Warte noch ein Weilchen
Völlig richtig, cher Zarathustra ...
Und das »Weilchen« dauert halt beim Christentum in Deutschland ca. mal
schlappe tausend Jahre. Ich will ja nicht pingelig wirken — aber ich
finde, wenn1. das erste, bis heute bedeutende Kulturdokument des Neuhochdeutschen
(also jener Sprache, die wir mit Entwicklungen und Modifikationen, aber an
sich heute noch sprechen) Luthers Übersetzung der Bibel ist,2. der als Tag der Arbeitsruhe herausgehobene Tag der Woche der
(christliche) Sonntag, nicht der jüdische Sabbat (oder gar der islamische
Freitag) ist,3. die an deutschen Universitäten seit Jahrhunderten gelehrte und in der
Gesellschaft — höchst unvollkommen, aber doch — praktizierte Ethik
eine entschieden christliche Konnotation hat (auch wenn Sie das jetzt
stören mag),(Liste fast beliebig verlängerbar)
... dann ist der Schluß, daß das Christentum wohl (noch! — Leute wie
Sie arbeiten vermutlich daran, dies zu ändern) zu Deutschland gehört,
irgendwie recht naheliegend.
Ja, sagte ich doch, dass eine Mehrheit diesen Wahnwitz mittlerweile allen Ernstes als etwas deutsches (germanisches) betrachtet, als eine Eigenkreation sozusagen, bloss weil der Mist schon vor vergleichsweise langer Zeit hierher migrierte, unter anderen eben 'dank' derart traurigen Gestalten wie Luther, dem Ersäufer der Täufer.
Dasselbe vom Islam zu behaupten, ist hingegen lächerlich. Es mag nun so
sein, daß Sie das bedauern, und lieber koranischen Originaltext,
Muezzinrufe und Steinigung von Ehebrecherinnen (um nur einige
Spezialitäten herauszugreifen) in Deutschland herrschen sähen. Mag sein
— ist aber derzeit (noch) nicht der Fall.Da IM Erika (Wulff zitierend) ja nicht sagte »... soll zu Deutschland
gehören« (dies hat sie sich dann doch nicht getraut!), sondern als
indikative Feststellung »...gehört zu ...«, ist diese (und seinerzeit
Wulffs) Aussage schlicht Unsinn und unangebrachtes, opportunistisches
Grüßen politkorrekter Geßler-Hüte.Der Islam gehört ebensowenig zu Deutschland, wie das Luthertum zu Italien
(auch wenn im Rom der 19. Jahrhunderts genug norddeutsche Nazarener die
Malerei gelernt und geübt haben), weil sie im jeweiligen Gastland eben
nicht kulturprägend waren.
Seit der Immigration des Christentums gehört es nunmal zu Deutschland, anfangs nur ein bisschen, später immer mehr, wie der Islam halt eben auch.
Der kommt auch immer mehr. Das sieht man ja.
Das mag sich — wie jede Kultur — im
Laufe von Generationen ändern, und Sie mögen das so sehr
begrüßen, wie ich es bedauern würde. Es ändert aber nichts
daran, daß es derzeit einfach nicht zutrifft.
Ich sollte es begrüssen? Wie kommst Du denn darauf? Begrüssen würde ich, wenn diese drei Religionen dorthin verschwinden, wo sie hingehören: Ins Nirgendwo.
Beste Grüsse, Zara