"... dass man (im Durchschnitt) mehr für die Versicherung bezahlt als für die Schäden? ..." Ja und (meist) nein ...
Ist es nicht bei allen Versicherungen so, dass man (im Durchschnitt) mehr für die Versicherung bezahlt als für die Schäden?
Dem liegt die -durchaus formal richtige- Ueberlegung zugrunde, dass eine Versicherung ja, wie beim keynesianischen Multiplikator, ja nicht nur fuer die Schadenssummen aufkommen muss, sondern dazu noch weitere Kosten "verursacht": Aussendienst, der die Police verkauft, Innendienst, der die Abwicklung/Verwaltung sicherstellt, das Bundesaufsichtsamt, natuerlich der Staat mit der Versicherungssteuer auch noch usw.
Dazu gibt es mehreres zu sagen:
a) ein Teil der Kosten kompensiert sich schon allein dadurch, dass die Versicherer ueber bessere Geldanlage-Formen verfuegen als der private Einzel-Anleger. Auch wenn jeder potentiell Gefaehrdete, statt sich zu versichern, sein Geld anlegte, wuerde er u.a. geringere Renditen erzielen. Diese Mehr-Renditen gleichen allein oft schon die Kosten der Versicherungen aus! Vgl. (private!) Krankenversicherungen, die bis 106% der eingezahlten Betraege an Leistungen ausschuetten - wo waere da wem ueberhaupt ein Verlust entstanden?
b) Dann die Leistung, die ein Versicherer erbringt: dass der Gross-Schaden, fuer den der Einzelne nie genug ansparen koennte, der ihm aber alles "raubt", reguliert und entschaedigt wird.
c) Weiterhin gewinnen Versicherer Erkenntnisse. So sind z.B. die Richtlinien fuer Panzerschraenke im wesentlichen auf die technische Expertise der Sachversicherer zurueckzufuehren. Aehnliches gilt im vorbeugenden Brandschutz und in vielen anderen Gebieten. Diese Expertise gewinnen sie gerade dadurch, dass sie Millionen Schaden regulieren und dadurch analysieren. Dieses Wissen koennte kein Einzelner auf anderem Wege je gewinnen!
Erstes Fazit: im Idealfall kostet die Versicherung nicht mehr, als wenn der Einzelne dasselbe individuell "nachzubilden" versuchte - sie bringt im Gegenteil Vorteile, die ohne diese Konstruktion unerreichbar blieben.
Ausgenommen der Fall, dass das Risiko für den Schadenseintritt bei einer Person tatsächlich höher ist, als es die Kalkulation der Versicherung vorsieht.
Nun, das sieht der Gluecksspieler so ... . Wer jedoch weiterdenkt, sagt sich: woher weiss ich vorher, wie hoch mein Risiko ist? Hypothetisch, ja, praktisch, nein. (Weshalb ich auch Spieltheoretiker immer belaechle, denn sie wissen nicht, was sie tun ...)
Kommt man also nicht immer mit der Versicherung schlechter weg, es sei denn es geht um existenzielle Schäden (Gebäude abgebrannt etc.)?
Nein, nur statistisch in einer "reinen" Theorie, aber s.o. schon zur besseren Anlagemoeglichkeit der Versicherer. Nach der Logik muesste man aber auch fordern -und in sozialistischen Bruderstaaten wurden solche Spaesse tatsaechlich ansatzweise probiert- muesste man fordern, es sei rationeller und billiger, wenn man alle Schuhe nur noch mit der "Durchschnittsgroesse 41,3" (oder wie auch immer sich die Zahl dann berechnete) herstellt. Das spart Maschinen-Ruestkosten, Logistik, Kapitalbindung etc. etc. Es macht Schuhe vermutlich um die Haelfte billiger. Und: wie beim "Selbstversicherer": es wird auch zu einer bluehenden Heimindustrie an Hobby-Schuhmachern fuehren.
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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