Smith

Heinz, Montag, 06.07.2015, 22:47 (vor 3225 Tagen) @ azur4285 Views

"Smith, Der Wohlstand der Nationen,
1776 (Ausgabe 1993;
hrsg. von Recktenwald),
S. 371.
Der Smithschen Konzeption vom durch Eigennutz gefütterten Nutzen der
Gesellschaft hält Friedrich Hegel gleichsam als Antithese
ein etatistisches Staatsmodell mit den Worten entgegen:
„Der Staat dagegen kennt keine selbstständigen Individuen, von denen
jedes nur sein eigenes Wohl im Auge haben und verfolgen dürfte.
Im Staate ist das Ganze Zweck und der Einzelne Mittel“"

Tut mir leid, aber dieser Professor dürfte Smith nie gelesen haben. Smith sieht wie jeder andere ernsthafte Ökonom in der Arbeitsteiligkeit und die Ausweitung der Märkte als Ursache für Wohlstand. Es leider eine traurige Tatsache, dass die meisten VWLer Adam Smith nur aus der Sekundärliteratur kennen und im Grunde genommen werden Smith Dinge unterstellt, die bloß in ihrem eigenem Geist zu Hause sind.

Ich zitiere mal die berühmte Stelle aus dem 1200 Seiten dicken Buch:

"Allerdings ist es in der Regel weder sein Streben, das allgemeine Wohl zu fördern, noch weiß er auch, wie sehr er dasselbe befördert. Indem er den einheimischen Gewerbefleiß dem fremden vorzieht, hat er NUR SEINE EIGENE SICHERHEIT VOR AUGEN, und in dem er diesen Gewerbefleiß so leitet, dass sein Produkt den größten Wert erhalte, beabsichtigt er LEDIGLICH SEINEN EIGENEN GEWINN UND WIRD IN DIESEN WIE IN VIELEN ANDEREN FÄLLEN VON EINER UNSICHTBAREN HAND GELEITET; dass er einen Zweck befördern muss, den er sich in KEINER WEISE VORGESETZT HATTE. Verfolgt er sein eigenes Interesse, befördert er das der Nation weit wirksamer, als wenn er dieses wirklich zu befördern die Absicht hatte. Ich habe niemals gesehen, dass diejenigen viel Gutes bewirkt hätten, welche die Miene annahmen, für das allgemeine Beste Handel zu treiben. Es ist indes diese Affektation unter Kaufleuten AUCH NICHT SEHR HÄUFIG UND ES BEDARF NUR WENIGER WORTE; SIE DAVON ABZUBRINGEN.
Wo er sein Kapital am gewinnbringendsten investiert, kann er selbst besser beurteilen als jeder Staatsmann. Würde sich ein Staatsmann da einmischen, der nichts davon versteht, wäre es töricht und anmaßend. Ein MONOPOL zu vergeben heißt aber nichts anderes, als den Privatleuten VORZUSCHREIBEN; WIE SIE IHR KAPITAL INVESTIEREN SOLLEN; DAHER IST ES FAST IMMER SCHÄDLICH ODER NUTZLOS.
Kann das Produkt im Inland ebenso billig geliefert werden wie ein ausländisches, ist die Maßnahme nutzlos. Kann es das aber nicht, ist sie schädlich. Jeder kluge Mensch weiß, dass er niemals etwas herstellen sollte, was ihn mehr kosten würde als er es kaufen könnte."

In der berühmten Stelle ging es Smith nicht darum, den Eigennutz zu fördern, sondern vor jenen zu warnen, die ihren Eigennutz als öffentliches oder allgemeines Interesse tarnen. Smith würde Hegel vielleicht sogar zustimmen, mit der Einschränkung, dass niemand wissen kann, was wirklich das Beste für alle sei. Der Dogmatiker Hegel und auch sein Nachfolger Marx hingegen, wussten das stets was für alle richtig ist.

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Tyger Tyger, burning bright,
In the forests of the night;
What immortal hand or eye,
Dare frame thy fearful symmetry?


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