Gebe Dir teilweise recht, Du sprichst einen wichtigen Teil des Problems an - aber die Lösung funktioniert nicht

politicaleconomy, Freitag, 23.01.2015, 23:15 (vor 3663 Tagen) @ pigbonds3241 Views

Hallo pigbonds,

Ideologie des Finanzkapitals, dessen Strategie in Kooperation mit den
Zentralbanken darin besteht, die Wirtschaft am Rande einer Deflation zu
halten, um neoliberale Reformen durchsetzen zu können (siehe
Princes of

the

Yen[/link]).


Es ist richtig, dass ohne deflationären Druck nicht viel geschieht, weder

wirtschaftlich noch politisch.

Da ist durchaus was dran, allerdings fragt sich, ab wann der Druck mehr zerstört und Agressionen schafft, als daß er zu Veränderungen führen würde. Und: welche Veränderungen und "Reformen" überhaupt? s.u.

In Deiner Wutschrift geht vergessen, dass das Problem im Süden nicht die

Hängematte, sondern das nicht funktionierende Steuersystem ist. Jeder,
egal
ob arm oder reich, fühlt sich frei, die Steuern zu umgehen.

Auch das ist richtig, doch genau das wird ja von den neoliberalen "Reformern" gar nicht gefordert - zeige mir konkret, wo vorrangig dies gefordert wird. Vielmehr möchten sie SteuerSENKUNGEN und halten Steuererhebungen gerade für schädlich.

Daß der Staatsapparat und das Zivilrecht in GR nicht zuverlässig und effizient funktionieren, ist klar, das wird jedoch per deflationärem Druck nicht behoben werden, sondern bewirkt das Gegenteil. Die Schattenwirtschaft wird bei Arbeitslosenraten um 25% gerade wieder zur Notwendigkeit und gestärkt.

Doch viel schlimmer: weder das von dir angemahnte fehlende zuverlässige Steuervollstrecken noch das fehlende Zivilrecht werden ja von der Troika von den Griechen überhaupt nicht verlangt (und sind auch nicht Teil des "Washington Consensus").

Damit wird
aber eine "Steuerung" durch Fiskalpolitik unmöglich,

Wäre dem so, könnte darüber ja keine Deflation bewirkt worden sein.

denn
Konjunkturspritzen
verpuffen unter eigenem Währungsregime inflationär, während sie im
Eurosystem
ein Transfer von den steuereintreibenden Staaten hin zu den Eliten im
Süden darstellen.

Kannst Du das bitte mal anhand konkreter Beispiele für jeden Fall deutlicher machen?

Im Süden ist daher eine sanfte Revolution nötig, um die Eliten etwas
härter
anzupacken.

Nein, GR hätte von vorneherein nicht in die Eurozone herein dürfen.

Der deflationäre Druck fördert diese revolutionäre
Stimmung, denn
er führt den Leuten vor Augen, dass irgendjemand aus ihrem Kreis falsch
spielt.

Aber eben nicht, was getan werden muß. Er ist nicht zielführend, da unter ihm ja nicht die Eliten leiden, sondern der große Rest. Zeige mir ein Land, in dem diese Strategie funktioniert hat.

Wie üblich in den economic hitman-schock-strategien soll GR dann gezwungen werden, Staatsvermögen zu verkaufen.

Die EZB überschreitet damit ganz klar ihr Mandat und agiert als Staat

in

der EU, als "de facto-Regierung".


Nicht richtig. Doch von EZB, von Bundesbank, sogar von Axel Weber am WEF
kommt die
klare Forderung, DASS DIE POLITIKER ENDLICH HANDELN SOLLEN.

WIE handeln? Steuern zuverlässig eintreiben? Zuverlässiges Steuer- und Zivilrecht etablieren?

Genau das wird NICHT gefordert, obwohl genau das nötig wäre. Gefordert wird stattdessen, Löhne, Renten, Steuern und Staatsschulden zu senken, was nicht nur unmöglich ist, sondern die deflationäre Spirale nur weiter verschärft.

Die EZB weiss,
dass
alles, was sie tun kann, sich darin beschränkt, den Politikern Zeit zu
geben. Die EZB
regiert doch nicht, was hat die EZB denn für Reformen eingeführt? Das
kann sie gar
nicht.

Sie hat den Kauf der Anleihen klar an den neoliberalen Umbau der Gesellschaft gebunden.
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=336045

Im Gegenteil, die nationalorientierten Politiker versuchen die EZB
vor sich
hinzutreiben, wie eine kaufwütige Ehefrau ihren berufstätigen Ehemann.

Hier besteht das Problem eher darin, daß Länder in der Eurozone sind, die nicht hineingehören. Nicht nur können auf diese Weise keine Reformen von außen erzwungen werden. Die von Dir benannten nötigen Reformen (Steuersystem) werden überhaupt nicht angemahnt, geschweige denn die nötigen Reformen im gesamten Staatsapparat und Rechtssystem, die überhaupt erst die Voraussetzung für halbwegs funktionsfähige Geldwirtschaften schaffen würden.

Die Deflationierung schafft diese Bedingungen erst recht nicht automatisch, sondern unterläuft sie, weil sie Schattenwirtschaft auf der Basis informeller, korrupte Beziehungen zur absoluten Notwendigkeit macht und damit blühen läßt.

Vermutlich ist die einzige Lösung die Auflösung der Eurozone. Auch das wird in GR nicht zu einem effizienten Staatsapparat und Zivilrecht führen - das könnte nur von innen kommen (wie beispielsweise in Preußen 1805ff.), und wird es vermutlich nicht mehr. Aber es würde für die Griechen mit der Drachme immerhin wieder die Möglichkeit der Abwertung bringen und die Depression beendbar machen.

Daß D damit für den Forderungsausfall haftet, ist der eigenen Dummheit bei der Konstruktion der Eurozone, ihrem Mißmanagement und dem dummen Hereinnehmen der Griechen geschuldet.


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