Eine vielschichtige Frage: warum viele Menschen die Unfreiheit hinnehmen.

helmut-1, Siebenbürgen, Dienstag, 31.12.2019, 15:03 (vor 1540 Tagen) @ Falkenauge2734 Views

Darüber könnte man auch Bücher schreiben.
Aber mir fällt dazu spontan eine Äußerung eines lieben Menschen ein, wesentlich älter als ich, und seit längerer Zeit verstorben.

Dieser Mann, sein ganzes Leben aufrecht und seine Meinung vertretend, war von der Herkunft her Sudetendeutscher. Geboren in Tetschen-Bodenbach, in Nordböhmen. Er nahm politisch schon in jungen Jahren Stellung, engagierte sich in manchen Parteien im Sudetenland und stellte sich gegen Hitler.

Er nahm an Demos in seinem Heimatort teil, trug Schilder, auf denen zu lesen war: "Hitler bedeutet Krieg". Er bekam in seinem Leben viel von Unfreiheit und Unterdrückung mit, erst von den Nazis, dann von den Tschechen, - wurde sogar am letzten Kriegstag noch verwundet, - was Jahrzehnte danach dann zu seinem Ableben beitrug.

Aber er ging nach der Vertreibung nach Deutschland seinen Weg, übernahm Verantwortung, wurde in einer großen Firma Prokurist und engagierte sich viel für seine Landsleute, die Sudetendeutschen. Für sein soziales Engagement erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

Viel habe ich mit ihm diskutiert, bei ihm zuhause, - oft nächtelang. Er verfügte über eine sehr offene Sichtweise, und darüber hinaus über eine weit gestreute Allgemeinbildung. Die oft gegensätzlichen Gespräche über gewisse Themen hinderten uns nicht, diese zu führen, - er setzte für die persönliche Meinungsfreiheit einen sehr hohen Stellenwert an.

Oft verhalf er mir dadurch, auch das "Licht auf der anderen Seite des Mondes" zu sehen. Als er im Laufe der Jahrzehnte die Entwicklung registrierte, wie sie sich in Deutschland abzeichnete, insbesondere der gesellschaftliche Verfall, wuchsen seine Bedenken dabei zunehmend.

In diesem Zusammenhang werde ich eines seiner Zitate nie vergessen, das er damals geprägt hat, - und als ich die Frage in der Überschrift las, fiel es mir sofort wieder ein:

"Seitdem ich festgestellt habe, wohin uns die vermeintliche Freiheit führt, stelle ich mir oft die Frage, ob die Unfreiheit damals wirklich so schlimm war....."


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