naiv, was Makroökonomie angeht (er ist Jurist und orientiert sich am einzelwirtschaftlichen "schwäbische-Hausfrau-Modell")

politicaleconomy, Samstag, 07.02.2015, 13:56 (vor 3978 Tagen) @ Olivia4016 Views
bearbeitet von unbekannt, Samstag, 07.02.2015, 14:04

Was ihm fehlt, ist ein gesamtwirtschaftliches Verständnis von Kreditwirtschaft (inclusive deflationärer Krisen), unterfüttert durch das dazugehörige historische Wissen um die Erfahrungen der 30er Jahre, in denen dieses Wissen entwickelt wurde:

Der Blick auf die Gegenbuchung zu den Schulden (Lautenbach: bist Du Volkswirt, beachte stets des anderen Gegenbuchung) und die Einsicht in den paradoxen Zusammenhang zwischen einzel- und gesamtwirtschaftlicher Logik (Kreislaufparadoxa: Keynes, Stützel).

Und die Funktionsweise des Goldstandards in den 30er Jahren.

Oder wäre Dir bekannt, daß der Jurist Schäuble dazu irgendwo jemals etwas geschrieben oder gesagt hätte?

Daß er einzelwirtschaftlich denkt, zeigt nicht nur sein ganzes Handeln, sondern auch der Spruch, den er in der PK als Kern seiner Weisheit preisgegeben hat: "jeder kehre vor seiner eigenen Tür". Prinzipiell richtig, aber vielleicht gehört dazu: "aber kehre den Dreck nicht dem Nachbarn vor die Haustür" (beggar thy neighbor). Daraus würde nämlich folgen, daß D gegenüber GR und den PIIGS seine Beggar-thy-Neighbor-Politik aufgeben muß, wie umgekehrt. Ein Agreement darüber wäre durchaus möglich, wenn auch nicht im Interesse der deutschen Exportindustrie, wohl aber der deutschen Binnenwirtschaft (und damit vielen kleinen und mittleren Unternehmen).

Daß es Mechanismen gäbe, beggar thy neighbor systematisch zu verunmöglichen (Prototyp hier), weiß Schäuble vermutlich genausowenig wie heute auch geschätzte 95% der Deutschen. Varoufakis dagegen schon, und er kann es Schäuble auch erklären.


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