauptung, die Masse schaffe/erhalte die Masse, beeindruckst du niemanden, ebenso mit dem pseudointellektuellen Gerede um evolutionäre Prozesse.
Haftung, es geht um die Haftung für die Staatsverschuldungen. Alle werden ihre zedierte Macht verlieren, jeder wird für jeden haften, d.h. die Steuerzahler werden zur Kasse gebeten, deine angeblich so mächtige Masse, bis langsam klar wird, dass die Rechte und zedierten Mächte schwinden, dass der Wartezustand der Militärdiktatur beendet ist.
Der Staat finanziert sich nicht per Kredit (KWG) vor, sondern durch Zwangsanleihen.
Die Privaten überlassen dem Staat Geld, von dem bereits klar ist, dass die dadurch begründeten Forderungen nicht rückzahlbar sind. Die Privaten bezwingen sich also selbst.
Die Privaten halten an der Begründung von Forderungen gegenüber dem Staat fest, die nicht werthaltig sind.
Nein, der Staat schuldet auf. Er bezahlt über die Generationen hinweg nicht an die Privaten, sondern er baut ihre nicht werthaltige Forderung weiter auf. Die laufenden Ausgaben bezahlt er aus den eingenommenen Geld-/Abgabeneinheiten, auf die er das Monopol hält."
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=397414


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