Die Verwandtschaft ist eine Folge des solidarischen Umgangs

Mephistopheles, Datschiburg, Mittwoch, 08.07.2015, 21:45 (vor 3224 Tagen) @ Beo24186 Views

Es gibt zwei Spielarten des Staates ... die eine basiert auf

Verwandtschaft, die andere nicht.

Nein, es gibt mindestens drei Spielarten. Du meinst offensichtlich
die "biologische Verwandtschaft", und übersiehst, dass es auch eine sog.
Wahlverwandtschaft von (geistig-seelisch) Gleichgesinnten gibt und
gegeben hat, die biologisch nicht miteinander verwandt sind und trotzdem
solidarisch miteinander umgehen (können).

Blablabla. Es gibt keine generationenübergreifende Wahlverwandtschaften zwischen geistig-seelisch Gleichgesinnten.
Sehr wohl gibt es das aber beim Vorhandensein einer soliden langwährenden ökonomischen Basis.
Der solidarische Umgang miteinander ohne biologische Verwandtschaft nennt man dann Zünfte oder Kollegium.

Auch wenn man nicht miteinander verwandt war, sich aus ökonomischen Interese aber solidarisch verhielt, so folgte dann eben daraus, dass der Metzger, der Maurer, der Bäcker, der Schneider usw. sich auf die Wanderschaft begab, bei einem Metzger, Maurer, Bäcker, oder Schneider einkehrte und eben die Metzgertochter, die Maurertochter, die Bäckertochter oder die Schneidertochter heiratete.
Heute genau so, wenn der Arztsohn Medizin studiert und die Arzttochter, ebenfalls Medizinerin heiratet, oder der Rechtsanwaltsohn Jura studiert, ein Studium, in dem man vorzugsweise angehende Juristinnen kennenlernt.

In der ersten Variante versteht sich der Staat selbst als erweiterte

Familie, als Abstammungsgemeinschaft. Wie im Falle der Familie im engeren
Sinne greifen hier die soziobiologischen Gesetzmäßigkeiten der Evolution:
Der existenzielle Sinn ist nicht auf das Individuum ausgerichtet, sondern
auf den dauerhaften Selbsterhalt des Genotyps oder des Genpools [...]

Nicht nur der Erfolg der eigenen Nachkommen ist hier geboten, sondern,

wegen der gegebenen Verwandtschaftsverhältnisse, der Erfolg auch aller
anderen Bürger, deren Gene man teilt. Je höher das Maß der
Verwandtschaft in einem solchen Staat ist, je größer ist der soziale
Zusammenhalt [...]

Der soziale Zusammenhalt wird durch die gemeinsame Kultur geschaffen, nicht durchdie Biologie, verschwindet diese,zerfällt der soziale Zusammenhalt.
Die biologische Verwandtschaft ist eine Folge der Kultur.

Was Du uns hier anbietest, ist ein sog. Biologismus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Biologismus

"Biologismus (altgriechisch βíος bíos „Leben“ und λόγος
logos „Wort“, „Lehre“ und Suffix -ismus) ist ein teilweise
abwertend gebrauchter Begriff für philosophische und weltanschauliche
Positionen, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche
Zusammenhänge vorrangig durch biologische Gesetzmäßigkeiten zu erklären
versuchen und von denen einige auch eine entsprechende Ausgestaltung
gesellschaftlicher Verhältnisse anstreben
..."

Die zweite Variante ist das, was übrigbleibt, wenn es gar keine

verwandtschaftlichen Bande gibt.

Wir sind doch alle! miteinander mehr oder weniger verwandt.

Wir haben aber nicht alle dieselbe Kultur.

Biologisch gesehen ist dann jedes Individuum gezwungen, sich auf den

Erfolg nur seiner jeweils eigenen Kernfamilie zu konzentrieren (unabhängig
davon, ob es das auch begreift). Wo die erste Variante dem
gemeinschaftlichen Modell der erweiterten Familie folgt, in der jeder jedem
biologisch und damit existentiell verpflichtet ist, da handelt es sich
jetzt nur noch um ein gesellschaftliches Zusammenleben fremder,
potentiell feindlicher Individuen, die einander überhaupt nicht
verpflichtet sind [...]

Wieso ausgerechnet "potentiell verfeindeter Individuen"? Es könnte sich
doch auch um "potentiell befreundete Individuen" handeln, die nicht
miteinander verwandt sind. Auch das gibt es doch!
Auch dies ist eine sehr einseitige und negative Sichtweise:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dekadenz
https://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Defätismus

Natürlich gibt es das, wenn sie dieselben ökonomischen Interessen haben

Diese zweite Variante entspricht offensichtlich dem modernen westlichen

Staat unseres Zeitalters.

Ja, offensichtlich. Zur Zeit dominiert der blinde Egoismus (Selbstliebe
und Habgier).
Es ist ein vorübergehendes Zeitalter der
geistig-moralischen Dunkelheit, des kompromisslosen Egoismus und der
Gefühls- bzw. Geistlosigkeit, der zum (vorübergehenden) Verfall und
Dekadenz führt. Ein beängstigender Mangel an Einsicht (Vernunft),
Kooperation, Rücksichtnahme und Solidarität.

Die Dominaz des blinden Egoismus ist eine Folge des Kulturzwerfalls.

Es ist leicht zu sehen, dass es sich um die schlechtere von zwei

Möglichkeiten handelt, sich staatlich zu organisieren - eine Möglichkeit,
auf die man lediglich zurückgreifen sollte, wenn man keine andere Wahl
hat. Denn die Tatsache, dass das Leben hier durch verfassungsmäßige
individuelle Rechte reguliert wird, bedeutet nicht, dass sich auch jeder
daran hält. Nicht jeder lebt den Geist des Kategorischen Imperativs
[...]

Da haben wir es ja! Es gibt auch noch den "Geist des Kategorischen
Imperativs" .. auf dem ein Staat aufgebaut werden kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorischer_Imperativ

Und mehr als das. Mein moralischer Imperativ und Karmagesetz lautet:
Behandele jedes Lebewesen so, wie Du selbst behandelt werden
möchtest.
Es kommt ja sowieso unter dem Strich nicht anders.

Auf Dauer werden daher solche staatlichen Konstruktionen immer fragil

bleiben und schließlich an der sich ausbreitenden, allgemeinen sozialen
Verwahrlosung zerbrechen.

Ja, nichts ist für die Ewigkeit gebaut, sondern alles hat eine begrenzte
Lebenszeit. Jedem Erfolg folgt früher oder später eine Niederlage, und
umgekehrt.
Das ist auch weiter nicht schlimm, denn:

In der Schöpfung ist und bleibt alles und zu jeder Zeit (fast?)
perfekt ausgewogen
.

In einer ausgewogenen "Schöpfung" ist immer der Erfolg des einen Teils auchder Efolg des anderen Teils, und eine Niederlage immer eine Niederlage aller!

Mit Gruß, Beo2

Gruß Mephistopheles

--
Wenn wir nicht das Institut des Eigentums wiederherstellen, können wir nicht umhin, das Institut der Sklaverei wiederherzustellen, es gibt keinen dritten Weg. Hillaire Belloc


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