abgelehnt! Wenn es denn nur 2 Billionen wären...

Ashitaka, Sonntag, 12.07.2015, 12:03 (vor 3386 Tagen) @ Mephistopheles6182 Views

Hallo Mephistopheles,

zumindest von mir. Ich will es begründen.

Deutschland hat 80 Mio Einwohner und 2 Bio Schulden, wäre aber gut für 5
Bio.

Wenn du nur die spöttisch hingeworfenen Finanzierung über Staatsanleihen/Kreditlinien berücksichtigst, mag das stimmen. Doch tatsächlich sieht es unter Berücksichtigung aller erdenklichen Barwertrückstellungen und vertraglichen Verpflichtungen Deutschlands (27% leisten wir da) so aus, dass statt 2 Billionen Finanzierungssumme bereits heute mehr als 8 Billionen Euro im Raum stehen. Ich kann dazu nur auf Dr. Siebholz oder Herrn Turgut verweisen, die die aktuelle Zusammensetzung genau erklären.

Wo wäre das Problem, wenn Deutschland alleine auf den Finanzmärkten
auftreten würde?

Du meinst, dass die Staatsanleihen nicht mehr an die Bieterbanken, sondern direkt am Finanzmarkt verkauft werden?

Die übrige EU hat 320 Mio Einwohner und 8 Bio Sculden, ist aber nur gut
für 5 Bio Schulden. Also Riesenprobleme.

Was macht man jetzt?
Man führt Deutschland mit 80 Mio Einwohner und 2 Bio Schulden zusammen
mit der Rest-Eu mit 320 Mio Einwohner und 8 Bio Schulden, und hat eine EU
mit 400 Mio Einwohner, die gut ist für 10 Bio Schulden.
Das ist der ganze Hintergrund deiner Behauptung, dass eine
Nationalstaatsfinanzierung - auch Deutschlands - nicht mehr möglich sei.

- nicht mehr möglich sein wird. Nur weil du Bevölkerungszahlen und halbgahre Staatsfinanzierungen gegenüber stellst, löst sich doch das Finanzierungs- und Zinsproblem (ob nun zu zahlen oder Barwertdifferenzen) nicht von selbst auf. Die Bonität verändert sich doch durch eine europäische Vereinigung nicht. Steigende Zinsen auf Bundes- und später Euroanleihen sind nur eine Frage der Zeit, zumal die Risiken an den Finanzmärkten nicht abnehmen und die einflussreichen Institute allein deshalb ein Interesse an steigenden Zinsen der sichersten Anlageklasse begründen. Und sie spekulieren bereits heute aggressiv auf steigende Zinsen, spekulieren gegen Staaten.

Und, können diese ihre Verpflichtungen zurückfahren? Sicher, wenn die Privatisierung und der Ausverkauf durch Freihandel etc. erst richtig ins Rollen kommt. Aber in Deutschland sind heute über 50 Prozent der Bürger/innen von Transferzahlungen des Staates abhängig. Glaub mal nicht, dass sich da eine demokratische Mehrheit finden lässt, um diese Belastungen auch nur ansatzweise zurückzufahren. Im Gegenteil, sie werden aufgrund der miesen Bevölkerungsstruktur weiter ansteigen. Auseinandersetzen wird sich der IWF und Brüssel damit, so wie es derzeit auch in Griechenland abläuft.

Und der Traum von Schäubles ausgeglichenem Haushalt ist in Wahrheit ein Albtraum, der uns, sollte es in Bezug auf Investitionen und Finanzierungsprogramme des Bundes so weiter gehen, noch teuer zu stehen kommt. Das gilt für die Investitionen im gesamten Euroraum. Die Studien von Standard & Poor’s sind ein Eye-Opener, um zu erkennen, wie sehr die aufgeschobenen Infrastrukturinvestitionen noch zu Buche schlagen werden.

Dir schwant aber auch, dass man dann in Deutschland nicht mehr allzulange
in Frieden leben kann, wenn man Deutschland die Schulden der Rest-EU
aufbürdet, weswegen du dir perspektivisch einen Wohnsitz außerhalb
Deutschlands zulegen willst.

Frieden innerhalb Europas mag es während der Integrationprozesse weiter geben, aber die Anspannungen und die Gefühlslagen werden sehr bald andere sein. Unsere Notlagen der Kommunen, Länder und des Bundes werden können nicht mehr lange medial totgeschwiegen werden. Die Eingriffe bzw. Kürzungen in den einzelnen Haushalten werden ein so starkes Reizthema werden, dass die Insel der Glückseeligen zur Kannibaleninsel wird. Und wenn das wahre Ausmaß dessen, was unlösbar ist, erst einmal bewusst wird, dann entsteht ein gesellschaftlicher und innenpolitischer Druck, für den passende Ventile geschaffen werden müssen. Diesen Beschäftigungsstrategien, die selbst vor einem Rassenhass keinen halt machen werden, möchte ich dann bereits versuchen zu entfliehen.

Herzlichst,

Ashitaka

--
Der Ursprung aller Macht ist das Wort. Das gesprochene Wort als
Quell jeglicher Ordnung. Wer das Wort neu ordnet, der versteht wie
die Welt im Innersten funktioniert.


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