OT: Abnehmen - gut oder schlecht?

Lapu-Lapu, Im Ländle, Freitag, 02.01.2015, 08:29 (vor 3405 Tagen)6813 Views

Zuerst alles Gute ans Forum für 2015...
Ich möchte mich jetzt auch einmal mit einem OT-Gesundheitsthema an die Schwarmintelligenz wenden. Ich habe hier immer wieder auch sehr fundierte Wortmeldungen zu Gesundheitsfragen gelesen.

Über 25 Jahre hatte ich ein Problem... jedes Jahr 2..3 Kilo mehr. Der Grund war immer klar - es schmeckt und an Bewegung mangelt es permanent. Im Mai 2014 hatte ich mit 43 Lebensjahren dann 138kg Kampfgewicht auf 1,83m Mensch und längst die üblichen Probleme.
Dann war der Gedanke endlich reif und ich habe mein Leben geändert. Zucker und Alkohol wurden gestrichen, "wertlose" Kohlehydrate auf ein Minimum reduziert. Wertlos heißt für mich, alles aus weißem Mehl und weißer Reis. Vollkorn und Kartoffeln habe ich in kleinen Mengen und nicht nach 15 Uhr gegessen. Dazu habe ich konsequent Sport in meinen Ablauf eingebaut - zu Beginn sehr verhalten nur jeden zweiten Tag (weil keine Fitness) aber kontinuierlich gesteigert. Irgendwann begann es sich gut anzufühlen...

Ich habe beim Essen sehr darauf geachtet, dass es an nichts mangelt außer Kalorien - also weggelassen, was Energie ohne Mehrwert bringt. Viel frisches Gemüse, dazu Fisch und alles, was gesunde Fette liefert (Raps- und Olivenöl, Leinsamen, Nüsse etc.), bei Milchprodukten stört die Laktoseintoleranz ein wenig, aber guter reifer Käse gehört immer mal auf den Tisch. Wenn Fleisch - dann eher Rind und Geflügel vom Bauern meines Vertrauens. Gutes Schweinefleisch gibt es ohnehin kaum noch zu kaufen. Durch pingeliges Erfassen meiner täglichen Nahrung (Smartphone-App) denke ich, dass ich dem Körper ausreichend Vitamine, Mineralien sowie Protein und gesundes Fett zugeführt habe. Lediglich Kohlenhydrate gab es immer viel zu wenig. 3 - 4 Liter Flüssigkeit (Mineralwasser, Kräutertee) am Tag sind und waren die Regel.
Einziges Problem, an dass ich mich erinnern kann, war den Darm am Laufen zu halten. Das habe ich mit Lein- und Flohsamen gut in den Griff bekommen.

Ergebnis am Silvesterabend - 89kg und ich fühle mich gut. 45 Minuten Sport gehört längst zum normalen Alltag - abwechselnd Kraft und Ausdauer - Low Carb Ernährung ist ebenfalls Normalität geworden. Süßes gibt's weiterhin nur in absoluten Ausnahmen (süß schmeckt mir auch nicht mehr), Alkohol nur am Wochenende in kleinen Dosen.
Heißhunger hatte ich nach den ersten Wochen nicht mehr, weil ich immer drauf geachtet habe, durch die Mahlzeit den Blutzucker nicht schnell steigen zu lassen. Der nächste Mahlzeitbedarf kündigt sich seither dadurch an, dass ich kalte Finger bekomme. Hatte ich früher nie...
Mein Blutdruck ist wieder normal, regelmäßige Medikamente brauche ich keine mehr. Ich schlafe tief und gut (war zuvor anders) - kurz, ich fühle mich fit und wohl.

Wermutstropfen - neue Klamotten vier Nummern kleiner kosten verdammt viel Geld, nur Schuhe und Socken passten noch. Ich friere, wenn es kalt ist (kannte ich früher nicht) und muss daher auf die Temperatur achten, wenn ich außer Haus gehe. An einigen Stellen hat die Haut gegen die Schwerkraft noch Nachholbedarf, aber diese Stellen sind normalerweise weitgehend unsichtbar und ich habe wenig Bedarf für Strandbesuche.
Aber im letzten Teneriffa-Urlaub im November war das Wandern traumhaft. Wir wandern schon seit Jahren, aber während früher 8km eine lange Wanderung waren, sind es heute eher 15..20 und kein Berg ist mehr zu hoch.
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Ich will jetzt gern versuchen, bei 90kg zu bleiben. Ich denke, das es mir gelingen kann, weil ich meine aktuelle Lebensweise nicht als Diät empfinde und mich daher nicht "zwingen" muss, Essen und Bewegung beizubehalten. Ich vermisse nichts beim Essen. Sport ist Teil meines Tages geworden, weil ich im Job eigentlich nur sitze. Ich überwache weiterhin, was ich esse. Das ist allerdings fast ein Selbstläufer, weil ich mich nun schon einige Zeit damit auseinander setze, was ich in mich rein schiebe. So hat man das gut "im Gefühl", ob noch Platz in der Tagesbilanz ist oder ob noch was wichtiges fehlt.
Einkaufen ist heute teurer als früher. Ich habe gelernt, dass alle Industrienahrung potentiell gefährlich ist. Wenn drauf steht "gut und wertvoll", ist meist nicht der Verbraucher gemeint. Also kaufen wir frisch und machen selbst, statt die Industrie machen zu lassen. Das kostet mehr, ist zeitaufwändiger - aber macht auch mehr Spaß und Genuss.
Gastronomie nach schwäbischem Motto "Hauptsach' der Ranze spannt" ist nicht mehr unser Ding. Mit Laktoseintoleranz macht das ohnehin wenig Freude, weil die Gralshüter der Sättigungsbeilage nicht wissen, was in ihrem Essen ist. Also gönnen wir uns bei Bedarf eher einen Besuch in der gehobenen Einkehr und bekommen auch so wertvolles Essen auf den Tisch.

Nicht zu vergessen ist dabei meine liebe Frau, die mich voll unterstützt hat und bei der Gelegenheit auch von 67 auf 55kg runter ist, was ihren 1,63m Höhe ebenfalls gut zu Gesicht steht. Foto spare ich mir hier aber - den Anblick genieße ich für mich allein. [[zwinker]]

Nun endlich zu meiner Frage: Natürlich erlebe ich viel positive Überraschung, vor allem von Leuten, die mich lange nicht gesehen haben. Aber immer wieder höre ich, dass es doch extrem ungesund sei, so viel abzunehmen. Ich fühle mich aber nicht krank. Dennoch beschäftigt mich die Frage, ob ich eventuell doch ein Problem gegen ein anderes eingetauscht haben könnte und wie das zu erkennen und zu lösen sei. Das wäre meine Frage an die Runde...

...und sorry für den langen Text, kürzer beschrieben habe ich das zweite Halbjahr 2014 nicht hinbekommen.

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Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.


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