Wird es knallen? Weltgeschichtlich sicher (leider) der haeufigere Fall ... Und Spieltheoretiker sind keine Praktiker ...
Da auf beiden Seiten Politiker stehen, werden beide politisch handeln. Ich sag mal so: Das wird knallen!
Das ist eine moegliche Variante. Der Erste Weltkrieg ("Schlafwandler") kam auch eher so zustande (egal, wer ihn nun angeblich gewollt hat - viele, die ihn nicht wollten, haetten ihn dennoch verhindern koennen!).
Das gefaehrliche an Spieltheoretikern ist: sie haben, ebenso wie "mathematische" Volkswirtschaftler, stets ein hanebuechen vereinfachtes Modell; und kritisieren dann auch noch ebenselbige Vorgehensweise.
Dieses Modell unterstellt immer erstmal zwei Dinge:
a) Dass es ueberhaupt naturgesetzliche "Spielregeln" gibt. (Waehrend sie aber gleichzeitig behaupten, das sei alles nahezu beliebig sozial konstruiert).
b) Dass diese Regeln vorhersehbar wirken - so, wie man es von einem Schachspiel kennt. Anders, als Herr Alexander "der Grosse" es mit dem gordischen Knoten gemacht hat. Welches Beispiel aber gleichzeitig dann wieder auf Herrn Varoufakis passen soll, wie hier dann einige, die jeglichem Personenkult abhold sind, nicht muede werden, zu betonen.
Dabei uebersehen Spieltheoretiker aber:
c) Spielregeln aendern sich nicht ueber den Zeitablauf. Wer beim Mensch-Aergere-Dich-Nicht oder Monopoly oder Schach mitten im Spiel die Regeln aendert, "fliegt raus". Drum sind -erstmal- ja auch Tsipras und Varoufakis "rausgeflogen".
In der realen Welt aber aendern sich die Spielregeln - und zwar laufend. Man beginnt, ganz spieltheoretisch vorher ausgerechnet, eine Pruegelei mit einem Schwaecheren - da kommt ploetzlich der grosse Bruder. Dumm gelaufen. Da kommt China, da kommt Russland. Toll. Dann kommt USA. Dann kommt Bombe. Na, wer konnte das ahnen ... Schlafwandler eben. Spiel-Theoretiker eben. Spiel-Suechtige. Eben.
Aber ein Trost: damit was "in's Auge gehen" kann, muss man erstmal Augen haben ...
Dies zeigt schon relativ klar, dass man (nur) mit Spieltheorie eben nicht sehr weit kommt - falls man eine Sackgasse nicht als "weit" bezeichnen mag. Politiker, die gerne tote Pferde reiten, sehen das vielleicht so. Ob ein totes Pferd in einer Sackgasse geritten wird oder auf der Praerie, macht tatsaechlich nicht soooo viel Unterschied. Hauptsache vor anfeuerndem Publikum.
Es geht aber noch weiter: selbst wenn Regeln relativ statisch blieben, so aendern sich, was man spaetestens seit dem Gossenschen Nutzentheorem weiss, die relativen Nutzen-"Werte".
Drum auch die "Einigungen" zu spaeter Stunde in den Verhandlungs-Marathons. Oft sind das "Ergebnisse", die am fruehen Morgen ausgeschlafen nicht zustande kaemen. Aber wenn langsam der Nutzen des Bettes hoeher als der der vaterlaendischen Ehre (oder was auch immer) wird, dann ruecken ploetzlich vorher "unveraeusserliche" Verhandlungsziele in der subjektiven Nutzenskala "nach hinten".
Da sich also
1) die Regeln aendern koennen (gestern waren Schneeketten gut, heute herrscht Sonnenschein - nur mal so ...)
2) die individuellen Nutzenerwartungen und -skalen der Teilnehmer nie konstant sind,
funktioniert Spieltheorie eben nur bis zu einem bestimmten Punkt im Leben.
Und auch da, wo sie (scheinbar) funktioniert, zeitigt sie oft "unitended consequences". Was wurde damals ueber die Versteigerung der UMTS-Lizenzen geschwaermt, dass auf allen Seiten Spieltheoretiker saessen - ja, am Ende haben sich alle so hochgepusht, dass ein "erfolgreicher" Ersteigerer nicht bald darauf verschied.
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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