Aus Schweizer Sicht: Lebedew hat vielleicht Ambitionen!

Apostroph, Down Town (Switzerland), Freitag, 06.03.2015, 12:49 (vor 3936 Tagen) @ Hasso4846 Views

Alexander Lebedew, Putin-Kritiker. Illustration: Christophe Vorlet


Er hat das Luzerner Märchenschloss aus dem konkursiten Dornröschenschlaf wachgeküsst, dieses Innerschweizer Neuschwanstein, und die Frankenstärke trifft ihn jetzt, wie jeden Hotelier hierzulande, und zusätzlich auch der Rubelzerfall seiner russischen Klientel. Aber noch mehr muss ihn das Schicksal des ermordeten Regimekritikers Boris Nemzow beunruhigen. Denn Alexander Lebedew, 55, Besitzer von Château Gütsch, gilt nicht nur als der kreativste unter den russischen Oligarchen, sondern auch als engagierter Putin-Kritiker. Er kehrte seinem Land schon 2012 den Rücken, nicht aber seinen ­Geschäften. Er habe, sagte er, den Drohungen und Erpressungen des Geheimdienstes nicht länger standgehalten, und darin ist er gleichermassen Experte wie Putin — sie beide ­begannen ihre Karriere beim damaligen KGB. Lebedew kontrolliert sein Imperium von London aus, wo er sich ökonomisches Wissen noch als Schlapphut erwarb und später die Zeitungen Evening Standard und The Independent kaufte, nicht am Kiosk, sondern die Verlage. In Russland hatte er sich als Startbasis die National Reserve Bank unter den Nagel gerissen und über die Finanzkrise von 1998 hinweg­gerettet. Über die Holding der Bank kontrolliert er wie die Spinne im Netz eine Fülle von Industrie-, Energie-, Immobilien-, Tourismus- und Finanzunternehmen, etwa die Fluggesellschaft Aeroflot. Mit Michail Gorbatschow gründete er eine sozialdemokratische Partei, der rasch die Luft ausging, und probte weiterhin den Widerstand gegen Zar Putin. Er holte den populären Blogger und Korrup­tionsenthüller Alexej Nawalny in den Aeroflot-Verwaltungsrat, und nachdem Nawalny in ein Gerichtsverfahren verwickelt wurde, ersetzte ihn Lebedew demonstrativ durch seinen eigenen einjährigen Sohn Jegor. Ihm selber blieb das Gefängnis erspart, nachdem er 2011 in einer Talkshow den Moskauer Baulöwen Sergej Polonski mit einem gekonnten Faustschlag (er spielte früher Wasserball) niedergestreckt hatte. Er kam mit 150 Stunden Sozialarbeit davon. Peter Hartmann

Lebedew könnte Einiges bewegen; gerade weil er völlig undurchschaubar operiert.

Quelle: Weltwoche vom 5. März 2015

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"Wir können nicht alle Helden sein, weil ja irgendeiner am Bordstein stehen und klatschen muss, wenn sie vorüber schreiten."

W. Adair


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