Zyklen mit relativer Blütezeit und Dekadenz (edit.)

Beo2, NRW Witten, Mittwoch, 08.07.2015, 21:16 (vor 3224 Tagen) @ Zarathustra4419 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 09.07.2015, 15:53

Zur Zeit dominiert der blinde Egoismus (Selbstliebe und Habgier). Es ist ein vorübergehendes Zeitalter der geistig-moralischen Dunkelheit, des kompromisslosen Egoismus und der Gefühls- bzw. Geistlosigkeit, der zum (vorübergehenden) Verfall und Dekadenz führt. Ein beängstigender Mangel an Einsicht (Vernunft), Kooperation, Rücksichtnahme und Solidarität.

Ja genau. Wenn man bedenkt, wie human, einsichtig, kooperativ, rücksichtsvoll und solidarisch es unter verstaatlichten Menschen im lieblichen Mittelalter und davor zu- und herging, dann könnte man schon wehmütig werden. Die eindrücklichste Schilderung der guten alten Zeit im Staats-Kollektivismus stammt nach wie vor von Voltaire. Starten wir einfach mal beim zweiten Kapitel: http://www.textlog.de/408.html

Okay, hier nun etwas mehr und Genaueres von der ganzen Geschichte .. diesmal aus der Sicht der Geschichtswissenschaft:

In der Kultur- und Zivilisationsgeschichte können gewisse Entwicklungszyklen, ein Wechsel zwischen relativer Blütezeit (im Kontext zwischen Vorher und Nachher) und einem Niedergang der Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft beobachtet werden. Es gabt offensichtlich kurze, lange und sehr lange geschichtliche Zyklen, erstere in den letzteren enthalten, sowie regionale und globale.
Eine relative Blütezeit, welche zum einem relativ ausgewogenen Wohlstandsanstieg bei allen Bevölkerungsschichten führte, begann immer nach einem großen, alles vernichtenden Krieg und/oder dem vollständigen Kollaps einer Gesellschaft aus wirtschaftlichen und/oder politischen Gründen (vgl. jetzt in Griechenland oder in Süd-Europa insgesamt).

So gesehen, die letzten relativen Blütezeiten auf dem deutschen Boden waren etwa die Nachkriegsjahre 1945-1985 (ca. 40 Jahre) und davor die Zeit des Deutschen Kaiserreichs, ca. 1871-1914 (ca. 40 Jahre), insbesondere unter dem Kanzler Otto von Bismark (1871-1890):
http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2010/04/Das-Essay
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Kaiserreich
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Bismarck

Eine relative Blütezeit in einem viel größeren Entwicklungszyklus gab es auch im späten Mittelalter, und zwar in der Zeit von ca. 1200-1450, im sog. Goldenen Mittelalter ...
http://www.mittelalter-gewandung.net/Wochenbote/Wochenbote_Das_Goldene_Mittelalter.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Spätmittelalter
https://de.wikipedia.org/wiki/Brakteat

... sowie davor in der Antike von ca. 800 v.Chr. bis 200 n.Chr. und zeitweise noch früher, z.B. im Alten Ägypten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Antike
https://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Ägypten

In den Mythen zahlreicher Völker wird auch von einer globaler Blütezeit in einer sehr fernen Vergangenheit berichtet, nämlich in der Zeit "vor der Sintflut" und sogar noch vor der (späten) "Steinzeit":
https://de.wikipedia.org/wiki/Sintflut
https://de.wikipedia.org/wiki/Mahabharata
https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantis
https://de.wikipedia.org/wiki/Jungsteinzeit
https://de.wikipedia.org/wiki/Kupfersteinzeit

Was ist die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung und den Wohlstand bei allen Bevölkerungsschichten auf dem deutschen Boden und in Europa angeht, so geht es m.M.n. nach der relativen Blütezeit von 1950-1980 und sich anschließender Stagnation so ca. ab 1990 nur noch bergab, mit allmählicher Beschleunigung des weltweiten Verfalls der traditionellen Kultur (vgl. Zunahme von Dekadenz und moralischen Beliebigkeit), der Wirtschaft, der politischen Sitten und Systeme sowie des sozialen Zusammenhalts.

Etwa das Jahr 1990 markiert eine negative Wende in der europäischen und der globalen Nachkriegsgeschichte. Auf diese Zeit bezog sich mein letzter Beitrag und mein zitiertes Eingangsstatement in diesem Posting.

Mit Gruß, Beo2


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