Sehe ich genauso.
Wir haben, wie in vielen anderen, ideologisch aufgeladenen politischen Systemen der Vergangenheit eine große Diskrepanz zwischen dem öffentlich vermittelten Selbstbild - und der Realität. Das entsteht typischerweise dadurch, dass man glaubt, durch reines Überlegen die Regeln einer idealen Ordnung für soziales Zusammenleben erkennen zu können. Meist ist das zu Grunde gelegte Menschenbild falsch oder ungenau; so also entsteht die Diskrepanz zur Realität. Die auftretenden Probleme erweisen sich oft als unlösbar, weil empirische Elemente nicht berücksichtigt werden. Man ist sich ganz sicher, dass das ideologische Gebäude richtig sein muss, und so werden reale gesellschaftliche Probleme nicht ernst genommen.
Das besondere bei uns ist das Element der Lüge, der Täuschung, der Heuchelei: Die staatliche Realität ist zwar anders als die Selbstdarstellung, sie soll es aber auch sein. In der DDR ist man lediglich dem eigenen Anspruch nicht gerecht geworden, der westliche Staat dagegen funktioniert im Prinzip so, wie er soll. Er täuscht aber die Menschen über seine tatsächlichen Ziele.