Eigentümergeld vs. Staatsgeld - oder: es ist gerade nicht irrelevant was die ZB aktiviert

BillHicks ⌂, Wien, Mittwoch, 21.01.2015, 13:47 (vor 3975 Tagen) @ Nico4144 Views

Hallo BillHicks!

Hallo Nico!

Da habe ich dir natürlich zuzustimmen, und der nun auch von Hörstel
formulierte Anspruch entspricht keiner (bisher) vorherrschenden Meinung
unseres Forums – aber freilich der meinen, welche ich hier dann auch
schon gelegentlich kundgetan habe.

Ok.

Einige unserer Gelben Mitglieder haben
sich durchaus dahingehend geäußert, dass sie eine direkte
Staatsfinanzierung durch die ZB in Betracht ziehen würden, allerdings nie
erkennbar mit der selben Konsequenz wie ich.

Ok.

Ansonsten zielen meine Beiträge seit einiger Zeit überwiegend auf die
Abwehr des Anarcho-Kapitalismus …

Anarcho-Kapitalismus...
Ich hatte vor vielen Jahren hier mal die Frage gestellt wie Anarcho-Kapitalisten die Frage bzw. das Problem des präpolitischen Eigentums lösen.
Es ist die Frage ob es einen Privaten Sektor geben kann, wenn es keinen Öffentlichen gibt. Gibt es "vorstaatliches Eigentum"? Antwort: Nein.
Dass auch ein reiner Nachtwächterstaat letztlich zwangsläufig nur noch die wachsenden Eigentumspositionen einer immer kleiner werdenden Clique verteidigt, ist nur demjenigen unklar, der noch nie Monopoly gespielt hat (falls nicht dauerhaft Wirtschaftswachstum > Eigentumsrendite).
Falls mir soviel Flapsigkeit erlaubt ist: Anarcho-Kapitalismus ist ein Oxymoron. Ein reiner Nachtwächterstaat immer noch eine Dummheit.

Es ist kein Schwindel, sondern es ist die Gegenposition zu privaten
Geldvermögen.


Diese Darstellung gibt keinerlei Hinweis darauf, ob hier ein Schwindel
vorliegt oder nicht.

Da hast Du Recht.
Lass' es uns genauer untersuchen...

Wenn die privaten Nettogeldvermögen haben wollen, müssen die
öffentlichen Körperschaften Nettogeldverbindlichkeiten haben.


Ja, und ich will übrigens auch gerne Nettogeldvermögen haben. Hat das
irgendeine Bedeutung?!

Womit wurden die Anleihen eigentlich bezahlt, wenn es ohne diese kein Geld
(-Vermögen) gibt? :-)

Es ist ein wechselseitiges Verpflichtungsgeschäft, sonst kommt kein Geld (money proper) dabei heraus, das im money of account immer den Kurs 1:1 (par) hat. Wenn das money proper allerdings nicht immer den Kurs par halten kann, verwandelt es sich von Geld in ein bloßes Geldvermögen, das seinerseits laufende Preisfeststellungen durch Dritte dulden muss.

Das money of account wird dabei übrigens von den Vertragsparteien freiwillig festgelegt.

Wenn die öffentlichen schuldenfrei werden sollen (Geld selbst

schöpfen),

so müssten die privaten geldvermögensfrei werden.


Klingt das nicht widersprüchlich: der Staat schöpft Geld und darum sind
die privaten frei von Geldvermögen?

Weil der Staat (als alleiniger) Akteur nichts emittieren kann, was von Privaten (auch außerhalb der staatlichen Jurisdiktion ansässigen) als Geld verwendet wird. Es hat für sie nicht Geldcharakter (immer at par mit money of account).

Wenn Du startest mit der Annahme: ein Staat kann Geld schöpfen. Punkt.
Dann ist es freilich unlogisch, warum dieses "Geld" dann nicht auch irgendwo bei Privaten ankommen könnte...

Ein Staat kann auf sich allein gestellt aber nur in dem Rahmen Geld II (Regulationsgeld) schöpfen in welchem er glaubhaft Verbindlichkeiten bei den Privaten erzeugen kann, die in diesem Geld II zu zahlen sind. Eine solche Ausgabe von Geld II ist nur möglich, wenn diese innerhalb eines Systems geschieht, welches die teilprivate Erzeugung von Geld I (Eigentümergeld) bereits erlaubt. Kurz: es braucht eine entsprechende zivilrechtliche und fiskalische Infrastruktur.

Zunächst ist es ja so, dass es keine gültige Definition des
Geldbegriffes gibt, aber deinen Ausführungen ist zu entnehmen, dass du
Staatspapiere als Geldvermögen einstufst.

Ja, Staatspapiere sind Geldvermögen, die der laufenden Bepreisung in einem Geld (money of account) ausgesetzt sind.
Staatspapiere sind KEIN Geld (und werden es auch nicht durch bloße Erklärung zu selbigem durch staatl. Autoritäten).

Noch weiß ich aber nicht, ob du
Anleihen oder auch bloße Forderungen des Privatsektors den selben Status
zubilligst, oder nicht.

Geldvermögen sind diese allemal.

Ferner gäbe es natürlich Bargeld, denn der Ansatz
lautet ja darauf, dass der Staat solches zu erzeugen hätte, was er ja
übrigens auch längst praktiziert – nur nicht hinreichend.

Tatsächliche staatliche Nettogeldschöpfung gibt es nur bei Scheidemünzen, für Noten gilt das (immer noch) nicht.

Du hättest hier vielleicht präziser formulieren sollen, aber ich komme
weiter unten noch mal darauf zurück.

Im Prinzip müsste bei diesem Thema immer auch die Hierarchie des Geldes/Kredites mit erwähnt werden müssen. Diese Hierarchie sieht heute (sehr vereinfacht) so aus:

Internationale Kontrakte (zahlbar im jeweils festgelegten internationalen Zahlungsmittel)
Zentralbanken
Geschäftsbanken
Publikum

Je nach dem auf welcher Ebene man argumentiert ist ein "etwas" einmal Geld und das gleiche "etwas", besehen aus der nächst höheren Hierarchieebene, bloßer Kredit.

Beispiel: Giralgeld. Wir befinden uns in der Hierarchieebene zwischen Geschäftsbanken und Publikum. Giralgeld ist eine Forderung, die auf ein money of account lautet; diese Forderung wird vom Bankensystem durch eigene Haftung und Haftungszusagen (v.a. die öffentlichen Haftungszusagen werden meines Erachtens nach nicht ausreichend - v.a. von den privaten Banken - vergütet, aber das nur nebenbei) laufend at par gehalten wird. (Gelingt das mal nicht mehr spricht man von Bankenkrise... und rennt schreiend und weinend zur öffentlichen Hand)
Dieses Giralgeld ist für das Publikum Geld, gerade weil es laufend at par gehalten wird und die Privaten deshalb regelmäßig die Erfüllung ihrer Kontrakte durch Übertragung von Giralgeld akzeptieren. Für das Bankensystem (Bank zu Bank Verbindlichkeiten) ist Giralgeld bloßer Kredit. Für die Zentralbanken sowieso, von der internationalen Ebene ganz zu schweigen.

Öffentlich oktroyierte Schulden führen nicht automatisch dazu,
dass Private ihre privaten Kontrakte automatisch mit der staatlich,
schuldfrei geschöften Währung auszeichnen.


Zum einen gehe ich von einem Gesetzlichen Zahlungsmittel aus – und zum
anderen wüsste ich nicht, in welchem hier relevanten Zusammenhang die
Privaten in der Gestaltung ihrer Kontrakte überhaupt tangiert würden.

Ein gesetzliches Zahlungsmittel unserer westlichen Diktion bedeutet:
Falls das gesetztliche money of account zur Nominierung eines Kontraktes genutzt wurde und das gesetztliche money proper zur Erfüllung dieses Kontraktes angedient wure, so gilt die Geldforderung als erfüllt.

Ein gesetzliches Zahlungsmittel unserer westlichen Diktion legt durch nichts fest, dass ein ganz bestimmtes money of account für private Kontrakte genutzt werden müsste.
Niemand zwingt Dich im Euroraum Deine Waren (oder sonstiges Eigentum) und Dienstleistungen in Euro auszuzeichnen.
Dass Du das machen wirst, sobald Du selbst Zahlungen in Euro zu leisten hast steht auf einem anderen Blatt. In dem Maße in welchem Du Zahlungen in Euro zu leisten hast wirst Du wohl immer auch eigene Assets/Services in Euro anbieten.

Zwingt man die Privaten dazu ändern sich die Spielregeln völlig
(Kommandowirtschaft).


Warum sollten die Privaten nun gezwungen werden müssen? Sie wirtschaften
aus dem selben Antrieb, wie auch jetzt.

Nicht dann, wenn das (Möchtegern-)Geld nicht von Haus aus mit einer Rückzahlungsverpflichtung ausgestattet ist. Denn dann sinkt automatisch das Maß in welchem Du - beispielsweise - Euro-Zahlungen vorzunehmen hast.

Die“Kommandowirtschaft“
zeichnet sich dadurch aus, dass die Produktionsmittel verstaatlicht sind.
Solches hat es freilich auch gegeben, aber nicht als Folge von
Gelddrucken.

Nun, wenn es kein Eigentum bei den Privaten gibt, dann werden diese auch nicht in der Lage sein Eigentümergeld zu erzeugen. Dann bleibt bloß "Gelddrucken", nur dass bei diesem "Gelddrucken" gerade kein Geld herauskommt. Und schon gar keines das international so wahrgenommen würde.

Im Folgendem möchte ich eine grundsätzliche Überlegung zum Geldwesen
erörtern, um die zugrunde liegende Verwirrung möglichst aufzulösen. In
der Marktwirtschaft finden sich notwendigerweise zwei Sorten von Geld,
welche strickt zu unterscheiden sind. Zum einen bedarf es eines
Staatsgeldes, welches wir vor allem als Banknoten kennen und zum anderen
finden wir Kreditgeld, u.A Giralgeld der privatwirtschaftlichen
Geschäftsbanken. Bargeld kommt von der ZB, welche von ihrer Natur her ein
Staatsorgan ist. Kreditgeld entsteht hingegen (normalerweise nur) auf dem
Privatsektor.

Wenn Du mit Bargeld die Noten der EZB, bzw. ihrer nationalen ZBen, meinst, dann entstehen diese immer noch zu einem nicht zu vernachlässigenden Teil in Kontrakten mit privaten Eigentümern (GBen), die mit Eigentum haften müssen, das sie unbedingt zurück haben wollen.
Dass eine Zentralbank ihre Aktiva durch Direktkauf (outright purchases) von Aktiva für Preisrisiken anfälliger machen kann ist dessen unbenommen.

Der Kommunismus (Kommandowirtschaft) zeichnet sich dadurch
aus, dass es keinen Privatsektor gibt, und damit auch kein Kreditgeld,
sondern eben nur Staatsgeld.

Es kann dort Zettel geben, die optisch in nichts einer Zentralbanknote nachstehen. Aber juristisch, insbesondere haftungstechnisch, kann eine staatliche Zettelbank - die keine Geschäfte mit Privaten machen kann, die mit privatem Eigentum haften können, weil diese kein Eigentum haben - kein Geld erzeugen. Es kommen nur Zettel dabei heraus, die niemand schuldet und die deshalb auch niemand auf Gedeih und Verderb benötigt zum Fälligkeitstermin.

In der Tat zeigt dieses unser Forum eine erhebliche Tendenz, die Belange
des Privatsektors zu würdigen, und die Belange des staatlichen Sektors
völlig zu verkennen (Anarcho-Kapitalismus).

Meine Sicht auf den sog. "Anarcho-Kapitalismus" habe ich oben kundgetan. Es ist ein Oxymoron. Soetwas gibt es gar nicht, jedenfalls nicht, wenn bei der privaten Vollstreckung von privaten Kontrakten nicht ein Mafiagebilde herauskommen soll.

Eine Volkswirtschaft bedeutet
aber eine Symbiose aus beidem und der staatliche Sektor ist in der
Marktwirtschaft genauso staatlich, wie im Kommunismus.

Das sehe ich genau so.

Den Kommunismus
kennzeichnet nicht die Gegenwart des Staates, sondern die Abwesenheit des
Privaten.

Ja.

Die ZB ist ein Staatsorgan, und sie emittiert ausschließlich
Staatsgeld.

Das ist nicht korrekt.

Es spielt dabei überhaupt keine Rolle, was die ZB aktiviert.

Das ist grundfalsch.
Auch wenn sich diese Überzeugung bis in höchste Bankerkreise finden lässt, Du bist da gewissermaßen in ausgezeichneter Gesellschaft.
Es ist gerade nicht irrelevant was die ZB aktiviert, weil es ihre Aktiva sind, die sie zur Nachfrage nach ihren Passiva einsetzen kann.
Wenn in ihren Aktiva ausschließlich Papiere sind, die niemanden zu einer Zahlung verpflichten, dann muss dargelegt werden, warum überhaupt irgendjemand die Passiva der ZB benötigen würde.
Das Missverständnis mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel hatte ich oben schon aufgeklärt. Es verpflichtet gerade NICHT dazu private Kontrakte in einem bestimmten money of account zu nominieren.

Dieses Staatsgeld ist auch überhaupt nicht etwas schlechtes, es gehört
unweigerlich zu der VW dazu. Es bildet die notwendige Geldbasis und lebt
eine Symbiose mit dem Kreditgeld,

Das Zentralbankgeld lebt heute keine "Symbiose mit dem Kreditgeld", es ist zu einem allergrößten Teil selbst "Kreditgeld", denn es ensteht durch Kontrakte zwischen ZB und GBen, welche jeweils mit ihrem Eigenkapital haften, die GBen hinterlegen sogar zudem dediziert Eigentum um die (theoretische) Vollstreckung für die ZB so einfach wie möglich zu machen, damit diese keine (theoretischen) Verluste erleidet. Das hinterlegte Eigentum der GBen ist sogar einem täglichen Margenausgleich unterworfen, falls jemand andere Informationen diesbezüglich hat: bitte raus damit! Danke.

Der Staat verzichtet auf die Erzeugung von Staatsgeld
(Geldbasis)

Ich kann mich nur wiederholen: Die Geldbasis ist heute gerade NICHT (ausschließlich) Staatsgeld (Nettogeld).

und erzeugt statt dessen Kreditgeld – welches von seiner
Natur her aber eine Domäne des Privatsektors bedeutet. So kommt es zu
einem Missverhältnis von Staatsgeld und Kreditgeld, welches sich als
ausufernder Finanzsektor bei derweil verkümmernder Realwirtschaft
darstellt.

Bei jedem Kreditgeschäft stellt sich immer die Frage: ist das Ziel eine Produktionssteigerung/-verbesserung oder ist das Ziel des Geschäfts (Beendigung des Geschäfts) die bloße Preiserhöhung eines (mglw. bereits bestehenden) Vermögenswertes.

„Schuldfrei“ bedeutet zinsfrei. Schulden werden immer nur einzelne
bezahlt, insgesamt läuft die Wirtschaft auf einen „Ewigkredit“ hinaus.
Die Leistung die der Einzelne letztlich erbringt ist einzig der Zins.

Verstehe ich nicht.

Das von der ZB (welche ein Staatsorgan ist) emittierte Geld ist
grundsätzlich schuldfrei, weil die ZB niemanden etwas schuldet, ergo ihren
Noten kein Zins anhaftet.

Das ist eine Behauptung, die mit der beobachtbaren Wirklichkeit mEn überhaupt nicht in Einklang zu bringen ist.

Die ZB ist keine private Veranstaltung und
definitiv druckt sie Geld. Es gibt keine gültige Gelddefinition, und so
können wir auch sagen, dass wir im Prinzip ja alle selbst Geld
„drucken“, nur eben privatwirtschaftliches Kreditgeld - zinsbehaftet.

Eigentümergeld ist insofern kein Jedermannsgeld, weil nicht jeder über das Eigentum verfügt eine GB zu gründen (staatl. vorgeschrieben, weil Staaten gemeinhin (große genuge) Bankenkrisen (Kurs für Giralgeld der betroffenen Bank würde von par abweichen) vermeiden wollen), ganz zu Schweigen von einer ZB. Dass die staatl. Regulierer in ganz prinzipielle Schwierigkeiten laufen in dem Versuch das Eingehen von exzessiven Risikon (excessive risk taking) zu verhindern lasse ich mir gerne sagen, bzw. deckt sich mit meiner Beobachtung. Ich kenne "die" Lösung dafür auch nicht.

Es geht um das übrige „Geld“, welches vom Staat (wider seiner Natur)
auch als Kreditgeld emittiert wird.

Als es noch keine Zentralbanken gegeben hat, stand an Stelle des (von
seiner Natur her) schuldfreien Staatsgeldes das von seiner Natur her ebenso
schuldfreie Gold.

Gold kann tatsächlich outside money sein. Outside in dem Sinne, dass es niemandes Verbindlichkeit (inside) ist. Zentralbankgeld ist ganz klassisches inside money, auch wenn die Auszahlung in einem bestimmten Asset (z.B. Gold) nicht mehr verlangt werden kann.

[Btw:
Was war der Grund dafür, dass es der Bank von Amsterdam gelang für ihr Giralgeld regelmäßig ein Agio verlangen zu können? Anm.: Das Aufgeld mussten diejenigen zahlen die Goldmünzen hatten und Einlagen der Bank von Amsterdam wollten...]

Schulden sind Ausdruck der Vergänglichkeit, und mit dem
Zins finanzieren wir entsprechende Abschreibungen. Gold hingegen ist
unvergänglich. Es bedarf also einer von seiner Natur her schuldfreien
Geldbasis, welche ein regelmäßiges Verhältnis zum Kreditgeldvolumen der
Privatwirtschaft bildet. Ganz logisch auch, Schulden vergehen im Konsum von
Waren(Abschreibung=Bilanzverkürzung), und Gold ist eine
nicht-konsumierbare Ware als temporärer Platzhalter. Banknoten erfüllen
den selben Zweck.

Ein "Etwas", das ein sofort/jederzeit fälliges Passivum eines A ist muss dieser A zur Erfüllung eigener Forderungen gegen einen B sofort/jederzeit akzeptieren, weil er sonst durch Ablehnung jetzt sich im selben Augenblick selbst für zahlungsunfähig erklärt.
Ein C wird einen B - vermutlich - dann problemlos mit einem "Etwas" (das auf der Passivseite des A steht) bezahlen können, wenn B seinerseits bei A verschuldet ist und ihm eben dieses "Etwas" dann wiederum andienen kann.
Wenn es keine bereits vorhandenen Schuldner-Hierarchien dieser Art gibt muss eine "Dinge" herausgebende Staats-Zettel-Bank erst einmal begründen warum irgendjemand mit ihren Zettel irgendetwas machen sollte - oder auch nur mit dem entsprechenden money of account einen Vertrag nominieren.

(Anm.: Ich hab' es selbst eine Zeit lang geglaubt und
verstehe deshalb zu gut wie man zu dieser Überzeugung gelangen kann,

aber

wer glaubt das heute immer noch?)


Bei mir war es ja genau umgekehrt, und ich habe mich rückblickend zu
wundern, wie viele Jahre es brauchte, um zu erkennen, dass die
nächstliegendste Lösung keinerlei Konflikte für die Geldtheorie
beinhaltet, und vielmehr als die (uns vorenthaltene) natürliche Ordnung
erscheint.

Ich habe persönlich nicht das Gefühl, dass es "genau umgekehrt" ist. Das hieße ja Du hättest zuvor auf dem Standpunkt gestanden, den ich nun einnehme. Das wage ob Deines Postings zu bezweifeln.

Die Zeit ist durchaus reif gute Fragen zu stellen, wie: wer schuldet

wem

wieviel und weshalb?

Wenn man Fragen wie dieser ausweichen möchte, indem Staaten anfangen
"schuldfreies" Geld herauszugeben, sollte man wohl spätestens dann die
Währung und den zugehörigen Währungsraum verlassen. Das geht nicht

auf

Dauer gut. Eine weltweit von Privaten freiwillig für private Kontrakte
genutzte Kontraktwährung entsteht nicht durch staatliches Dekret, auch
wenn die Staatenlenker das vielleicht gerne hätten.


Nun, ich lese auch hier einen solchen Marktfundamentalismus heraus, wie er
in diesem unseren Forum bereits fest eingebürgert ist.

Ich empfinde mich überhaupt nicht als "marktfundamentalistisch". Im Gegenteil, ich werde mit schöner Regelmäßigkeit von den Marktfundis (Österreicher und andere Staatsfunktionsblinde) als Sozialist oder gern auch als Großkollektivist bezeichnet. Wenn ich dann im nächsten Atemzug auch noch Anarchie von Anomie differenziert haben möchte schauen mich regelmäßig nur noch reichlich ausdrucksleere Augen an.
Macht aber nix [[freude]] [[top]]

Es ist
unvernünftig, vor dem Kommunismus in das Gegenextrem flüchten zu wollen.

Das liegt mir gänzlich fern.

Eine Volkswirtschaft beinhaltet eine private und eine kollektive Sphäre.

Ohne Öffentlichkeit (zivilrechtliche und fiskalische Infrastruktur) keine Privatwirtschaft.

Jedes Beschneiden der kollektiven (staatlichen) Sphäre wirkt ebenso
schmerzhaft, wie in der privaten. Der Kredit (Schuld) ist logischer
Ausdruck des privatwirtschaftlichen (arbeitsteiligen)
Intertemporaltausches.

Intertemporaltausch. Für mich zu einem Reizwort geworden, man sehe es mir nach.

Es ist entgegen des staatlichen Prinzips – der
Staat tauscht nicht.

Die Privaten in einer Eigentumsökonomie auch nicht. Das ist ja der Kardinalfehler.

Wollte man Staatsgeld aufgeben wollen, dann würden
wir notwendigerweise zu Edelmetallen als Geldbasis zurückkehren.

Kann ich nicht erkennen.
Es ist doch so, wenn wir ausschließlich Geld I (Eigentümergeld) erlauben, dann wird einfach nur der Monopoly-Effekt (Agglomeration, Latifundierung) schneller offenbar, sobald Eigentumsrendite nicht dauerhaft < Wirtschaftswachstum ist.
Hat man Regulationsgeld (Geld II, Staatsgeld) zur Verfügung kann man große Eigentumsumverteilungen länger vermeiden.

Die Eigentumsordnungen bedrohen sich durch die ihnen eigene Dynamik ganz automatisch selbst und zerstören sich - ohne weiteres - auch selbst (letztlich spielt diesbezüglich auch die Demographie eine ganz entscheidende Rolle, darüber weiß ich allerdings noch zu wenig um darauf an der Stelle in wenigen Sätzen eingehen zu können).

Damit
geriete die Geldbasis unter private Obhut. Dieses führt zu den Krisen, von
denen uns PCM umfänglich erzählt hat.

Deine Behauptung ist, dass der Grund für die Krisen ist, dass es private Geldschöpfung gibt?
Für mich ist das zu undifferenziert.
Private Geldschöpfung ist für mich ein
wechselseitiges Verpflichtungsgeschäft unter zwei Privaten, das so ausgestaltet ist, dass jeweils eine auf Geld lautende Forderung und eine auf Geld lautende Verbindlichkeit (unterschiedlicher Fälligkeiten) herauskommt, wovon die täglich/sofort fällige Forderung durch Vermögenshaftung versucht wird at par zu halten, so dass sie auch für Dritte für Verwendung zu Zahlungszwecken attraktiv wird und deshalb gerade nicht laufend eingelöst wird.
Dieser Vorgang ist für das was wir Privatwirtschaft nennen grundlegend. Möchte man diesen Vorgang weg haben - weil man ihn für krisenverursachend, schädlich, etc. hält - so müsste mir zunächst einmal erklärt werden wie es ohne diese Vorgang noch etwas geben sollte, das Privatwirtschaft genannt werden könnte. Was genau bleibt übrig?
Klar, "tauschen" kann man immer irgendwas.
Aber mEn wird aus Tauschvorgängen kaum etwas entstehen können, das Ähnlichkeit mit dem hat, was wir heute Privatwirtschaft nennen.

Es sind die Art von Krisen, wie sie
nun auch im zweistufigen Banksystem regelmäßig auftreten. Warum? Weil
auch hier die Geldbasis unter private Obhut gestellt ist – bisher.

Die Krisen entstehen folgerichtig daraus, dass es für Banken sich heute lohnt besonders große Risiken einzugehen, weil die Öffentlichkeit sich große Bankenkrisen nicht mehr leisten kann oder will und deshalb den Banken implizit Solvenz verschafft, indem sie gewissermaßen verspricht alle Bankverbindlichkeiten (Giralgeld) seien irgendwie gleich gut.
Weil man das einerseits begreift, gibt es Bankenregulierung, andererseits nutzt diese aber kaum etwas, weil durch verschiedenste Vermögenskonstruktionen weiterhin Risiken eingegangen werden können, die in "guten" oder "normalen" Zeiten höchste Renditen versprechen, ohne dabei sofort bankenseitig regulatorische Hürden zu reißen.

Es bedarf der Aufklärung, wollte sich die Menschheit befreien. Der
marktfundamentalistische Anarcho-Kapitalismus ist keine Aufklärung,
sondern die Desinformation, welche die Menschheit nur noch tiefer in die
Versklavung führen soll. Wir haben den Anarcho-Kapitalismus längst –
eine ZB unter privater Obhut und Staaten die privatwirtschaftliches
Kreditgeld emittieren. Diesem Kreditgeld haftet der Zins an. Der Zins
wiederum ist das Kernmotiv der Privatwirtschaft unter privaten
Handelspartnern.

Mit Zins meinst Du hier ganz generell aus vorhandenem Geld (G) mehr Geld (G') machen zu wollen?

Der Staat ist kein Gewerbe, er kann (und soll) keinen
Zins generieren. Der Zins auf Staatsanleihen kann nur zu einem Geschwür
anwachsen. Hätten die Staaten immer nur zinsfreie Anleihen emittiert,
dann hätte es nie Probleme gegeben.

Wahrscheinlich hätte es auch nie große staatliche Infrastruktur-Investitionen gegeben.
Dass manch' einer alle Staatlichkeit per se als Problem ansieht steht wieder auf einem ganz anderen Blatt.

Natürlich würde es keine Rolle
spielen, ob diese Anleihen als Zahlungsmittel akzeptiert werden, oder erst
in der Bank eingetauscht werden müssten.

Die Anleihen selbst sind niemals Zahlungsmittel. Wenn staatlich so verordnet mag es einige im Publikum geben die nicht anders können als dieser Anordnung zu folgen, international kann darüber nur gelacht werden.

Schöne Grüße

Beste Grüße

--
BillHicks

..realized that all matter is merely energy condensed to a slow vibration – that we are all one consciousness experiencing itself subjectively. There's no such thing as death, life is only a dream, and we're the imagination of ourselves.


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