Die dargestellte Realisierung von Bitcoin-Forwards mittels Blockchain der Firma "Hedgy" scheint sinnlos zu sein

paranoia, Die durchschnittlichste Stadt im Norden, Mittwoch, 11.11.2015, 21:57 (vor 3374 Tagen) @ Fabio6065 Views

Hallo Fabio,

interessant, aber praktisch nicht zu verwerten.
Die Firma "Hedgy" löst keine Probleme, sondern schafft welche.

Musste mir extra ein Programm zum Splitten des animierten GIFs installieren um alle Schritte genau zu betrachten - dafür gibt es schon eine leichte Abwertung in der B-Note.

Die Einladung zum Forwardgeschäft mit festgelegter Kursrelation mit einer Restlaufzeit von 14min und 35sek ist irreal.

Solche Geschäfte können wir gerne machen. Du schickst mir eine Einladung und ich warte, bis der Markt in meine Richtung läuft.
Das ist schon extrem wirklichkeitsfern.
Das ist gleichbedeutend mit dem Schreiben einer Option für den Kontrahenten.

Daran kannst Du erkennen, dass die Hedgy-Leute wiederum gutmeinende Programmierer sind und von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.

Nächster Punkt:
Es gibt nicht nur Hedger, die Forwards nutzen, sondern auch Spekulanten.
Mit Hedgy kennen aber alle Blockchain-Leser Dein Forwardgeschäft - meine ich.
Das möchte aber keiner!

Diese beiden genannten Punkte sind heilbar.
Der nächste Punkt ist es wohl nicht:
Die Kontrakte von Hedgy schaffen Kreditrisiken, die in der Wirklichkeit aber durch ein Bündel von Massnahmen minimiert werden.

Beispiel:
Im GIF-Beispiel handeln zwei Kontrahenten Bitcoin auf 3-Tages-Termin.
Sie tauschen USD 450,- gegen 80 Bitcoin.
24 Bitcoins werden als Sicherheit hinterlegt.

Das entspricht einem Bitcoinkurs von USD 5,625 pro Bitcoin.

Wir unterstellen jetzt einfach mal, dass der Bitcoin-Forward-Markt auf Kassakursniveau handelt. Wir können das Beispiel auch verkomplizieren, da habe ich aber keine Lust drauf.

Am nächsten Tag fällt der Kurs auf 4 USD/btc.
450 USD haben jetzt einen Marktwert von 112,5 btc (angenommen: Kassa=Termin)
Der Kontrakt hat jetzt in Bitcoin gerechnet einen Marktwert von
(112,5-80=32,5 Bitcoin) aus der Sicht desjenigen, der 80 Bitcoins verkaufte.

Für den Kontrahenten hat der Kontrakt einen Marktwert von -32,5, stellt also für ihn einen Verlust dar.

Die Sicherheiten bei dem Geschäft betragen aber nur 24 btc.

Und nun?!
An den Derivatemärkten, ob nun OTC oder an Börsen wäre jetzt Nachschuss fällig.
Fließt der nicht, wird liquidiert und verwertet.

Das Problem lässt sich nicht dadurch heilen, indem man die Margin erhöht.

Damit schafft die Firma „Hedgy“ nur neue Probleme und löst keine alten – eben eine nette Spielerei.

Im Grunde genommen habe ich solche Zusammenhänge übrigens vor mehr als sechs Jahren schon hier im Gelben versucht zu erklären:

Lehrstoff: Marktpreisrisiko, Kontrahentenrisiko, Wiedereindeckungsrisiko und Nominalenirrsinn an einem Beispiel erläutert

Gruß
paranoia

P.S.:
Für einen Börsengang reicht es bestimmt. Die Story ist ja sexy, da macht es nichts, wenn die zukünftigen Aktionäre von Hedgy das Problem nicht verstehen.[[lach]]

--
Ich sage "Ja!" zu Alkohol und Hunden.


gesamter Thread:

RSS-Feed dieser Diskussion

Werbung

Wandere aus, solange es noch geht.