In diesem Falle sind es aber zwei...

Kaltmeister ⌂, Dienstag, 07.07.2015, 16:00 (vor 3225 Tagen) @ Beo24397 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 07.07.2015, 16:09

Was Du uns hier anbietest, ist ein sog. Biologismus:
https://de.wikipedia.org/wiki/Biologismus

"Biologismus (altgriechisch βíος bíos „Leben“ und λόγος
logos „Wort“, „Lehre“ und Suffix -ismus) ist ein teilweise
abwertend gebrauchter Begriff für philosophische und weltanschauliche
Positionen, die menschliche Verhaltensweisen und gesellschaftliche
Zusammenhänge vorrangig durch biologische Gesetzmäßigkeiten zu erklären
versuchen und von denen einige auch eine entsprechende Ausgestaltung
gesellschaftlicher Verhältnisse anstreben
..."


Naja, "Biologismus" ist ein zumeist abwertend gemeinter Begriff, der von Leuten verwendet wird, die nicht gerne in naturwissenschaftlichen Kategorien denken, in der Regel von linken/liberalen Geisteswissenschaftlern. Die Endung -"ismus" unterstellt dabei ein in sich geschlossesenes, geistiges Gedankengebäude, das nur auf sich selbst referiert und Erfahrungswerte nachrangig verwendet oder ganz vernachlässigt. Insofern ist mein empirisch-naturwissenschaftlicher Ansatz nicht "biologistisch" zu nennen, im Gegenteil.
Das Problem ist, wie Dawkins es formuliert, dass die meisten Geisteswissenschaftler heute noch immer so argumentieren, als hätte Darwin nie gelebt; und ich füge hinzu: sie argumentieren auch so, als hätte es die bahnbrechenden Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung nicht gegeben. Immer noch dominieren in der Beurteilung des Menschen und seiner politischen Belange subjektiv und intuitiv erschlossene Gedankengebäude, die praktisch ohne Berücksichtigung empirisch-naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auskommen. Diese selbstreferentiellen Gedankengebäude sind "-ismen" im eigentlichen Sinne, und es passt ins Bild, dass jene Leute, die sie hervorbringen, anderen unterstellen, geschlossene Gedankengebäude (-ismen) zu vertreten. Es ist das altbekannte, charakteristische von-sich-auf-andere-Schließen. Ich würde diese Art politische Theorie zu betreiben, in der die geistige Intuition Vorrang vor den Erkenntnissen einer empirischen Naturwissenschaft hat, gar nicht wissenschaftlich nennen. Wer etwas über den Menschen aussagen will, muss zur Kenntnis nehmen, dass es sich um Lebewesen mit ausgeprägten sozialen Neigungen handelt, und er hat folgerichtig von der Erkenntnissen der zugeordneten Naturwissenschaft, also der Biologie auszugehen. Er formuliert Hypothesen und überprüft empirisch, ob sie der Realität standhalten. Das ist Wissenschaft.

Nein, es gibt mindestens drei Spielarten. Du meinst offensichtlich die >"biologische Verwandtschaft", und übersiehst, dass es >auch eine sog. >Wahlverwandtschaft von (geistig-seelisch) Gleichgesinnten gibt und gegeben >hat, die biologisch nicht >miteinander verwandt sind und trotzdem solidarisch >miteinander umgehen (können).

Es gibt natürlich beliebig viele Spielarten - je nachdem, wie man vereinfachend Modelle bildet, also abstrahiert, um einen bestimmten (abstrakten) Sachverhalt zu verdeutlichen. Aber in dem von Dir gewählten Beispiel bleibt es bei der polaren Unterscheidung, weil die geistige Verwandtschaft auf biologischer Verwandtschaft basiert. Geistige Verwandtschaft ist gewissermaßen die seinsmäßige Manifestation einer gegebenen biologischen Verwandtschaft. Man ist geneigt, sich an dieser Stelle zu wiederholen und darauf zu verweisen, dass Darwin und Gehirnforschung von den meisten Menschen ignoriert werden. Geistige Verwandtschaft entsteht, wenn man ähnlich fühlt und daher zu ähnlichen Schlüssen kommt. Psychische Dispositionen sind aber veranlagt. Wer immer noch davon ausgeht, dass Entscheidungen und Wertungen durch freie, rationale Erwägungen des autonomen Individuums verursacht sind, mit dem erübrigt sich jede Diskussion.
Wenn man sich also mit jemandem auf einer persönlichen Ebene gut versteht, kann man zuversichtlich sein, dass da auch eine biologische Verwandtschaft besteht (die natürlich über nationale Grenzen hinausreichen kann). Ich will jetzt nicht die Studien der letzten Jahre heraussuchen die zeigen, dass Freunde eine überdurchschnittlichen Verwandtschaftsgrad aufweisen, dass man die Wahrscheinlichkeit, ob Ehepartner auf Dauer zusammenbleiben, an der Ähnlichkeit ihrer Genome ablesen kann. Wer will, kann sich das selbst ergoogeln. Aber eines dürfte klar sein: Je mehr die genetische Zusammensetzung einer Bevölkerung durch Einwanderung heterogenisiert wird, um so seltener wird man solche "Wahlverwandte" treffen.



Wir sind doch alle! miteinander mehr oder weniger verwandt.

Ja, auch mit den Schimpansen, Säugetieren, Wirbeltieren oder den Bakterien. Aber eben mehr oder weniger, und darauf kommt es an. Evolution bedeutet Konkurrenz, und diese Konkurrenz entfaltet sich stets in erster Linie innerhalb derselben Art. Die gefährlichste Bedrohung für die Maus ist daher, evolutionär betrachtet, nicht die Katze, sondern die bessere Maus. Und so konkurrieren also auch Menschen und Menschengruppen insbesondere um dieselben, ewig knappen Ressourcen. Entscheidend ist dabei die genetische Spanne aller Menschen einerseits, und diejenige innerhalb bestimmter Gruppen andererseits. Anders gesagt: Es kommt nicht auf die Gene an, die alle gemeinsam haben, sondern nur auf diejenigen, die variieren. Eine Gemeinschaft mit einem engen Genpool in einem Umfeld, das genetisch stark abweicht - z.B. eine Gruppe Nordeuropäer in einem zentralafrikanischen Lebensraum, oder eine Gruppe Ashkenasim in einem europäischen Umfeld - wird stets einen besonders starken Zusammenhalt aufweisen. Umgekehrt wird der Zusammenhalt schwach sein, wenn die Unterschiede innerhalb eines Genpools groß sind und die Unterschiede zu den Mitgliedern benachbarter Gruppen übertreffen.

Wieso ausgerechnet "potentiell verfeindeter Individuen"? Es könnte sich
doch auch um "potentiell befreundete Individuen" handeln, die nicht
miteinander verwandt sind. Auch das gibt es doch!
Auch dies ist eine sehr einseitige und negative Sichtweise:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dekadenz
https://de.wikipedia.org/wiki/Nihilismus
https://de.wikipedia.org/wiki/Defätismus

Genauer gesagt: eine realistische Sichtweise. Biologisch betrachtet entsteht Feindschaft aus der Konkurrenz verschiedener genetischer Modelle. Auch hier gilt wieder: Freundschaft beruht auf genetischer Verwandtschaft.

Da haben wir es ja! Es gibt auch noch den "Geist des Kategorischen
Imperativs" .. auf dem ein Staat aufgebaut werden kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorischer_Imperativ

Und mehr als das. Mein moralischer Imperativ und Karmagesetz lautet:
Behandele jedes Lebewesen so, wie Du selbst behandelt werden
möchtest.
Es kommt ja sowieso unter dem Strich nicht anders.

Das ist natürlich ehrenwert. Man sollte aber nicht den Fehler machen zu glauben, dass andere Menschen zwangsläufig genauso edel fühlen und handeln. Manche sind eben charakterlich auf Geradlinigkeit, auf offene, ehrliche Konkurrenz codiert, andere (das heißt Menschen mit anderen evolutionär entwickelten Konzepten) nicht. Gegen diejenigen, die nach außen so tun, als wären sie über alle Maßen offen und ehrlich gestrickt, auf das Wohl der Gemeinschaft ausgerichtet - während sie tatsächlich im Geheimen ein ganz anderes Spiel betreiben, bei dem sie mit ihresgleichen nur auf eigene Rechnung wirtschaften - gegen solche Leute hast Du auf Dauer gesehen innergesellschaftlich keine Chance, sie werden Dir immer voraus sein. Dein Anliegen sollte es daher sein, mit Deinesgleichen eine separate Gesellschaft zu begründen und solche Leute auszuschließen. Dann wird Dein Staat gedeihen und zugleich denjenigen jener anderen, die sich genötigt sehen, sich ebenfalls zusammenzuschließen, an Leistungsfähigkeit weit übertreffen. Denn der Betrüger braucht das Umfeld einer möglichst großen Zahl ehrlicher Menschen um zu gedeihen, unter seinesgleichen geht sein Konzept nicht auf.


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