die Regierungen - und das Volk interessiert dich nicht? Seltsamer Blick ...
Hallo Dieter,
ich glaube das Problem Griechenlands wird nicht ein Widerstand
Deutschlands sein, sondern das viel größere Problem werden die Staaten
machen, die schon etliche Reformprogramme hinter sich haben, also Irland,
Portugal, ggf. Spanien.Deren Regierungen haben unter Einbuße ihrer Popularität einen Weg
eingeschlagen, der Ihnen sogar volkswirtschaftliche Erfolge bescheinigte.
Wie sollen diese Regierungen ihrer Bevölkerung sagen, daß es auch viel
leichter hätte gehen können. Deren Opposition wird frohlocken, aber deren
konvertierte Regierungen?
Interessant, daß Du Dich nur für die Regierungen interessierst - offensichtlich nicht aber für die offensichtlichen Interessen der Spanier oder Portugiesen, deren Jugend zu über 50% keinen Job mehr hat.
Was haben denn die Griechen mit ihrer zu Sklaven der Troika konvertierten Regierung gemacht? Sie zum Teufel geschickt.
Ich sehe das Problem in D mittelfristig auch weniger bei Schäuble, als bei den deutschen Medien und Wählern, denen Schäuble ja auch gerecht werden will.
Es könnte nun generell ein Wettrennen geben zwischen neu-/ultrarechten, die überall auf dem Vormarsch sind, allen Ländern voran Frankreich (in Prozent Wähleranteil), Linken und Kriegstreibern.
Es ist keine Frage, die Stimuluspackages werden kommen, daran führt kein Weg vorbei. Das große Ringen wird sich darum abspielen, ob sie eingebettet werden in einen Plan zum Ausgleich der Leistungsbilanzen in Europa (Varoufakis' "surplus recycling mechanism") in friedliche Zwecke fließen - wie in Varoufakis' "Green New Deal" oder Schulmeisters "New Deal" und dann auch zu internationaler Verständigung über eine Neuorganisation des Weltwährungssystems führen.
Oder - wie in den 30ern - in kriegerische Zwecke. Jegliches Weiterdrehen der Austeritäts-Spirale lenkt Kräfte in diese Richtung. Je später die Austerität aufgegeben wird, desto eher werden die Stimuluspackages in Aufrüstung fließen.
Den größten Widerstand gegen eine Neuordnung des Weltwährungssystems - der Einrichtung eines globalen "surplus recycling mechanism" wie der von Keynes 1944 in Bretton Woods vorgeschlagenen internationalen clearing union (Bancor-Plan)- werden auch weiterhin - wie seit Bretton Woods - die USA leisten. Die Kriegstrommeln, die dort vom militärisch-industriellen Komplex gerührt werden, dürften auch deshalb in Washington gehört und Kriegswirtschaft als Option gesehen werden.
Jedenfalls würde eine friedliche Lösung auch beim wankenden Hegemon USA einen grundlegenden Sinneswandel erfordern - eine Herkulesaufgabe. Es gibt zwar Stimmen aus den USA, die in diese gemäßigte Richtung deuten, sogar von prominenten Leuten wie Kissinger, Mearsheimer vom Council on Foreign Relations, und dem Ex-Neocon Fukuyama (ich hatte dazu gepostet).
Jedenfalls kann Zynismus und Attentismus keine Lösung sein. Wir müssen hierzulande das unsere tun, um eine kriegerische Entwicklung zu verhindern. Denn wir haben nicht eine "Griechenlandkrise", eine "Eurokrise", eine "Schuldenkrise", eine "Krise des Geldsystems" etc. - das sind alles nur Teilaspekte. Sondern ein von der Hegemonialmacht USA geschaffenes und aufrechterhaltenes dysfunktionales Weltwährungssystem, das die wankende Hegemonialmacht USA bei dem Versuch, ihre Hegemonialstellung durch imperialel Politik zu halten, dennoch mit allen Mitteln aufrechterhalten will. Wir haben also eine Krise der Hegemonialmacht, und der gesamten Weltordnung in einer seit 2008 v.a. in Europa höchst labilen Situation.
Gruß
PE