Es ist wie die Diskussion, ob alle gesetzlichen Regelungen politisch sind
Hallo nemo,
es gilt doch zu differenzieren und zu sehen, worauf sich ein Nimbus begründet.
Es gibt auch die alte Diskussion, ob z. B. alle gesetzlichen oder richterlichen Entscheidungen gleichbedeutend politisch sind.
Aber das hängt davon ab, wie die Interessenlage ist. Z. B.
ein Rechtsfahrgebot oder eine Regelung, wie Baumaterial sicher zu lagern ist, basieren auf anderen Interessenslagen, als eine Entscheidung, was staatsfeindlich sei.
In den Medien gibt es nicht nur unterschiedliche Bereiche, sondern auch unterschiedliche Interessenlagen. Wenn von einer Naturkatastrophe berichtet wird, wann etwa wie stark die Erde bebte und welche Folgen das hatte, dann ist es z. B. von der Region abhängig, wieviel berichtet wird, was auch von den Nutzern abhängt. Aber es wird vermutlich zumeist schlicht vermeldet was man in Erfahrung bringen kann. Darüber wird kein Politiker oder Verleger sich groß Gedanken machen. Ganz im Gegenteil: Solange es sich a) gut verkauft und b) den Nimbus einer angeblich stetig objektiven und unabhängigen Berichterstattung stützt, dann wird das gern gemacht.
Mit dem aufgebrochenen Mitteilungsmonopol schwindet die Chance alles unwidersprochen "unter das Volk zu bringen". Aber gerade dann setzt natürlich andere Techniken ein: Es wird so getan, als habe man allein die Technik und die Solidität, und alle anderen wären unseriöse Spinner...
Man muss wie überall genau hinschauen, wie es gemacht wird. Wie tendenziös Bildmaterial und sprachliche Schattierungen benutzt werden. Was nur kurz vermeldet wird, was kommentiert wird, was zum Thema gemacht wird, was zu einer Debatte mit Folgen aufgeblasen wird. Wie die Bedeutung ist. Wie Themen immer wieder eingebracht werden und wann (Vorratsdatenspeicherung) usw. Dann kommt man schon weiter.
Ideal ist es, wenn alles kritisch sind. Aber es ist nunmal auch so, dass sich etliche auch gern einlullen lassen, weil man nur so meint besser schlafen zu können, und auch weil der Alltag schlaucht. Zudem haben viele die Erfahrung der Ohnmacht.
Man darf allerdings nicht unterschätzen, dass oft auch ganz einfache Leute sehr distanziert sind. Viele reagieren mit Ignoranz auf die Ignoranz der Mächtigen gegenüber den Interessen anderer. Die glauben nicht alles, nur weil sie sich nicht darum kümmern.
Aber es ist schon elend, wie diese Machtmittel manipulativ eingesetzt werden, um z. B. angeblich gemeinsame Interessenslagen zu suggerieren, Geschichts- und Meinungsbilder zu erzeugen und zu verteidigen usw.
Viele freundliche Grüße
azur
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