"Von den 3% leb' ich" ...

CrisisMaven ⌂, Donnerstag, 12.02.2015, 13:18 (vor 3956 Tagen) @ Dragonfly4520 Views

... sagte der Saeufer, der immer die Pfandflaschen zurueckgab, die er vorher ... austrank.

Jetzt aber mal eine ehrliche Gegenfrage:
Ein Kumpel von mir hat zu Schulzeiten immer Zeug vertickert, welches "Vom Laster" gefallen sein. Er hat das so erklaert, dass von einer issen
Verlustrate immer ausgegangen wuerde, und dass dies halt der "Ueberfluss" sei.

Ja, so, wie Politiker auch immer ruehrende Stories auf Lager haben, fuer was gerade diese und jene Steuer, dieser und jener Krieg "gut" sei. Das macht den Hehler zutiefst menschlich - und qualifiziert ihn auch fuer hoehere Aemter, die er, wenn Du seine Biographie verfolgst, statistisch zumindest meist dann erklimmt ...

Nehmen wir doch mal Klamotten. Mark-up, wie hoch im Geschaeft? 50%? 100%?
Nehmen wir mal an, der Haendler kauft die Diesel Jeans fuer 60 Euro und verkauft sie fuer 120 Euro (Wenn die Zahlen falsch sind, korrigiert mich bitte).

Kann sein, tut aber, s.u. wenig zur Sache.

Die Preise fuehr Helerware liegt wohl bei 30%. Also 40 Euro pro Jeans.

Dabei darf man aber den Verfolgungsdruck, der auch "Kosten" verursacht, nicht wegrechnen. In den sechziger Jahren gab es mal eine kriminologische Untersuchung in England, wonach die meisten Einbrecher unter'm Strich weniger als Sozialhilfe "erwirtschafteten". Und der Soziologe kam zum messerscharfen Schluss: fuer dieses Gehalt oeffentlich anstellen - denn dann fallen die Kollateralschaeden ja auch noch weg (aufgebrochene Tueren etc.).

Wenn er da eventuell irgendwelche Ware (alle wird er eh nicht verkaufen koennen) unter der Hand fuer XX Euro weggibt oder sonst irgendwie los wird und das dan als vermutlich steuerlich geltent machbaren "Verlust" abschreibt, rechnet sich das doch?

Also erstmal muss ein Unternehmen, das zuviel Inventurdifferenzen hat, die dem Steuerpruefer erklaeren koennen, wenn er mal kommt (Verprobungen anhand Branchendurchschnitten).

Davon abgesehen - bis auf das Bedingungslose Grundeinkommen gibt es noch keine Steuer, von der man leben koennte ...

Wenn ich 50% Steuern zahle und dann Ware "unter der Hand verkaufe", die ich dann ausbuche, dann sieht das so aus:

Jeans - Verkaufspreis 100 Euro, Einkaufspreis 50 Euro (nur um's einfach zu machen).

Verkaufe ich die Jeans, zahle ich 50% = 50 Euro Steuern - Gewinn Null. Da kann schon was nicht stimmen.

Also, was stimmt nicht: dass der Einsatz nicht nur die Jeans sind, sondern auch noch Loehne, Mieten, Strom etc. Werbung, Ladeneinrichtung (Abschreibung), Kleinmaterial (Tueten, Stifte, Klebeband ...).

Wenn man diese Rechnungen sauber durchfuehrt kommt man dazu, dass der Hehler oder Dieb/Einbrecher, der selbst verkauft, wenn der Besitzer je Hose auch noch ohne echten Verlust dabei herauskommen will, eine viel zu geringe Marge haette, fuer die er sein Risiko nicht auf sich naehme. Nehmen wir an, der verkauft die Hose fuer 40 Euro (statt 100), der Haendler hat sie ihm fuer 20 gegeben (aber 50 bezahlt) - dass der 30 Euro an Steuern spart, ist sehr unwahrscheinlich - und dann waere er immer noch erst bei "Null".

Andere Kriminalitaetsformen sind aber haeufiger: ganze Wagenladungen bestellen, aber nie bezahlen und untertauchen (aus denen kommt dann auch solche "heisse Ware") oder aber Mehrwertsteuerbetruegereien.

Ich wuerde nicht ausschliessen wollen, dass es sich bei einem erheblichen Teil der Vertluste durch "Diebstahl" um Steuertricks handelt.

Ich schon.

In der Lebensmittelbranche, mit ganz anderen Margen, ist es sicher besser, wenn abgelaufene Lebensmittel "geklaut" werden.

Nein, die landen im Container. Ob die "geklaut" oder entsorgt werden, spielt steuerlich doch ueberhaupt keine Rolle.

Es geht in den meisten Branchen viel ehrlicher zu, als selbst der eigene Angestellte sich das ausmalt. Warum? Weil der Aufwand viel zu gross ist, der Selbststaendige nicht die Zeit hat und ... weil man sich naemlich dann erpressbar macht durch die "Helfer". Die kommen naemlich nicht allzu bald und sagen schamlos: "Du, Hosen verticken is' viel zu muehsam - gib' mir einfach hundert Euro jede Woche ... und ich geh' nicht zur Polizei!"

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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
Atomkraft | in English


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