"... mehrmals wohl angeraten hat, die Armee gegen den Maidan einzusetzen"

Zarathustra, Mittwoch, 11.03.2015, 08:59 (vor 3931 Tagen) @ Miesespeter5177 Views

Hallo mp

In Deutschland gibt es da bereits ausreichend Referenzen, da muss man
nicht bis nach Russland schauen.

Live by the sword, die by the sword.

Berufsrisiko.


Klar, man kann alles relativieren.


Das ist keine Relativierung.

Dutschke, Kelly, Bastian, Moellemann, Barschel...auch in Deutschland lebt
man gefaehrlich, wenn man das Gewaltmonopol herausfordert.

Haider, Wilders....wenn man eine andere Richtung propagiert als die grosse
Koalition aller Blockparteien

Kelly und Bastian? Inwiefern lebten die gefährlich? Und warum lebten Haider und Möllemann erst gefährlich, als sie auf dem absteigenden Ast waren? Das sind alles Spekulationen. Nemzow, Politkowskaja, Litwinenko etc. sind dagegen eindeutige Morde.

Aber auch Du wirst nicht bestreiten, dass das Gefahrenpotential in

Politik

und Journalismus in Norwegen, Schweiz, Deutschland, Ukraine, Russland,
China, Nordkorea nicht identisch ist.


In Deutschland gibt es in der veroeffentlichen Meinung ('Journalismus')
praktisch keinen Dissenz, wie das zustande kommt, weiss ich nicht, koennte
mir aber vorstellen, dass da auch gewisse Druckmittel zum Einsatz kommen.

Im Mutterland der Freiheit ist Journalismus auch nicht ungefaehrlich,
siehe
Michael
Hastings
, oder das Schicksal der Whistleblower a la Manning,
Snowden, Assange.

Ja, und deshalb rangieren die USA bei den Reportern ohne Grenzen auch so weit hinten.
Aber 'im Westen' ist man eben mehrheitlich noch lange nicht dort angekommen, wo Nordkorea, Saudi-Arabien, China, Ukraine, Weissrussland und Russland figurieren. Wer das alles relativiert und behauptet, dies sei alles einerlei, den kann ich einfach nicht ernst nehmen.

Das Gefahrenpotential in der Politik kann man nur beurteilen, wenn man
betrachtet, wie frei systemgefaehrdende - also 'verfassungsfeindliche' -
Opposition agieren darf. Und da sehe ich auch im sog. Westen keine
groesseren freiheitlichen Spielraeume.

Ich sehe im 'sog. Westen' grössere als in Nordkorea, China, Saudi, Weissrussland und Russland.

Das Urteil dazu koennen wir uns dann erlauben, wenn wir in Deutschland
eine Partei sehen werden, die mit Unterstuetzung russischer Gelder, den
Austritt Deutschlands aus der Nato fordert, die Enteignung amerikanischer
Konzerne, den Rauswurf saemtlicher fremder Truppen, die Erklaerung der
Blockfreiheit Deutschlands, usw, es damit gegen den Propagandasturm und die
Rechtsbehinderungen irgendwie schafft, auf 20% der Waehlerstimmen zu kommen
mit steigendem, populistischem Appeal insbesondere bei der staedtischen
Jugend. Wenn dann immer noch in Deutschland die freiheitlich demokratischen
Prinzipien hochgehalten werden, und nicht zu haerteren Bandagen gegriffen
wird, dann werde ich widerrufen und feststellen, dass im Westen
demokratische Werte einen hoeheren Stellenwert haben als zb in Russland.

Aha. Ob die Schweiz freiheitlicher regiert ist als Saudi-Arabien, können wir erst beurteilen, wenn die erkämpfte direkte Demokratie wieder abhanden zu kommen droht?
Na ja, Miesespeter, hier sehe ich einen Zirkel.

In der Ukraine hat innerhalb kurzer Zeit schon einmal ein praktischer
Direktvergleich im Grad der Raeudigkeit zweier Regierungen stattgefunden:

Obwohl die russische Regierung dem gewaehlten Praesidenten Janukowitsch
mehrmals wohl angeraten hat, die Armee gegen den Maidan einzusetzen und die
besetzten Guverneurssitze in der westukr. Provinz gewaltsam raeumen zu
lassen, um die staatliche Ordnung wiederherzustellen,

Ja, dazu schweigt sich der nereus natürlich aus.

hat er dies abgelehnt
und nicht umgesetzt.

Wohl aus Angst und nicht wegen Skrupel.

Jatzenjuk und Konsorten waren dann ihrerseits nicht so pingelig, und haben
umgehend die Armee in die Ostukraine geschickt, um die nunmehr dort nach
dem Kiewer Umsturz (da von der Partei der Regionen nicht freigeraeumten)
besetzten Guverneurssitze gewaltsam raeumen zu lassen.

Ja, ein Maidan ist eben ein bisschen was anderes als ein 'Aufstand' der grünen Männchen um Strelkov und Konsorten.

Die wussten eben besser, wie man Staat macht. Dass daraus jetzt jeder
Machtapparat, der nicht voellig verbloedet ist, seine Lehren zieht, und
umstuerzlerische Opposition jetzt erheblich frueher mit direkter
Gewaltanwendung eindaemmen wird (Modell Himmlischer Platz), erscheint
zumindest mir absolut erwartbar. Die Geschehnisse in Libyen, Syrien, oder
der Ukraine tragen leider auch nicht dazu bei, westlich gesteuerten
'Befreiungsbewegungen' sonderlich viel Kredit zu verschaffen.

Dazu kommt noch die widerwaertige Doppelmoral: Das letzte Mal, als
zentrale Regierungstruppen in Europa sezessierende Gebiete unter
Artilleriefeuer nahmen, bombardierte der Westen die Regierungstruppen
direkt und erkannte die Sezessionsbewegungen an.

Die Kosovo-Albaner wurden auch lange terrorisiert, inkl. Verbot der eigenen Sprache.
Das gab es nicht auf der Krim.

An vordester Front die USA
und die deutschen Gruenen. Die sind auch heute wieder an vorderster
Propagandafront. Auf Seiten der Zentralregierung, welche den Beschuss
vornimmt.

Zwei Seiten nehmen dort den Beschuss vor.

https://krautreporter.de/473--der-plan-von-der-abschaffung-der-wahrheit

Heute ist dann 'die territoriale Integritaet' des betreffenden
Landes oberstes schuetzenswertes Gut.

Russland kann man mit Nordkorea natuerlich ebensowenig vergleichen wie mit
der Schweiz.

Wenn man nichts vergleichen kann, dann kann man ja alles achselzuckend gutheissen. Irgendwie praktisch. Ausdrücke wie 'widerwärtige Doppelmoral' kann man sich dann auch sparen.

Grüsse, Zara


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