Nein, zu schnelle Aufwertung ist wie eine Vollbremsung

pigbonds, Freitag, 23.01.2015, 12:29 (vor 3670 Tagen) @ Zarathustra3430 Views


Es ist wie bei der SNB, die den Betrieben in der Schweiz 3 Jahre bei

1.20

geschenkt
hat, statt direkt von 1.50 auf 1.00 zu gehen. Sowas ist "gemanagte
Deflation", die
bewirkt, dass zumindest die fitten und anpassungsfähigen überleben
können. Ohne diese
Hilfe wäre die Mehrzahl gleich weggefegt worden. Das "Managen" der
Deflation kommt
nicht gratis, sie stellt eine Investition dar, deren Dividende es ist,
dass es in
der Zukunft überhaupt noch Betriebe gibt.


Nur diesen Abschnitt würde ich nicht unbedingt unterschreiben.
Es mag sein, dass eine abrupte Aufwertung zu einer drastischeren
Bereinigung geführt hätte. Diese Bereinigungen im Gefolge einer starken
Währung sind aber wiederum das Fundament der Produktivitätssteigerung, zu
der eine Wirtschaft mit starker Währung gezwungen wird (wie Du es auch in
den Abschnitten davor beschreibst), und das Resultat aus diesem Zwang sehen
wir in der Schweizer Wirtschaft, die trotz doppeltem und dreifachem
EU-Lohnniveau auf dem Weltmarkt konkurrenzfähiger ist als die EU, und
ebenso konkurrenzfähig wie Deutschland, das jetzt über eine
vergleichweise weiche Währung mit tiefen Löhnen verfügt. Grübel war
auch ein Gegner dieser 300-Milliarden-'Investition' der SNB. So einen
grotesk hohen Betrag hätte man besser verwenden können. Wo die Schweiz
jetzt stünde mit einem Flassbeck, Lafo, Krugman und @politicaleconomy an
den Stellschrauben, kann man sich ausmalen.

Grüsse, Zara


Wir fahren derzeit mit unserem debitistischen Fahrrad bergauf. Eine sehr
starke Bremsung wird das weiterkommen enorm erschweren. Das wird jedem
einleuchten.

Gute, starke Exportunternehmen mögen bis ca. 20% Marge haben. Das ist viel.
Steigt der Wechselkurs - nicht aufgrund von Kaufkraftparitäten sondern rein
wegen Flucht aus anderen Währungs- und Rechtsräumen - um mehr an, dann arbeiten
sogar die besten Unternehmen defizitär. Praktisch die gesamte Wirtschaft löst
sich dann auf ebenso das Kapital. Dann ist bald niemand mehr da, der die
Produktivität noch steigern könnte.

Es ist wie beim Feuer: ist es einmal aus, dann wird es ohne Feuerzeug enorm
schwierig, es wieder anzufachen, weshalb zu starke deflationäre Verhältnisse
auch den Rentnern nichts bringen, denn die Kaufkraft steigt anfangs zwar, doch
dann verschwinden die Produzenten und danach zerfällt die vorerst erstarkte
Währung und löst sich hyperinflatioär auf.

Grübel's Haltung ist extrem kurzsichtig.

Die SNB sorgte dafür, dass die Unternehmen zwar ihre Marge verloren haben (von 1.5 auf 1.2),
aber nicht defizitär arbeiten mussten. Die SNB gab den Unternehmen die Zeit, um zu innovieren.
Jetzt erfolgt der zweite Schritt nach unten und die Unternehmen können weiter an der Produktivität
und an neuen Innovationen feilen, denn diese können nur von funktionierenden Unternehmen kommen.

Der Druck muss stetig und sanft sein, dann sorgt er für Innovation - alles andere sorgt
nur für Booms und Busts.

Es besteht für mich kein Zweifel, dass die SNB weiter intervenieren wird, nun aber ohne die
Last der öffentlichen Ankündigung. Wichtig ist das verhindern von Schocks und wenn nötig, macht
die SNB jährliche 5-10% Anpassungen und verliert dabei auf den zu teuerer gekauften Devisen
enorme Summen.

Diesen Vorgang prognostiziere ich hier seit ca 2010. Und ich prognostiziere auch das Ende:
Sobald die SNB ein riesiges Verlustloch aufweist, dann bleiben ihr 2 Optionen:
1.) Kapitalspritze der Eidgenossenschaft, die sich dieses Kapital zu Minuszinsen beschaffen kann.
2.) SNB zahlt einen Preis von 500k pro 1-kg Goldbarren und wertet ihre Goldbestände entsprechend
auf, dann ist der Verlust weg.


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