ZB-Geld ist Staatsgeld
Hallo BillHicks!
Danke für deine ausführliche Antwort. Im folgendem will ich mich auf die eigentliche Frage nach der Staatsfinanzierung konzentrieren, und habe ein paar Sachen herausgekürzt. Solltest du finden, dass ich etwas ausgelassen habe, was ich nicht hätte übergehen sollen, dann wirst du mich es wissen lassen.
Klingt das nicht widersprüchlich: der Staat schöpft Geld und darum
sind
die privaten frei von Geldvermögen?
Weil der Staat (als alleiniger) Akteur nichts emittieren kann, was von
Privaten (auch außerhalb der staatlichen Jurisdiktion ansässigen) als
Geld verwendet wird. Es hat für sie nicht Geldcharakter (immer at par mit
money of account).Wenn Du startest mit der Annahme: ein Staat kann Geld schöpfen. Punkt.
Dann ist es freilich unlogisch, warum dieses "Geld" dann nicht auch
irgendwo bei Privaten ankommen könnte...Ein Staat kann auf sich allein gestellt aber nur in dem Rahmen Geld II
(Regulationsgeld) schöpfen in welchem er glaubhaft Verbindlichkeiten bei
den Privaten erzeugen kann, die in diesem Geld II zu zahlen sind. Eine
solche Ausgabe von Geld II ist nur möglich, wenn diese innerhalb eines
Systems geschieht, welches die teilprivate Erzeugung von Geld I
(Eigentümergeld) bereits erlaubt. Kurz: es braucht eine entsprechende
zivilrechtliche und fiskalische Infrastruktur.
Ja, dem vom Staat (längst beständig) emittierten Staatsgeld wird erst mit der Vermischung mit Kreditgeld Leben eingehaucht.
Natürlich wächst eine Volkswirtschaft gemeinschaftlich, so wie sich ein lebender Organismus auf jeden Fall auch nicht so bilden kann, dass vielleicht erst ein Herzmuskel entstanden wäre, dann eine Niere oder so. " />
Es ist ja so, dass Geld nicht zum Kaufen da ist, sondern durch Kaufen überhaupt erst entsteht, weil Kaufen ein Akt der Verschuldung (Geldemission) bedeutet. Die selbe Aussage gilt auch für das Geld des Staates, welches ebenso als Belege für in Anspruch genommene Leistungen emittiert wird. So gesehen hat jedes Geld bereits gekauft, sobald es entstanden ist, was jede Sorge eliminieren sollte, dass das Geld ja vielleicht nicht „funktionieren könnte“. Sollte ein Kauf mit einer Banknote oder Giralgeld beglichen werden, löst dieses dann meist ein Clearing aus, ein Vorgang der den Bankensystem vorbehalten ist.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass dir diese seine Natur des Geldes nicht wirklich gegenwärtig ist, obwohl dir weiter unten der Begriff des Intertemporaltausches nicht gefällt. Dieser mein Eindruck ergibt sich aber aus der Gesamtheit deiner Schilderungen. Im Prinzip gibt es ja gar kein Geld, sondern nur in Geld ausgedrückte Schulden/Forderungen. Im Prinzip gibt es nur Angebot und Nachfrage, was sich als Geldwesen lediglich Ausdruck verschafft. Beim Staat ist es halt so, dass dieser nur nachfragt, aber nichts anbietet. Das führt nur dazu, dass also mehr (nominale) Nachfrage auf entsprechend weniger Angebot trifft. So erklärt sich dann auch die „Werthaltigkeit“ des Staatsgeldes – an die ja niemand glauben kann – dadurch, dass durch dieses die kaufbaren Waren alle „werthaltiger“ werden, sprich teurer werden läst. Die Staatsschulden sind einfach weg-inflationiert. Leider sind es die Zinsen auf Staatsschulden, welche dieses ansonsten erfreuliche Zusammenspiel kaputt machen, und von PCM Tzatziki-Effekt genannt wurden. Staatsschulden verlieren mehr und mehr ihre Nachfragewirksamkeit, und die Preise hören entsprechend auf zu steigen. Andernfalls wäre das schöne (und kaum zufällig inflationäre) deutsche Wirtschaftswunder auch niemals zu ende gegangen. Auf diese Zinsen werde ich also weiter unten näher eingehen.
Tatsächliche staatliche Nettogeldschöpfung gibt es nur bei
Scheidemünzen, für Noten gilt das (immer noch) nicht.
Bei Noten gilt das nicht? Nun wäre ich aber längst zufrieden, wenn die ZB dem Staat die Defizite direkt finanziert. Wir brauchen uns dann auch nicht weiter streiten, ob die ZB nun privat oder staatlich ist. Nur geschieht dies ja bekanntlich nicht. Die hier im Forum dem Anschein nach vorherrschende Meinung ist die, dass der Staat damit „Netto-Geld“ (heißt wohl „schuldfrei“) erzeugen würde. Bekannter Maßen haben die maßgeblichen ZB's aber haupütsächlich Staatsanleihen aktiviert, welche sie auf dem Sekundärmarkt erworben haben. Ich wüsste aber nicht, welchen Unterschied es wohl machen sollte, dass ein Privatier diese Papiere zwischenzeitlich noch mal angefasst hat. Warum kaufen die ZB's in Krisenzeiten wie verrückt Staatsanleihen? Doch um Staatsgeld zu schöpfen?!
Ferner bleibe ich bei meiner Meinung, dass es völlig egal ist, was die ZB aktiviert – es können auch ausgedrückte Zigarettenstummel sein, und der einzige den das wirklich interessiert wäre der glückliche Raucher, der den Zuschlag erhält. Ich gehe jede Wette ein, dass die ZB auch schmutzige Unterwäsche aktivieren kann, und sich die Leute trotzdem um ihr Geld reißen würden.
Öffentlich oktroyierte Schulden führen nicht automatisch
dazu,
dass Private ihre privaten Kontrakte automatisch mit der staatlich,
schuldfrei geschöften Währung auszeichnen.
Zum einen gehe ich von einem Gesetzlichen Zahlungsmittel aus – und
zum
anderen wüsste ich nicht, in welchem hier relevanten Zusammenhang die
Privaten in der Gestaltung ihrer Kontrakte überhaupt tangiert würden.
Ein gesetzliches Zahlungsmittel unserer westlichen Diktion bedeutet:
Falls das gesetztliche money of account zur Nominierung eines Kontraktes
genutzt wurde und das gesetztliche money proper zur Erfüllung dieses
Kontraktes angedient wure, so gilt die Geldforderung als erfüllt.Ein gesetzliches Zahlungsmittel unserer westlichen Diktion legt durch
nichts fest, dass ein ganz bestimmtes money of account für private
Kontrakte genutzt werden müsste.
Niemand zwingt Dich im Euroraum Deine Waren (oder sonstiges Eigentum) und
Dienstleistungen in Euro auszuzeichnen.
Dass Du das machen wirst, sobald Du selbst Zahlungen in Euro zu leisten
hast steht auf einem anderen Blatt. In dem Maße in welchem Du Zahlungen in
Euro zu leisten hast wirst Du wohl immer auch eigene Assets/Services in
Euro anbieten.
Nein, es steht nicht auf einem anderen Blatt, es ist maßgeblich. Am Ende zählt, wo man seinen Wohnsitz hat. Dort bezahlt man seine Miete, seine Steuern und dergleichen – und natürlich in Landeswährung. Wenn zwei Handelspartner aus unterschiedlichen Währungsräumen einen Handel treiben, dann spielt es keine Rolle, ob nun der Käufer oder der Verkäufer das Geld wechselt. Der Verkäufer (der das Geld bekommt) wird davon zunächst seine Mitarbeiter bezahlen. Diese werden als Währung nun ebenfalls diejenige bevorzugen, welche ihrem Wohnsitz entspricht. Notfalls gehen aber auch diese mit einer Fremdwährung zur Wechselbank, und um ein weiteres spielt es keine Rolle, wer von beiden nun gewechselt hat. Mitnichten wird eine Währung vielleicht abgewertet, weil sich die Leute lieber eine andere aussuchen, und der Binnen-, wie auch der Außenwert der Währung wird im übrigen weiterhin dadurch bestimmt sein, welche Leistungen man in deren Gebiet dafür abrufen kann bzw. abgerufen wurden. Nicht aber durch das Anlagevermögen der ZB, worauf ich weiter unten noch näher eingehen will.
Zwingt man die Privaten dazu ändern sich die Spielregeln völlig
(Kommandowirtschaft).
Warum sollten die Privaten nun gezwungen werden müssen? Sie
wirtschaften
aus dem selben Antrieb, wie auch jetzt.
Nicht dann, wenn das (Möchtegern-)Geld nicht von Haus aus mit einer
Rückzahlungsverpflichtung ausgestattet ist. Denn dann sinkt automatisch
das Maß in welchem Du - beispielsweise - Euro-Zahlungen vorzunehmen hast.
Ich kann gerade nicht verstehen, was diese „Rückzahlungsverpflichtung“ sein soll.
Die“Kommandowirtschaft“
zeichnet sich dadurch aus, dass die Produktionsmittel verstaatlicht
sind.
Solches hat es freilich auch gegeben, aber nicht als Folge von
Gelddrucken.
Nun, wenn es kein Eigentum bei den Privaten gibt, dann werden diese auch
nicht in der Lage sein Eigentümergeld zu erzeugen. Dann bleibt bloß
"Gelddrucken", nur dass bei diesem "Gelddrucken" gerade kein Geld
herauskommt. Und schon gar keines das international so wahrgenommen
würde.
Wenn ein Geld im Ausland überhaupt „wahrgenommen wird, dann ist vermutlich bereits etwas ober-faul. Normalerweise wird aber kein Geld wahrgenommen, sondern die Erzeugnisse, welche man dafür kaufen kann. Das könnte z.B. ein schmucker BMW aus Deutschland sein. Dem Ausländer, der mit dem Wagen liebäugelt, wird es auch völlig egal sein, ob der Wagen nun Tausend oder eine Millionen der fremden Geldeinheiten kostet, es interessiert ihn nur was dieses in seiner eigenen Währung ausgedrückt bedeutet, wenn er diese Währung kauft, um den Wagen zu kaufen. Der Wechselkurs wird aber genau von den Dingen abhängen, welche in diesen Währung bereits gekauft/verkauft wurden, und nur mittelbar davon, was die ZB gemacht oder unterlassen hat. Es spielt dafür keine Rolle, ob die Produkte nun staatlich oder privatwirtschaftlich erzeugt wurden, sondern nur ob sie nachgefragt werden oder nicht.
„Eigentümergeld“ klingt ansonsten gefährlich nach Heinsohn, und ich habe diesem unseren Forum schon einige Hinweise gegeben, wie fragwürdig sein Modell ist. Die Funktionsweise des Geldes habe ich oben bereits skizziert. Geld hat sozusagen bereits gekauft, als es entstanden ist und bedarf keiner weiteren Deckung. Wer durch Verschuldung „Geld“ emittiert(z.B. der Erwerb einer Maschine), bucht dieser Passivposition eine identische Aktivposition gegenüber, weshalb dieser durch Verschuldung weder reicher noch ärmer geworden ist. Sollte nun eine Wertberichtigung von Nöten sein, dann geht der Schuldner eben pleite, und die Forderung (das Geld) wird (wegen Uneinbringlichkeit) ausgebucht. Das Geld (die Schuld) lebt und stirbt mit dem Schuldner und nicht durch angeblich hinterlegtes Eigentum. Die Frage nach Besitz und Eigentum will ich an dieser Stelle nicht weiter ausbreiten, aber wenn die Produktionsmittel verstaatlicht sind, dann gibt es eben kein Kreditgeld.
Im Folgendem möchte ich eine grundsätzliche Überlegung zum Geldwesen
erörtern, um die zugrunde liegende Verwirrung möglichst aufzulösen.
In
der Marktwirtschaft finden sich notwendigerweise zwei Sorten von Geld,
welche strickt zu unterscheiden sind. Zum einen bedarf es eines
Staatsgeldes, welches wir vor allem als Banknoten kennen und zum
anderen
finden wir Kreditgeld, u.A Giralgeld der privatwirtschaftlichen
Geschäftsbanken. Bargeld kommt von der ZB, welche von ihrer Natur her
ein
Staatsorgan ist. Kreditgeld entsteht hingegen (normalerweise nur) auf
dem
Privatsektor.
Wenn Du mit Bargeld die Noten der EZB, bzw. ihrer nationalen ZBen, meinst,
dann entstehen diese immer noch zu einem nicht zu vernachlässigenden Teil
in Kontrakten mit privaten Eigentümern (GBen), die mit Eigentum haften
müssen, das sie unbedingt zurück haben wollen.
Zurück haben wollen? Im Debitismus ist grundsätzlich alles beliehen (die Aktiva ist sozusagen durch die Passiva beliehen). Es wird in Alles vollstreckt, es sei denn die Gesetzgebung schiebt einen Riegel davor. Es bedarf keiner weiteren Erklärung für das ökonomische Handeln.
Dass eine Zentralbank ihre Aktiva durch Direktkauf (outright purchases)
von Aktiva für Preisrisiken anfälliger machen kann ist dessen
unbenommen.
Eine ZB ist auf keine Kredite angewiesen, und bräuchte im Grunde überhaupt nicht zu bilanzieren. Wie viele Billionen die ZB's z.B. für geheime Rüstungsprojekte emittiert haben, ohne diese Gelder zu verbuchen, weiß man höchstens in Kreisen der Finanzmaffia. Die ZB-Bilanzen sind nur Show. Wer Geld drucken kann(hier konkret gesetzliche Zahlungsmittel), braucht so etwas nicht.
Der Kommunismus (Kommandowirtschaft) zeichnet sich dadurch
aus, dass es keinen Privatsektor gibt, und damit auch kein Kreditgeld,
sondern eben nur Staatsgeld.
Es kann dort Zettel geben, die optisch in nichts einer Zentralbanknote
nachstehen. Aber juristisch, insbesondere haftungstechnisch, kann eine
staatliche Zettelbank - die keine Geschäfte mit Privaten machen kann, die
mit privatem Eigentum haften können, weil diese kein Eigentum haben - kein
Geld erzeugen. Es kommen nur Zettel dabei heraus, die niemand schuldet und
die deshalb auch niemand auf Gedeih und Verderb benötigt zum
Fälligkeitstermin.
Wer Schulden hat (also alle) benötigt gesetzliche Zahlungsmittel, welche zweifelsohne von der ZB emittiert werden.
In der Tat zeigt dieses unser Forum eine erhebliche Tendenz, die
Belange
des Privatsektors zu würdigen, und die Belange des staatlichen Sektors
völlig zu verkennen (Anarcho-Kapitalismus).
Meine Sicht auf den sog. "Anarcho-Kapitalismus" habe ich oben kundgetan.
Es ist ein Oxymoron. Soetwas gibt es gar nicht, jedenfalls nicht, wenn bei
der privaten Vollstreckung von privaten Kontrakten nicht ein Mafiagebilde
herauskommen soll.
Ja, wir befinden uns längst im realen Anarcho-Kapitalismus.
Die ZB ist ein Staatsorgan, und sie emittiert ausschließlich
Staatsgeld.
Das ist nicht korrekt.
Oh doch! Bekannter Maßen wurde die Fed am 23.12.1913 durch Beschluss des Kongresses gegründet. Es ist die Lizenz zum Gelddrucken (gesetzliche Zahlungsmittel), welche staatlich vergeben wird. Mit anderen Worten: Die Fed wurde 1913 zum König erhoben.
Es spielt dabei überhaupt keine Rolle, was die ZB aktiviert.
Das ist grundfalsch.
Auch wenn sich diese Überzeugung bis in höchste Bankerkreise finden
lässt, Du bist da gewissermaßen in ausgezeichneter Gesellschaft.
Es ist gerade nicht irrelevant was die ZB aktiviert, weil es
ihre Aktiva sind, die sie zur Nachfrage nach ihren Passiva einsetzen kann.
Wenn in ihren Aktiva ausschließlich Papiere sind, die niemanden zu einer
Zahlung verpflichten, dann muss dargelegt werden, warum überhaupt
irgendjemand die Passiva der ZB benötigen würde.
Das Missverständnis mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel hatte ich oben
schon aufgeklärt. Es verpflichtet gerade NICHT dazu private Kontrakte in
einem bestimmten money of account zu nominieren.
Das Publikum verpflichtet sich aber anderweitig zur Zahlung von Gesetzlichen Zahlungsmitteln(Telefon, Miete Strom usw.), welche aber von der ZB emittiert werden. Dass zur Zahlung auch Kreditgeld in Form von Giralgeld möglich ist, ändert nichts daran, dass Bargeld genauso gut ist.
Dieses Staatsgeld ist auch überhaupt nicht etwas schlechtes, es
gehört
unweigerlich zu der VW dazu. Es bildet die notwendige Geldbasis und
lebt
eine Symbiose mit dem Kreditgeld,
Das Zentralbankgeld lebt heute keine "Symbiose mit dem Kreditgeld", es
ist zu einem allergrößten Teil selbst "Kreditgeld",
Es ist niemals Kreditgeld, weil die ZB auf keine Kredite angewiesen ist.
denn es
ensteht durch Kontrakte zwischen ZB und GBen, welche jeweils mit ihrem
Eigenkapital haften, die GBen hinterlegen sogar zudem dediziert Eigentum um
die (theoretische) Vollstreckung für die ZB so einfach wie möglich zu
machen, damit diese keine (theoretischen) Verluste erleidet.
Ja, die Gben, nicht die ZB. Offenbar sind auch diese auf Gesetzliche Zahlungsmittel angewiesen.
Das
hinterlegte Eigentum der GBen ist sogar einem täglichen Margenausgleich
unterworfen, falls jemand andere Informationen diesbezüglich hat: bitte
raus damit! Danke.
Wüsste ich nichts weiteres darüber.
Der Staat verzichtet auf die Erzeugung von Staatsgeld
(Geldbasis)
Ich kann mich nur wiederholen: Die Geldbasis ist heute gerade NICHT
(ausschließlich) Staatsgeld (Nettogeld).
Auch ich könnte mich hier nur wiederholen …
„Schuldfrei“ bedeutet zinsfrei. Schulden werden immer nur einzelne
bezahlt, insgesamt läuft die Wirtschaft auf einen „Ewigkredit“
hinaus.
Die Leistung die der Einzelne letztlich erbringt ist einzig der Zins.
Verstehe ich nicht.
Dabei ist dieses doch besonders spannend:
Stell dir vor du hättest eine Verpflichtung von sagen wir 1000 Währungseinheiten (und diese Forderung/Verbindlichkeit können wir ja übrigens „Geld“ nennen) mit 30 Tagen Frist, dann müsstest du etwas tun, um diese Verpflichtung zu erfüllen. Sollte nun aber diese Verpflichtung nach 30 Tagen automatisch durch eine neue Verpflichtung mit weiteren 30 Tagen Frist ersetzt werden, und wieder und wieder, dann bräuchtest du diese Verpflichtung hingegen niemals zu erfüllen. Sollte dieser Verpflichtung nun aber ein Zins anhaften, dann hättest du diesen Zins schon zu erbringen, weil dieser sonst den Rahmen der Verpflichtung sprengen würde. Genau darauf läuft Wirtschaften hinaus – das ganze liebe lange Jahr über bezahlen wir Schulden, und am Ende des Jahres haben wir genauso viele Schulden wie am Anfang – der Eine vielleicht mehr, der Andere weniger, aber im Mittel bleibt es dabei. Wir leisten den Zins, nichts anderes, die Gesamte Wirtschaft läuft auf einen „Ewigkredit“ hinaus. Und wie schon angemerkt, das gilt nur, wenn der Verpflichtung ein Zins anhaftet (also nicht für Banknoten z.B.). Ohne Zins haben wir dann wieder „schuldfreies“ Geld. Gar nichts schlechtes übrigens, genau solches schuldfreies Geld sollte ja der Staat (durchaus über ZB) emittieren. Leider hat die ZB aber andere Vorstellungen, und diese ist weder auf Kredit, noch auf Wähler angewiesen.
Das von der ZB (welche ein Staatsorgan ist) emittierte Geld ist
grundsätzlich schuldfrei, weil die ZB niemanden etwas schuldet, ergo
ihren
Noten kein Zins anhaftet.
Das ist eine Behauptung, die mit der beobachtbaren Wirklichkeit mEn
überhaupt nicht in Einklang zu bringen ist.
Vielleicht konnte ich dich zwischenzeitlich etwas besseren belehren.
Es geht um das übrige „Geld“, welches vom Staat (wider seiner
Natur)
auch als Kreditgeld emittiert wird.
Als es noch keine Zentralbanken gegeben hat, stand an Stelle des (von
seiner Natur her) schuldfreien Staatsgeldes das von seiner Natur her
ebenso
schuldfreie Gold.
Gold kann tatsächlich outside money sein. Outside in dem Sinne, dass es
niemandes Verbindlichkeit (inside) ist.
Ja, und Wirtschaft scheint ohne dieses auch kaum vorstellbar …
Zentralbankgeld ist ganz
klassisches inside money, auch wenn die Auszahlung in einem bestimmten
Asset (z.B. Gold) nicht mehr verlangt werden kann.
Eben nicht …
[Btw:
Was war der Grund dafür, dass es der Bank von Amsterdam gelang für ihr
Giralgeld regelmäßig ein Agio verlangen zu können? Anm.: Das Aufgeld
mussten diejenigen zahlen die Goldmünzen hatten und Einlagen der Bank von
Amsterdam wollten...]
Mir sind die Hintergründe nicht gegenwärtig – sollte dieses wichtig erscheinen, bitte noch einmal erörtern.
(Anm.: Ich hab' es selbst eine Zeit lang geglaubt und
verstehe deshalb zu gut wie man zu dieser Überzeugung gelangen kann,
aber
wer glaubt das heute immer noch?)
Bei mir war es ja genau umgekehrt, und ich habe mich rückblickend zu
wundern, wie viele Jahre es brauchte, um zu erkennen, dass die
nächstliegendste Lösung keinerlei Konflikte für die Geldtheorie
beinhaltet, und vielmehr als die (uns vorenthaltene) natürliche
Ordnung
erscheint.
Ich habe persönlich nicht das Gefühl, dass es "genau umgekehrt" ist. Das
hieße ja Du hättest zuvor auf dem Standpunkt gestanden, den ich nun
einnehme. Das wage ob Deines Postings zu bezweifeln.
Nicht im Detail, und nicht in dem deinen Reichtum an Kenntnissen, aber so ähnlich schon.
Die Zeit ist durchaus reif gute Fragen zu stellen, wie: wer schuldet
wem
wieviel und weshalb?
Wenn man Fragen wie dieser ausweichen möchte, indem Staaten anfangen
"schuldfreies" Geld herauszugeben, sollte man wohl spätestens dann
die
Währung und den zugehörigen Währungsraum verlassen. Das geht nicht
auf
Dauer gut. Eine weltweit von Privaten freiwillig für private
Kontrakte
genutzte Kontraktwährung entsteht nicht durch staatliches Dekret,
auch
wenn die Staatenlenker das vielleicht gerne hätten.
Nun, ich lese auch hier einen solchen Marktfundamentalismus heraus, wie
er
in diesem unseren Forum bereits fest eingebürgert ist.
Ich empfinde mich überhaupt nicht als "marktfundamentalistisch". Im
Gegenteil, ich werde mit schöner Regelmäßigkeit von den Marktfundis
(Österreicher und andere Staatsfunktionsblinde) als Sozialist oder gern
auch als Großkollektivist bezeichnet. Wenn ich dann im nächsten Atemzug
auch noch Anarchie von Anomie differenziert haben möchte schauen mich
regelmäßig nur noch reichlich ausdrucksleere Augen an.
Macht aber nix
Sorry, glaube ich dir auch gerne. Nichts desto trotz nimmst du hier die Position von ausschließlichem Marktgeld ein.
Es ist
unvernünftig, vor dem Kommunismus in das Gegenextrem flüchten zu
wollen.
Das liegt mir gänzlich fern.
Gewiss …
Eine Volkswirtschaft beinhaltet eine private und eine kollektive
Sphäre.
Ohne Öffentlichkeit (zivilrechtliche und fiskalische Infrastruktur) keine
Privatwirtschaft.
Siehst du, in vielen wichtigen Punkten sind wir uns ja bereits einig.
Jedes Beschneiden der kollektiven (staatlichen) Sphäre wirkt ebenso
schmerzhaft, wie in der privaten. Der Kredit (Schuld) ist logischer
Ausdruck des privatwirtschaftlichen (arbeitsteiligen)
Intertemporaltausches.
Intertemporaltausch. Für mich zu einem Reizwort geworden, man sehe es mir
nach.
Habe ich heute auch zum ersten mal verwendet.
Es ist entgegen des staatlichen Prinzips – der
Staat tauscht nicht.
Die Privaten in einer Eigentumsökonomie auch nicht. Das ist ja der
Kardinalfehler.
Mir ging es hier nur um das prinzipielle Wesen des Wirtschaftens, was letztlich doch auf ein Geben und Nehmen hinausläuft, was ich hier mit „Tausch“ umschrieben habe.
Wollte man Staatsgeld aufgeben wollen, dann würden
wir notwendigerweise zu Edelmetallen als Geldbasis zurückkehren.
Kann ich nicht erkennen.
Es ist doch so, wenn wir ausschließlich Geld I (Eigentümergeld)
erlauben, dann wird einfach nur der Monopoly-Effekt (Agglomeration,
Latifundierung) schneller offenbar, sobald Eigentumsrendite nicht dauerhaft
< Wirtschaftswachstum ist.
Hat man Regulationsgeld (Geld II, Staatsgeld) zur Verfügung kann man
große Eigentumsumverteilungen länger vermeiden.Die Eigentumsordnungen bedrohen sich durch die ihnen eigene Dynamik ganz
automatisch selbst und zerstören sich - ohne weiteres - auch selbst
(letztlich spielt diesbezüglich auch die Demographie eine ganz
entscheidende Rolle, darüber weiß ich allerdings noch zu wenig um darauf
an der Stelle in wenigen Sätzen eingehen zu können).
Alle Kontrakte müssen letzten Endes auf etwas hinauslaufen, was nicht beliebig vermehrbar ist – andernfalls könnten wir wohl tatsächlich nur tauschen. Diese Funktion kann Gold einnehmen, genauso wie Geld, deren Herstellung staatliches Privileg ist. Ein Warengeld schiene zwar vorstellbar, würde wohl aber das Warenangebot verzerren, wie ich mal spontan vermute.
Damit
geriete die Geldbasis unter private Obhut. Dieses führt zu den Krisen,
von
denen uns PCM umfänglich erzählt hat.
Deine Behauptung ist, dass der Grund für die Krisen ist, dass es private
Geldschöpfung gibt?
Keines Wegs.
Für mich ist das zu undifferenziert.
Private Geldschöpfung ist für mich ein
wechselseitiges Verpflichtungsgeschäft unter zwei Privaten, das so
ausgestaltet ist, dass jeweils eine auf Geld lautende Forderung und eine
auf Geld lautende Verbindlichkeit (unterschiedlicher Fälligkeiten)
herauskommt, wovon die täglich/sofort fällige Forderung durch
Vermögenshaftung versucht wird at par zu halten, so dass sie auch für
Dritte für Verwendung zu Zahlungszwecken attraktiv wird und deshalb gerade
nicht laufend eingelöst wird.
Dieser Vorgang ist für das was wir Privatwirtschaft nennen grundlegend.
Möchte man diesen Vorgang weg haben - weil man ihn für
krisenverursachend, schädlich, etc. hält - so müsste mir zunächst
einmal erklärt werden wie es ohne diese Vorgang noch etwas geben sollte,
das Privatwirtschaft genannt werden könnte. Was genau bleibt übrig?
Klar, "tauschen" kann man immer irgendwas.
Aber mEn wird aus Tauschvorgängen kaum etwas entstehen können, das
Ähnlichkeit mit dem hat, was wir heute Privatwirtschaft nennen.
Lediglich staatliches Geld hätte „schuldfrei“ zu sein – in dem Rahmen, wie ich es oben erklärt habe.
Es sind die Art von Krisen, wie sie
nun auch im zweistufigen Banksystem regelmäßig auftreten. Warum? Weil
auch hier die Geldbasis unter private Obhut gestellt ist – bisher.
Die Krisen entstehen folgerichtig daraus, dass es für Banken sich heute
lohnt besonders große Risiken einzugehen, weil die Öffentlichkeit sich
große Bankenkrisen nicht mehr leisten kann oder will und deshalb den
Banken implizit Solvenz verschafft, indem sie gewissermaßen verspricht
alle Bankverbindlichkeiten (Giralgeld) seien irgendwie gleich gut.
Weil man das einerseits begreift, gibt es Bankenregulierung, andererseits
nutzt diese aber kaum etwas, weil durch verschiedenste
Vermögenskonstruktionen weiterhin Risiken eingegangen werden können, die
in "guten" oder "normalen" Zeiten höchste Renditen versprechen, ohne dabei
sofort bankenseitig regulatorische Hürden zu reißen.
Die Krisen entstehen durch „verrentete“ Märkte, in denen der Staat Kreditgeld (ohne Nachfragewirkung= unterdrückte Inflation)emittiert hat.
Es bedarf der Aufklärung, wollte sich die Menschheit befreien. Der
marktfundamentalistische Anarcho-Kapitalismus ist keine Aufklärung,
sondern die Desinformation, welche die Menschheit nur noch tiefer in
die
Versklavung führen soll. Wir haben den Anarcho-Kapitalismus längst
–
eine ZB unter privater Obhut und Staaten die privatwirtschaftliches
Kreditgeld emittieren. Diesem Kreditgeld haftet der Zins an. Der Zins
wiederum ist das Kernmotiv der Privatwirtschaft unter privaten
Handelspartnern.
Mit Zins meinst Du hier ganz generell aus vorhandenem Geld (G) mehr Geld
(G') machen zu wollen?
Nein, der Zins finanziert unsere Abschreibungen. Eine privatwirtschaftliche Angelegenheit. Der Staat ist kein Gewerbe und steht nicht in Konkurrenz zu Mitbewerbern. Für ihn gilt das Zinsprinzip nicht, und er hätte sich über „schuldfreies“, weil nämlich „zinsfreies“ Geld (siehe oben) im Rahmen der Haushaltsdefizite (also nicht ausschließlich sondern vielleicht 10%) zu finanzieren.
Der Staat ist kein Gewerbe, er kann (und soll) keinen
Zins generieren. Der Zins auf Staatsanleihen kann nur zu einem
Geschwür
anwachsen. Hätten die Staaten immer nur zinsfreie Anleihen emittiert,
dann hätte es nie Probleme gegeben.
Wahrscheinlich hätte es auch nie große staatliche
Infrastruktur-Investitionen gegeben.
Dass manch' einer alle Staatlichkeit per se als Problem ansieht steht
wieder auf einem ganz anderen Blatt.
Hat es doch gegeben – sie bleiben mehr und mehr wegen dem „Tzazziki-Effekt“ (ein Zins-Effekt) aus.
Natürlich würde es keine Rolle
spielen, ob diese Anleihen als Zahlungsmittel akzeptiert werden, oder
erst
in der Bank eingetauscht werden müssten.
Die Anleihen selbst sind niemals Zahlungsmittel. Wenn staatlich so
verordnet mag es einige im Publikum geben die nicht anders können als
dieser Anordnung zu folgen, international kann darüber nur gelacht werden.
Nun, ich würde auch bei dem Zentralbank-Prinzip bleiben wollen, weshalb das Banksystem die Staatsquittungen in ZB-Geld auszuzahlen hätten. Das ist aber nur von marginaler Bedeutung.
Schöne Grüße noch mal
--
... in Wirklichkeit ist ... immer alles ganz anders, als es ... in Wirklichkeit ist ...