Herr Lehmann

nemo, Sonntag, 25.01.2015, 19:07 (vor 3969 Tagen) @ eastman11150 Views
bearbeitet von nemo, Sonntag, 25.01.2015, 19:19

Ich hatte das Glück noch die Zeiten 1987 bis 1989 in West Berlin zu erleben,
da ich zwei Jahre vor Grenzöffnung aus der DDR abgehauen bin. Es gab
wirklich einige Wege, wie man relativ sicher in den Westen flüchten konnte.
Das war in der DDR nicht bekannt, jedoch im Ausland kein Geheimnis.

Die Zeit um 1989 in West-Berlin waren die Zeiten der alternativen Linken.
Jeder gehörte dazu. Das war für mich fast unverständlich. Denn es wurde
nur viel diskutiert und sonst nichts. Man bekam Arbeitslosenunterstützung,
wovon man gut leben konnte oder hat in einer Kneipe gearbeitet. Oder
beides gleichzeitig. Das war alles möglich. Und es reichte sogar für den
Sommerurlaub in Griechenland, Italien oder Portugal. Auch für einen
Gebrauchtwagen. Dank der starken D-Mark.

Damals diskutierte man Luxusprobleme. Das Feindbild war Franz J. Strauss
und amerikanische Pershings und man bedauerte die Ossis. Das war
schon der gesamte Widerstand. Dutschke wurde romantisiert, aber
man hatte sich gut eingerichtet und war an Revolution nicht interessiert.

Es lebte sich bequem und ruhig und niemand hat das System als solches
in Frage gestellt, weil man die Menschen in Ruhe gelassen hat. Sogar die
Bullen waren nett und zuvorkommend. Die Lehrer waren alternativ und
niemand hatte wirklich Stress um zu überleben. Das Leben spielte sich
in Kiez und Kneipe ab – so war es halt.

25 Jahre später sieht die Welt des Herrn Lehmann etwas anders aus.
Man will von ihm, dass er weiter an die linken Träume glaubt, obwohl
diese ihm Hartz IV, Krieg gegen den Terror, Generalüberwachung
und steigende Lebenshaltungskosten eingebrockt haben. Aber Herr
Lehmann glaubt immer noch an die Demokratie und die Werte der
Linken. Die Frage ist, wann Herr Lehmann endlich aufwacht aus seinem
demokratischen Schein-Wohlfühl-Koma und aufhört zu diskutieren.
Ob er sein Gehirn noch einmal so weit bringen kann, die Wirklichkeit
zu sehen? Oder hat ihm der jahrelange Konsum von Taz und Gras
die letzten Synapsen aus dem Hirn gesaugt?

Gruß
nemo


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