Entschleunigung, Handarbeit, Lessness

Orodara, Freitag, 20.11.2015, 00:56 (vor 3093 Tagen) @ Isländer6214 Views
bearbeitet von unbekannt, Mittwoch, 03.02.2016, 20:15

Die Mehrheit der jungen Flüchtlinge werde an einer drei Jahre langen
Vollausbildung mit hohem Theorieanteil scheitern."

Dafür können sie anderes, was uns fehlt...

Hallo Isländer!

Ich neige ja dazu, den Anderen grundsätzlich zu überschätzen, statt zu unterschätzen. Auf die Flüchtlinge bezogen heißt das, daß sie uns etwas voraushaben, was wir nicht können: Überleben in einer Welt ohne Automaten. Ich komme gleich darauf zurück. Hier ist ein Prachtbeispiel dafür.

oder hier Punkt 2, mit grundsätzlichen Überlegungen zu den Folgen, Zitat
meiner Aussage:
2. Einführung 30 bis 35-Stunden-Woche. Je nach Arbeitslosigkeit im
entsprechenden Bundesland.

Das denke ich auch oft, wenn ich meine Kollegen sehe, die vor lauter Arbeit (16-Stunden-und-mehr-Tage) kaum mehr schlafen können und dann mit 60 geplant obsoleszenzartig regelrecht auseinanderfallen - während ich dumm und ohne Arbeit daneben stehe und mir nur noch an den Kopf greife. Dann sage ich meinen Bekannten, wir sollten doch endlich die Maschinen abstellen und zur Handarbeit zurückkehren, dann hätten alle Arbeit! Boshafte verbale Angriffe und Beleidigungen à la "Du spinnst ja!", "Du lebst auf einem anderen Planeten!" und "Weil du das sagst, ist es ja gar kein Wunder, daß du keine Arbeit hast! Denn da nimmt der Chef doch gleich lieber jemand Anderes statt dich!" etc. prasseln dann auf mich nieder, gefolgt von inquisitionsartigen Aufforderungen, die Äußerung zu widerrufen, denn "das könne doch nur Spaß gewesen sein". Interessanterweise kommen diese Attacken aber nicht von den Leidtragenden (die sagen, sie würden das auch gern, könnten aber nicht, weil sie grundabhängig sind und dann ihre Familie nicht mehr ernähren können!), sondern von denen, die leichte Arbeit mit hohen Löhnen haben und denen es so richtig gut geht... So verteidigen alle eisern ihre Sklavenfesseln - die Sklavenhalter aus (Macht-)Gier und die Sklaven aus Perspektivlosigkeit. Es ist ein Trauerspiel, und anscheinend muß es erst noch so richtig schlimm werden (man kann es sich tatsächlich kaum vorstellen), bis sich da etwas ändert.

Jedenfalls denke ich nach solchen häßlichen Anfeindungen, die Flüchtlinge kommen wohl nach Europa, weil die Menschen versteinert sind? Und die 16-Stunden-und-mehr-Malocher könnten dann endlich ihr Joch abwerfen, weil die Sinnlosigkeit ihrer Sisyphusarbeit geradezu zum Himmel schreit?

Leider nimmt niemand dazu Stellung.
Jedes Mal kein Kommentar dazu.
Traue mir auch nicht, extra einen neuen Thread dazu auf zu machen.
Vielleicht ist ja ein Kardinalfehler in meiner Denke.
Dass das Kapital ein Arbeitslosenheer zum Lohndumping braucht, ist mir klar.
Aber die Lösung ist so lächerlich einfach, dass auch die Masse davon profitiert.
Liege ich so falsch?

Das ist alles richtig, aber scheitert an den Verhältnissen, deren Brutalität nur durch den Lack der Zivilisation gerademal verdeckt wird. aprilzi hat das sehr gut durchschaut. Nicht umsonst haben wir Römisches Recht etc. - wir leben im Alten Rom...

Kann vielleicht o.g. Punkt 2 finanztechnisch durchrechnen?
Mir hilft es auch, wenn ich vollkommen falsch liege oder etwas
Grundsätzliches übersehen habe.

Ich kann nur eine Milchmädchenrechnung machen: Weniger für alle ist besser als alles für ca. 5%. Und die Praline langsam im Mund zergehen lassen, statt sie nur einzuwerfen und hinunterzuschlucken, ist sicher auch sinnvoller. Oder etwas sauber und kunstvoll aufwertend zu flicken, statt wegzuwerfen... Aber es scheitert an den gegenwärtigen Machtverhältnissen, denn die werden mit Waffengewalt durchgesetzt. Wir wurden ja schon bis auf's Messer entwaffnet. Da wird sich also nichts ändern, und der Deutsche fügt sich lieber, anstatt irgendetwas für eine bloße Idee zu riskieren. Deshalb sind ja gewisse Ideen im Volk so verhaßt und stoßen (noch) auf so viel Widerstand: Man ist im Grund nur neidisch, sie nicht verwirklichen zu können.

Aber wenn das nicht geht, kann man ja z.B. an dieser und und jener Stelle anknüpfen und dies weiterführen. Warum nicht? Wer nicht will, der hat schon!

Daher über ich mich in Lessness und investiere in Wolle. Denn nur Stämme werden überleben, weil es gar nicht mehr anders geht in unserer mit "Höher, schneller, weiter!" kaputtgewirtschafteten Welt, die dringend Entschleunigung, Muße und Erholung braucht.

viele Grüße
Orodara


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