Falsch-negativ ist fuer mich das Problem und falsche Beratung ...
"Bei HIV-Tests werden Suchtests und Bestätigungstests unterschieden.[1] Ziel eines Suchtests (z. B. ELISA-Suchtest) ist es, möglichst alle infizierten Personen zu erkennen. Dabei wird in Kauf genommen, dass auch einige nicht-infizierte Personen fälschlicherweise positiv (Anti-HIV reaktiv) getestet werden. Dementsprechend brauchen Suchtests eine hohe Sensitivität, haben aber eine relativ niedrige Spezifität.
Wird eine Person im Suchtest positiv getestet, so ist in vielen Ländern ein Bestätigungstest (in Deutschland und den USA: Western-Blot-Bestätigungstest) vorgeschrieben, um eine falsch-positive Diagnose auszuschließen. Ein Bestätigungstest braucht daher eine höhere Spezifität als ein Suchtest."
Ich kenne das schon, darf aber nochmal dran erinnern:
a) Das gilt nur fuer manche Laender.
b) Was passiert bei falsch-negativen Tests? Da testet nicht nochmal jemand ...
Und
c) Ich bleibe dabei, dass es auf die Beratungsqualitaet ankommt. Und da weiss ich, von Leuten, die einen Test gemacht haben, ebenso wie aus Presse-Berichten (zuverlaessigen!), dass diese "Berater" sagen, es sei 1:10.000.
Damit rufen sie ein falsches Bild hervor. Drum denke ich, etwas Aufklaerung kann nicht schaden.
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Das EIGENTLICHE Problem sind die falsch-negativen Tests, nach denen niemand einen Anlass sieht, erneut zu testen, obwohl das aehnlich problematisch ist, wie nach einem falsch-positiven Resultat nicht weiter zu testen. Nach einem positiven wird jedoch aus verstaendlichen Gruenden erneut getestet (in vielen Laendern, aber auch nicht allen), aber das falsch-negative Resultat ist das viel schlimmere, denn diese Menschen wiegen sich und ihre Partner(innen) in truegerischer, falscher Sicherheit.
Wenn man es hinbekaeme, falsch-negative Ergebnisse quasi auszuschliessen, waere epidemiologisch sehr viel gewonnen, jedenfalls in OECD-Laendern. In Laendern wie Suedarfika, wo sich das hartnaeckige Geruecht haelt, dass man als HIV-Positiver sich durch Geschlechtsverkehr mit einer Jungfrau heilen koenne, was massenhaft zu Vergewaltigungen fuehrt, ist das was anderes. Da koennte man behaupten, die einzelne Frau haette davon profitiert, wenn dieser Mann falsch-negativ getestet worden waere.
1 February 2013 - HIV test accuracy, results and further testing
"Is a negative test 100% accurate? - HIV tests after the 3 month window are more than 99.97% accurate. They work for all types and subtypes of HIV. ... Tests showing a negative result are ‘interpreted’ as negative."
3 von 1.000 Getesteten laufen "draussen" 'rum und sind in Wahrheit positiv! (Wenn alle Getesteten infiziert waeren.) Das Problem geht aber noch weiter: mangelnde Aufklaerung oder Wissen darueber, was "Exposure", also Ansteckungsmoeglichkeit sein kann. Das Fass will ich aber hier nicht auch noch aufmachen.
HIV Antibody Testing at HUP (University of Pennsylvania, Paul H. Edelstein, latest version: December 2014)
"Patients who don't make antibody, due to immunosuppression or intrinsic humoral immune defects, may have negative assays. An unusual cause of false-negative tests is massive transfusion before testing. ... Technical errors can result in false-negative tests, as can glove powder."
(Falsch-) negative Resultate bei/aufgrund:
- Personen, die Immunsuppressiva nehmen (Rheumapatienten, Organempfaenger u.a.m.)
- Angeborene oder anderweitig erworbene Immunschwaeche
- Starke Blutzufuhr durch Transfusion
- Technische Fehler
- Das Gleitpuder bei medizinischen (Einmal-?) Handschuhen (Talkum?)
Nochmal: falsch-positiv ist nicht schlimm, falsch-negativ kann toedlich sein, bzw. kleine Epidemien ausloesen ...
HIV Clin Trials. 2014 Mar-Apr;15(2):62-8. doi: 10.1310/hct1502-62 - "Failure to identify HIV-infected individuals in a clinical trial using a single HIV rapid test for screening":
"In the HIV Prevention Trials Network (HPTN) 061 study, 8 (2.3%) of 348 HIV-infected participants identified as HIV uninfected at study enrollment using a single HIV rapid test for screening were found to be HIV infected after additional testing."
8,3% der infizierten Testpersonen wurden falsch-negativ getestet und waeren daher in einer normalen deutschen oder US-Beratungsstelle als "gesund" und mit "gutem Gewissen" nach Hause geschickt worden.
"Of the 8 HPTN 061 participants with missed infection, 1 was an elite controller, 1 was taking ART, 2 were missed because of testing or clerical errors, 1 had recent HIV infection (identified using a multi-assay algorithm), and 3 had acute HIV infection. Two (1.7%) of 118 individuals with viral suppression (both taking ART) had at least 1 false-negative test."
Es gab mehrere Gruende, u.a. die Einnahme von Immunsuppressiva wie auch technische und Buero-Fehler ("clerical").
"Using more than one assay to screen for HIV infection may reduce the number of missed infections."
Letztlich wird die Verwendung von mehr als einem Test fuer alle Tests angeregt. (Das waere auch mein Vorschlag, darum der Artikel - denn, wenn jeder Betroffene wenigstens selbst das Sinnvolle veranlasst, schuetzt er sich und andere.)
HIV for the Primary Care Physician
Wikipedia (EN): Western blot:
"In a generally healthy low-risk population, indeterminate results on western blot occur on the order of 1 in 5,000 patients."
In einer gesunden Durchschnittsbevoelkerung, unklare [=falsch negativ] Ergebnisse kommen beim Western Blot in einem von 5.000 Faellen vor.
[geht aber auf Bartlett, JG. Serologic tests for the diagnosis of HIV infection, in UpToDate. Accessed 5 October 2006 zurueck]
US Centers for Disease Control and Prevention: "Laboratory Testing for the
Diagnosis of HIV Infection"
p. 5: "... relying on Western blot or indirect immunofluorescence assay (IFA) for confirmation of reactive initial immunoassay results can produce false-negative or indeterminate results early in the course of HIV infection ..."
p. 12: "However, these immunoassays become reactive days to weeks before the HIV-1 Western blot becomes positive. 46,49 Using the HIV-1 Western blot for confirmation of these immunoassays can produce false-negative results during seroconversion."
Wird der Western Blot zur Ueberpruefung positiver Resultate der anderen Tests verwendet, kann eine falsch-negative "Entlastung" die Folge sein, je nachdem, wie kurz die Infektion her ist. Im Grunde muesste man nach ein paar Wochen also nochmal nachtesten.
About.com: "How Often Do False Positive and False Negative HIV Test Results Occur?" (Updated May 27, 2014):
"Today, the false negative rate in the general U.S. population is around 0.003%, or three times out of every 100,000 tests. False positive rates are far lower—between 0.0004% and 0.0007%—due to the practice by which the initial positive result (using an HIV ELISA) is confirmed with a secondary test (called the Western blot). ... The blood-based HIV ELISA has a demonstrated sensitivity of between 99.3% to 99.7%, with a specificity of between 99.91% and 99.97%. When combined with a Western blot, this translates to approximately one false positive out of every 250,000 tests in the general U.S. population."
Falsch-negativ in den USA derzeit mit drei aus 100.000 Tests angenommen. Positive lassen sich durch den Nachtest mit Western Blot reduzieren. [Nochmal: mir geht es darum, was die Beratungsstellen erzaehlen!]
Auflistung von Zitaten bei der Alberta Reappraising AIDS Society: "Referenced Quotes about HIV/AIDS Tests and Measurements - Antibody Tests (ELISA, Western Blot)" (August 6, 2014)
Advances in HIV Testing Lead to Improved Diagnosis of Acute HIV Infection (JUNE 27, 2014 - sermo.com)
Monica M. Parker, Ph.D. 29.05.2014): HIV Diagnostic Testing
Folie 8: "Western blot doesn’t meet today’s needs for HIV detection - False negative and Indeterminate results occur ..."
Western Blot nicht ausreichend fuer die Ermittlung von HIV-Infektionen ... Es gibt falsch-negative bzw. unklare Ergebnisse (CM: Wenn "unklar" [indeterminate] wird i.d.R. 'negativ'n angenommen, wenn z.B. vorausgehender ELISA-Test bereits negativ war. Nur: wenn der negativ war, wird i.d.R. eh kein Western Blot mehr gemacht.)
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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