„Wenn Sie sich ein Bild von der Zukunft ausmalen wollen, dann ...

Arvid, Freitag, 09.01.2015, 09:01 (vor 3677 Tagen) @ Phoenix53985 Views

„Wenn Sie sich ein Bild von der Zukunft ausmalen wollen, dann stellen Sie sich einen Stiefel vor, der in ein Menschenantlitz tritt – immer und immer wieder.“ Orwell

Hallo Phoenix,

> "Nein, ich glaube nicht an Skrupel der Mächtigen, aber genauso wenig an Skrupel der Ohnmächtigen."

Genialer Satz und ein Anwärter auf den "Header".

Und vor allem trifft es auch den Punkt.

Danke, eventuell zu viel der Ehre, was dem Header betrifft.

Wir leben in chaotischen Zeiten
und in solchen dreht nicht nur die Politik durch, sondern auch der
Zivilversager ohne Perspektive. Anschläge wie diese wirbeln jetzt noch
Staub auf - aber bald werden sie so normal sein, dass sie nicht einmal mehr
das Titelblatt der mainstream-Medien zieren.

Hast Du jemals »Stand on Zanzibar« von John Brunner gelesen? Ich schon einige Jahrzehnte alt, lohnt sich aber dennoch auch heute. Mehr dazu hier und hier

Das dies komplett Normalität wird, die zu erwähnen kaum wert ist, kann ich mir nicht vorstellen.
Ein solches Gemetzel stellt gewissermaßen eine Singularität in der Gegenwart dar. Jedenfalls wird es so im nationalen Bewusstsein wahrgenommen.

Eine durch und durch
individualisierte Gesellschaft im Zersetzungsprozess unter dem Feuer der
Dauer-Rezession bringt eben einen Haufen Verlierer hervor und wenn diese
beginnen die Gesellschaft für ihr verhunztes Leben verantwortlich zu
machen, dann suchen sie sich eben eine Ideologie, die ihrer Wut, ihrer
Einsamkeit und ihrem Schrei nach Anerkennung Ausdruck verleiht.

Wenn man Gesellschaft als das System versteht, dann haben sie auch nicht ganz unrecht mit ihrer Wahrnehmung.
Dieses System ist eben alles andere als chancengleich und gerecht.

Muss man
für den Links- oder Rechtsextremismus meist erst entsprechend
indoktriniert werden, wird dem muslimischen Zivilversager die Ideologie von
Kindesbeinen an eingetrichtert.

Einspruch euer Ehren!:

Es ist immer und ausschließlich der Mangel an Bildung, die Betonung des Glaubens als Erklärungsmuster, der so etwas begünstigt. Verstärkt wird dies durch Perspektivlosigkeit in dieser Gesellschaft. Damit will ich nichts rechtfertigen oder gar entschuldigen, ich erkläre es lediglich anders als Du.

Er muss sie dann nur noch radikal auslegen,
um sich selbst höher stellen und auf die anderen heruntersehen zu können
(Kompensation des Minderwertigkeitskomplexes). Und weil Letzterer in einem
hochzivilisierten, kapitalistischen Land meist ohne Bildung ankommt und
kulturbedingt Bildung auch nicht höchste Priorität hat (was die Jobsuche
später schwierig macht), braucht er nur noch in seiner (halbkriminellen)
Community als Versager durch den Rost fallen - aufgefangen wird er entweder
gar nicht und radikalisiert sich in Isolation oder sein Selbstbewusstsein
wird von salafistischen Rattenfängern aufgebaut.


Um wie viel höher stehst Du als die »muslimischen Zivilversager«?

Sind alle nichtmuslimischen Arbeitslose auch »Zivilversager« oder nicht viel mehr zu großen Anteilen systembedingt zufällige Opfer desselben?

Deshalb werden
islamistische Anschläge auch in Zukunft die Mehrzahl stellen, vor allem
weil der hochzivilisierte Pazifist und Kämpfer für den Weltfrieden im
Westen, zumeist ohnehin keine Eier dafür hat.

Warum hat der Westen denn keiner Eier mehr?

Das ist einen eigenen Thread wert, aber ich mache hier den Anfang:

Wir (der Westen) haben keine Eier mehr, weil wir sie verkauft haben. Verkauft für die Silberlinge des Wachstums,
der Profitmaximierung und des Effizienzfaschismus. Ohnehin ist das mit den Eiern so eine Sache: Unter Verraqt der eigenen Werte, kann man nicht Werte schaffen oder gar verbreiten.

Wir sind nicht glaubwürdig, nicht in unseren Augen und schon gar nicht in den Augen der Anderen. Völlig zurecht!
Wenn Du aber an Deine eigene Sache nicht mehr glaubst, werden Deine Handlungen schwächer ausfallen. Oder sich in Endzeit- und Weltuntergangsphantasien manifestieren. In der Geschichte gibt es Dutzende Beispiel dafür.
Von Masada über Hitler bis zu Jonestown.

An solche Anschläge werden wir uns gewöhnen müssen - da braucht die CIA
gar nichts beizutragen, denn das haben sie schon im Vorfeld getan, wenn sie
die Heimat dieser Leute in die Steinzeit bomben und die dann, schon
antiwestlich gestimmt, im Westen um Asyl ansuchen.

Völlige Zustimmung. Verschwörungstheorien braucht es nicht zur Erklärung dessen, was passiert.


Und vergessen sollte auch niemals werden, welche Politiker, welche
Parteien und welche Medien uns mehr als 30 Jahre lang den Mund verboten
haben, wenn wir genau solche Entwicklungen vorausgesehen haben.

Wie das? Welche Partei hat sich denn nicht daran beteiligt? Gastarbeiter zu holen und darüber zu vernachlässigen, dass dann Menschen mit Ansprüchen und Bedürfnissen, mit Religionen und Traditionen kommen würden, diese Leistung haben alle Partei zusammen erbracht.

Macht es eine Gesellschaft anders, ist es auch nicht recht: Siehe Qatar.

Und beide Positionen sind ja auch grundfalsch. Wie wir es gemacht haben und wie Qatar es heute macht.

--
"Journalism is printing what someone else does not want printed. Everything else is public relations." - George Orwell

Arvid


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