Ohne Schuldgeld, kein Schuldendruck, keine Produktions- und Innovationszwang - Neue Wellen-Theorie

pigbonds, Freitag, 27.11.2015, 00:34 (vor 3359 Tagen) @ CalBaer3961 Views

Geldschoepfende Bitcoin-Banken halte ich fuer nicht machbar, weil im
Gegensatz zu Gold weitreichende Gruende zur Fremdverwahrung wegfallen.
Erstens ist die sichere Selbstverwahrung fuer jedermann billig machbar,
zweitens sind Bitcoins im Gegensatz zu Goldmuenzen beliebig teilbar und
drittens kann man die Banken als Geldduebertrager umgehen. Einzig der Zins
waere ein Argument, Bitcoins bei einer Bank zu verwahren, aber das wird
wohl oekonomisch nie machbar werden (weil einfach eine signifikante
Ausweitung der Bitcoinmenge in Zukunft fehlen wird).

Das war auch bei Gold nicht machbar, deshalb die FED Gründung und später das
"Goldverbot" in den USA.
Bitcoin-Diebstahl wird ein Problem werden, dazu kommt, dass sehr viele keinen
blassen Schimmer haben, was Bitcoin eigentlich ist und voll der Software ausgeliefert
sein werden.

Das tradionelle Bank-Geschaeft wird daher eher aussterben und es werden
voellig neuartige Finanzdienstleister rund um die Bitcoin entstehen. Welche
Implikationen das auf das schuldbasierte Wirtschaften haben wird - keine
Ahnung - man wird sehen wie das dann ohne geldschoepfende Banken und
Zentralbank-Geld funktionieren wird.

Das ist bereits im Gange. Bezüglich "schuldbasiertem" Wirtschaften musst Du
zwischen Kapital- und Kreditmarkt unterscheiden.
Wenn Gläubiger Schuldnern ein Darlehen geben, dann wechselt nur Guthaben das
Konto und der Gläubiger erhält einen Anspruch - deshalb die Vorstellung von
"Geld verleihen".
Wenn aber ein Kredit von der Bank vergeben wird, dann verlängert sich die
Bilanz der Bank und dem Schuldner wird Guthaben gut geschrieben. (Geld aus
dem Nichts). Deshalb verlangt die Bank in der Regel ein Pfand. Das Guthaben kommt
auch nicht aus dem Nichts, sondern die Bank verliert Eigenkapital, wenn der
Schuldner zusammenbricht. Deshalb ist das meiste Guthaben im Bankensystem durch
Hypothekargeschäfte entstanden.

Es wird in Zukunft nicht nur Bitcoin-Modelle geben, sondern auch Modelle, durch
die Investoren direkt und nicht über die Banken, in Anleihen oder Aktien kleinerer
Firmen investieren werden. Ziemlich jedes Land kennt bereits diese sog. Crowdinvesting
Plattformen, die sich auf verschiedene Sparten konzentrieren:
In der CH:
https://www.investiere.ch/ - Startups, meist spinoffs von ETH und Unis
https://www.crowdhouse.ch/ - direkt in Rendite-Immobilien investieren
https://www.cashare.ch/ - Privatdarlehen
...
In jedem Land gibt es analog dazu einen oder mehrere grössere Anbieter. Im Fintech Sektor
ist extrem viel los, was aber auch bedeutet, dass extrem viele Startups scheitern werden.

Alleine die Blockchain / Bitcoin Startups sind kaum zu überblicken.


Dazu ein Ex-Barclays-Banker:

Jenkins expects this shift could decimate the workforces at incumbents
like Barclays, HSBC and Lloyds.

“The number of branches and people employed in the financial services
sector may decline by as much as 50% over the next 10 years, and even in a
less harsh scenario I predict they will decline by at least 20%,” said
Jenkins, in a speech at Chatham House, reported by Reuters.

http://www.thememo.com/2015/11/26/banks-uber-moment/

Ich glaub's sofort und habe mehrere Investments in Startups. Momentan schaue
ich mir im Fintech sektor http://www.qumram.com/ an - ist kein reines Fintech,
ist aber für Banken wegen der Compliance relevant.

Es wird auf jeden Fall spannend.

Ganz klar und nicht nur bezüglich fintech. Musst einmal nach Carlota Perez googlen,
Marc Andreessen (Netscape-Founder, Top-VC) beruft sich immer wieder auf sie.
Jedem der Kontratieff-Zyklen zusagen, wird sie sofort mögen. Sie sieht uns
gerade im Turning-Point Richtung Golden-Age:
[image]
(ihre Keynotes sind etwas langatmig - leider, dazu hat sie meist noch Husten oder ist heiser)
Kurzes Intro: https://vimeo.com/53578955 (Kontratieff vs Schumpeter vs Perez)


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