Ja, mein Eindruck war ähnlich
Hallo Melethron,
mein Eindruck war ähnlich - für ein erstes Gespräch bemerkenswert. Ich halte Schäuble für lernfähig. Sein Problem ist nicht, daß er eine Agenda hat oder von Lobbyisten abhängig ist. Er vertraut gutgläubig und naiv seinen Beratern in ökonomischen Dingen, weil das, was sie sagen, seinem Juristen-Hausverstand ("pacta sunt servanda") plus seinem spontanen schwäbischen einzelwirtschaftlichen Verständnis entsprechen ("jeder kehre vor seiner eigenen Tür" - hat er ja wörtlich auf der Pressekonferenz so gesagt).
Ich halte ihn aber für einen integren Menschen, der im Prinzip lernfähig ist. Und ich halte YV für fähig, ihm in weiteren Gesprächen in einem längeren Prozess die mikro/makro-Paradoxa so zu erklären, daß Schäuble seine Position ändert und YV's "modest proposal" unterstützt. Würde YV das gelingen, wären wir einen entscheidenden Schritt weiter. Da ich auch das Gefühl habe, daß Schäuble YV als glaub- und vertrauenswürdig empfunden hat, sehe ich da echte Chancen.
Und dann wird es sehr spannend, wie es weitergeht - denn YV hat nicht nur ein "modest proposal", sondern auch "big thinking" im Gepäck - einen New Deal, und eine Vision für die Weltwirtschaft. Aber er geht das sehr sachte an, sehr realistisch - eins nach dem anderen. Und erkennbar hat er mit Schäuble sehr auf die gemeinsamen Ziele (Lösung im Interesse von ganz Europa) fokussiert - und ich denke wie Du, daß Schäuble gespürt hat, daß das nicht geheuchelt war.
Ein echter Lichtblick, seit langem! Und auf Marx zu verweisen, wäre in jeder Hinsicht undiplomatisch und für die Systempresse ein gefundenes Fressen gewesen. Daß er auch da kompetent ist, kannst Du dir bei seinen "confessions of an erratic marxist" anschauen, wobei Du jede Minute genießen wirst.
Ich bin fast versucht zu sagen: VF hat das Zeug zu einem Keynes II fürs 21. Jahrhundert!
Und wie geht's Dir sonst?
Beste Grüße!