Das "Weiterleben im Diesseits" – Selbstmordattentäter, Märtyrer und Terror

Uwe, Freitag, 08.04.2016, 02:33 (vor 3227 Tagen) @ Konstantin2678 Views

Hallo, Konstantin,

eine interessante Verknüpfung, die Du mit dem Hinweis auf die vom Autor Wladimir Megre angeführten vermeintlicher Beweggründe von Selbstmordattentätern/Terroristen aufzeigst, die allerdings m. E. sich so nicht durchgängig halten lässt, und ich stimme dem von Dir zitierten Autor, Wladimir Megre, zu, dass im Sinne des Lebens man sich darauf einigen sollte, (nicht nur) die durch Religion begründeten Taten konfessionsübergreifend zu ächtet.

Jedoch damit ist nur ein Teilbereich abgedeckt und vermutlich auch nur der, der im Interesse von "Lenkern" geschieht, denen es gelingt, religiöse Glauben zu instrumentalisieren.

Selbstmordattentäter, die ihr Leben durch eine selbstinszenieren Terroraktion (Aktion, die über den eigenen Tod andere Leben mit vernichtet oder verletzt) im weitesten Sinne für ihr Glaubensbekenntnis hergeben, haben wohl verschiedene Beweggründe, die nicht nur in der Verheißung im Jenseits liegen.

Sie, die Selbstmordattentäter, unterscheiden sich von gewaltbereiten Terroristen, die auch Tötungen in Kauf nehmen, wohl nur dadurch, dass sie ihr eigenes Leben planmäßig mitvernichten.

Anderseits ist die "Doktrin der Paradiesversprechung" (für Selbstmörder eigentlich ausgeschlossen) nicht nur auf Selbstmordattentäter beschränkt, sondern eben auch auf den Personenkreis, der einen entsprechenden Lebensweg "durchhält" oder als Märtyrer angesehen werden kann.

Der Märtyrer ist aber eben genau der, der seinen Glauben "über das eigene Leben hinaus" bezeugt.

Terror (<lat.> Schrecken), in dem hier betrachteten Zusammenhang, ist eine Kampfform, die willkürlich und unvorbereitet zur Erzeugung von Angst, Schrecken und Zerstörung zum Zwecke der Einschüchterung eingesetzt wird, insbesondere dann, wenn keine „Waffengleichheit“ herrscht. Der Terror ist also nicht zwingend mit der Tötung von Menschen verbunden.

Aus Sicht der zu Bekämpfenden können wohl u. a. Partisanenkämpfer, Kamikazekrieger, Saboteure, Widerstandskämpfer, Attentäter oder auch RAF-Mitglieder (und… und… und…) alle unter diesen Definitionen, Selbstmordattentäter und/oder Terroristen, eingeordnet werden, jedoch nicht unter dem gemeinsamen Gesichtspunkt, dass sie den Eingang ins Paradies erstreben.

Damit fällt allerdings das Argument, das der Terrorismus mit dem Verschwinden der "Doktrin der Paradiesversprechung" nicht mehr existent sein könnte, in einem Großteil der Fälle weg.

Um nun die religiösen Glaubensbekenner, die für ihren Glauben in den Tod gehen und dabei "Ungläubige" mit in den Tod reißen, also die Selbstmordattentäter, bin ich mir nicht sicher, ob tatsächlich das Paradies oder die "72 Jungfrauen" die auslösende Motivation ist oder ob es vielmehr die Anerkennung ist, die man nach dem eigenen Tod in der Gemeinschaft gewinnt, da man sich selbst post mortem als opferbereit für den Glauben darstellt.

Es ist also das "Weiterleben im Diesseits", was gesucht wird, und genau das ist es auch, was m. E. allein von jedem Verstorbenen übrig bleibt: Jeder Verstorbene existiert allein in dem, der an den Verstorbenen denkt und "lebt" dort fort.

Womit m. E. auch die Frage nach dem "Gott" derart diskutiert werden kann, dass "Gott" allein in den eigenen Gedanken gelebt wird und darüber hinaus mit dem eigenen Bewusstsein verschwindet.

Das die Religion allein "Heilsversprechungen" für den Einzelnen außerhalb seine irdischen Lebens abgeben muss, liegt m. E. darin begründet, da es wohl ansonsten nicht immer besonders gradlinig und "einfach" wäre, die "Prüfungen" und "Segnungen" in diesem Leben zu erklären.

Gruß,
Uwe

https://de.wikipedia.org/wiki/Terror
https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstmordattentat
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4rtyrer
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4rtyrer#M.C3.A4rtyrertum_im_Islam
https://wikiislam.net/wiki/72_Jungfrauen#Terrorismus


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