Wirtschaften basiert auf Rechtsgeschäften.
Ohne Staat gibt es überhaupt keine Privaten. "Private" ex ante
(vorstaatlich) gibt es nicht.
Einen freiheitlichen, demokratischen, sozialen Rechtsstaat gibt es -
wenn
überhaupt - nur "by design". Dieser wächst niemals auf Bäumen oder
ähnliches und entsteht schon gar nicht durch "den Markt" (d.h.
Handlungen
von Privaten nach Logik des Privatrechts).
Das ist ein voellig anderes Thema.
Ich sehe es als elementaren Teil des Themas.
Das Thema ist "Wirtschaft". Die Wirtschaft ist kein Prozess, der als basale Operation den Austausch von Sachen hat, sondern auf Rechtsgeschäften basiert.
Nun gibt es etwas, das sich "Weltwirtschaft" nennt, aber die Welt ist unbestreitbar kein Rechtsstaat.
Hat sich schon mal jemand gefragt wie das denn überhaupt funktioniert in der Praxis?
Man moege sich das mit dem "Wirtschaften" nochmal auf der Zunge
zergehen lassen.
Was verstehst Du unter "Wirtschaften"?
Welcher "Determinismus" läuft da ab?
Dass ein positiv zurueckgekoppeltes System irgendwann an den Resourcen
scheitert.
Wer den Wirtschaftsprozess als einen auf Rechtsgeschäften basierenden Prozess erkennt, wird von der zu beobachtenden positiven Rückkopplung nicht mehr automatisch gezwungen, ängstlich auf endliche Ressourcen zu blicken.
Das geschieht nur, wenn man den Wirtschaftsprozess für einen Austausch von Sachen hält. Wenn dann immer mehr "ausgetauscht" werden muss, sind endliche physische Ressourcen ein Problem.
Ich sage nicht, dass das Wirtschaften heute unabhängig von der Physis statt findet. Ich sage nur, dass es zwei Prozesse sind: Stoffkreisläufe (eigentlich mehrheitlich: Stofflinien - von Ressource zu Müll) vs. Wirtschaften (Operationen, die sich auf Vermögensrechte und deren Bewertung beziehen und NICHT auf Sachen).
Z.B. als Grenzbetrachtung ueberstiegen die Zinszahlungen die
Wirtschaftsleistung [@dottore].
Auch die Wirtschafts"leistung" ist kein physischer Prozess.
Auch auf den Konten der Leistungsreihe werden Vermögensrechte verbucht und keine Sachen.
Wenn man dem nun zuvor kommen will
(ZIRP,NIRP) hebt es das System an anderer Stelle aus den Angeln. Der
Ueberdruck wird sich schon einen neuen Weg suchen.
Nichts Genaues weiß man nicht?
Langfristig sind wir alle tot.
Erkennungszeichen eines Keynesians?
Wohin sollen uns denn Schubladen bringen?
(Ah ein Keynesian! Brauche ich nicht weiter zuzuhören. Ah, ein Libertärer! Brauche ich nicht weiter zuzuhören. Ah, ein Marxist! Brauche ich nicht weiter zuzuhören. Laaaangweilig.)
Keynes war - wie jeder brave Postkeynesian heute noch - komplett rechtsblind. Das kann man sich mEn nicht leisten, weil man mit dieser Blindheit für die basale Operation des Wirtschaftens selbst blind wird: Rechtsgeschäfte.
Das heißt aber nicht, dass Keynes nicht sinnvolle Sachen zu sagen gehabt hätte. Das gilt übrigens für Marx und Hayek (u.a.) genau so. Beide mit dramatischen blinden Flecken (ein gemeinsamer ist beispielsweise das Recht), aber auch sehr sinnvollen Einsichten oder Methoden.
Mal angenommen es würde per "Staatengemeinschaft" so richtig massiv
interveniert werden. So mit gepegten Preisen für Rohstoffe, Währungen
usw.
Würde das den (realwirtschaftlichen) Unternehmen schaden?
Ganz im Gegenteil! Sie würden sich mit ihren Kalkulationen viel
leichter
tun...
Wenn ein Unternehmen nicht mehr kalkulieren muss, tut es auch nicht mehr
Wirtschaften.
Wieso nicht mehr kalkulieren?
Selbstverständlich muss man kalkulieren. Auch bei gepegten Rohstoffpreisen. Es geht nur viel einfacher - nämlich auch für die kleineren Betriebe - weil nicht jedes Fliegenschissgeschäft mit Swaps (u.a.) abgesichert werden muss, wenn man die Zinsänderungs-, Währungs- und andere -risiken nicht tragen möchte. Teuer und heute Usus, weil eben fast NIX gepegt ist.
Außer dem Preis für Bankeinlagen ("par"). Der ist bei 1:1 gepegt. Und viele glauben das wäre automatisch so. Ist es nicht. Man muss (u.a.) auch öffentlich-rechtliche Institutionen schaffen, die diese Preisfixierung überhaupt erst erlauben.
Ich habe par deshalb hier als Beispiel gewählt, weil damit klar wird, dass gepegte Preise absolut nichts Ungewöhnliches sind. Das Geschäftsmodell einer ganzen Branche basiert darauf ("Banking").
Tatsächlich müssten die Größtgeldvermögenden ihre Sparneigungen in
Investitionsneigungen verwandeln,
Das aendert ueberhaupt nichts, denn es ist voellig egal ob man Zinsen oder
Dividenden kassiert. Beides dient der weiteren Konzentration des Eigentums.
Der Unterschied waere das Risiko, dass die Vermoegenden damit
eingingen. Nun, das hat man ja bereits abgschafft (Bail-Outs, TBTF) und
schafft es immer weiter ab. So kann sich Vermoegen immer weiter
konzentrieren bei denen, die die Lobby fuer diese Massnahmen haben. Das
System geht in seiner eigenen Dekadenz unter. Pleiten halten aber den
Kapitalismus gesund, weil sie a) schlechtes Wirtschaften bestrafen und b)
die Konzentration von Eigentum eindaemmen - zumindest in einer besseren
Marktwirtschaft.
Welche Zusammenhänge sollten dafür sorgen, dass Pleiten die Konzentration von Eigentum eindämmen?
Glaubst Du daran, dass das Privatrecht aus sich heraus irgendwie für eine "Normalverteilung" der Vermögen sorgen würde, wenn man das Privatrecht doch nur wirken ließe ("Marktwirtschaft")?
Der "Marktprozess" oder die "Marktwirtschaft", d.h. Privatrechtslogik, sorgt im Zeitablauf aus sich heraus immer für eine Zunahme der Vermögensungleichheit, niemals für eine Abnahme.
Dieser Prozess der Vermögensungleichheitszunahme kann per öffentlichem Recht noch zusätzlich forciert werden (wie derzeit durch Verhinderung von Pleiten von Größtvermögen) oder aber abgemildert (wie z.B. in der Nachkriegszeit). Hier liegt die Wahl beim öffentlichen Recht. Nirgendwo sonst.
Dass substanzielle Beiträge der Superreichen das System insgesamt stabilisieren würden liegt auf der Hand (können Überschüsse recyceln ohne auf eigenen Konsum verzichten zu müssen), dass sie daran - derzeit - noch kein Interesse oder kein Verständnis dafür haben ebenfalls. Dass sie derzeit diese Beiträge freiwillig leisten müssten liegt daran, dass es erst gar keine fiskalische Infrastruktur gäbe, die solche Beiträge von Größtvermögen (> 500 Millionen Dollar) überhaupt einheben könnte. Auch die USA könnte es nicht oder will es derzeit nicht, sie sind aber mit Abstand am nächsten dran.
Ziemlich unangenehm das alles. Aber hilft ja nix. Darüber kann man jetzt nachdenken oder aber man muss mit der nächsten Verschärfung der Krise wieder hopplahopp irgendwelche Reparaturmaßnahmen machen und die dann - erneut - erfolgende Rechtselastizität wird wieder unüberlegt - im Idealfall noch per Gießkanne im schlechteren Fall wieder extrem ungleich - angewendet. Sie wird wieder statt finden.
Und wieder werden die Rechtsnihilisten ("die da oben machen was sie wollen") einerseits und die Träumer von reiner Privatrechtslogik oder Ausrechenbarkeit oder gar Ausführbarkeit von Recht ("Blockchain", smart contracts and the like) einen Aufschwung erfahren. Temporär.
Nur um dann erneut von der juristischen Wirklichkeit geohrfeigt zu werden. Die juristische Wirklichkeit ist diejenige der Rechtselastizität. Weder Nihilismus ("eh alles wurscht") noch Ausführbarkeit des Rechts.
Let's deal with it.
Schöne Grüße
--
BillHicks
..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.