Deine Virtualität hilft nicht

pigbonds, Sonntag, 25.01.2015, 11:50 (vor 3972 Tagen) @ MausS6661 Views

hat in diesem Forum nun endgültig Einzug gehalten.

Eine derartig inbrünstige Etablierung vollkommen subjektiver und
polemischer Scheinrealität kann man, wenn man selbst die systemischen
Zusammenhänge halbwegs durchschaut hat - und gerade dafür stand dieses
Forum ja bisher - nur noch abgestoßen kopfschüttelnd zur Kenntnis
nehmen.

Scheinrealität? Wir haben eine Wohnung in Mariupol. Rund die Hälfte meiner
Bekannten und Verwandten aus Mariupol haben während des letzten Jahres Mariupol verlassen.
Denkst Du, die sind auf die deutsche "Lügenpresse" reingefallen? Diese
Leute in Mariupol sind sehr, sehr Russland-freundlich bezeichnen sich selber als
"russisch". Die meisten haben sowohl russische wie ukrainische Vorfahren (fragt sich
nur, als was sie dann in den Statistiken bezeichnet werden).

Dass Russland im Donbass präsent ist, weiss dort JEDER, auch die, die sich noch mehr
russische Präsenz wünschen. Aber auch denen sollte mit der Zeit auffallen, dass
ausgerechnet dort, wohin der Kreml seine Schergen entsendet, um Russen zu "schützen",
Russen besonders gefährdet sind.

Wenn andererseits selbst die historisch so genau wie möglich belegte,
beschreibende und erklärenden debitistischen Denk- und Betrachtungsweise
zu einem ideologischem Kampfkonstukt umfuktioniert wird -
das oft einfach nur respekt- und rücksichtslos wie "Knüppel auf den
Kopf" gebraucht wird
-
braucht man sich dann auch über derart einseitige, voreingonommene und
die Vielfalt der konkreten historischen Zusammenhänge
geradezu grobschlächtig vereinfachende Auslassungen auch nicht mehr
wundern...

Von welchen historischen Zusammenhängen sprichst Du? Die dottorsche
Machttheorie ist voll am Werk. Die Machthaber im Kreml versuchen alles zu
tun, um zu überleben. Seine stärksten Gegner sind aber nicht NATO oder der
Westen, sondern die Mütter, Familien und Freunde jener Soldaten, die sie
verscharren lassen, statt ihnen ein ehrenvolles Staatsbegräbnis zu geben.
Diese Gefallenen werden nicht als Soldaten Russlands sondern als Schergen
des Kremls in Erinnerung bleiben, Gefallene, an die sich niemand wird
erinnern wollen.

Schau Dir die russischen Medien an, ich schaue seit Jahren täglich russisches
TV und momentan wird klar kommuniziert: Russland ist kurz davor, angegriffen
zu werden. Die Begründung wird von zahlreichen "Experten" geliefert. Diese
gehen quer durchs Band, es heisst, USA sei bankrott und brauche deshalb einen
Krieg, oder der Westen wolle Russlands Rohstoffe rauben, etc.

Jedes Argument, das man über die russischen Staatssender hört, hört man noch
gleichtags in deutschen "Alternativmedien", aus Dirk Müllers Mund oder von
Sarah Wagenknecht. Das fällt natürlich nur jenen auf, die sowohl die deutschen
wie die russischen Medien verfolgen. Das erscheint einem als kampagnenartig.

Vor allem der unbeirrbare und starrsinnige Verweis auf den "Feind im
Osten" -

woher nur kommt mir diese ganz offen Partei ergreifende(!)
politisch-propagandistische Sichtweise so gespenstig bekannt vor?

Der Kreml hat sich dazu entschieden, seine Finger auszustrecken. Wie
schon so oft. Du siehst es nicht, weil Du weit weg bist. Andere sehen und
begrüssen es, andere sehen und fürchten es, andere verstehen es.

Schlimme Zeiten werfen ihre Schatten voraus, und ihre
politisch-ideologischen Vordenker scharren selbst hier schon inbrünstig
mit den Hufen...
Gut, manchem mag vielleicht auch gar nicht bewußt sein, wessen Geschäfte
er besorgt.

Ja, beängstigend. Die ersten Boten treffen bereits bei uns ein, melden, ihre
Häuser brennen, ihre Kinder sind tot, aber sie werden ridikulisiert oder gar als
Täter bezeichnet.

Bestes Beispiel ist, dass sich tatsächlich im GelbenForum Schreiber fragen, wieso
in einer Talk/Diskussionssendung über die Ukraine neben den deutschen und russischen
Teilnehmer noch UkrainerInnen zu Wort kommen - und darüber hinaus äussern die sich
noch emotional und subjektiv. Wow! Aber genauso wurde auch Altkanzler Schmidt zitiert:
http://www.focus.de/wissen/mensch/umstrittene-these-des-altbundeskanzlers-ist-die-ukrai...

In der Schweiz reagieren wir seit hunderten von Jahren, also länger als es irgend
einen deutschen Staat gibt, sehr sensibel auf solche deutsche Äusserungen, denn wie Du
richtig warnst, schlimme Zeiten werfen ihre Schatten voraus. Gottfried Keller
warnte schon 1841:
http://www.gottfriedkeller.ch/allgemein/textkonstitution/Keller48.php
Die Deutschen glauben uns dadurch hauptsächlich zum Schweigen zu bringen daß sie behaupten,
das schweizerische Volk gehöre seiner Abstammung nach gar nicht zusammen, sondern die
deutsche Schweiz gehöre eigentlich zu Deutschland, die französische zu Frankreich u. s. f.
kurz jeder Theil unsres Landes gehöre zu dem seiner Abstammung entsprechenden Theil der
angränzenden Staaten und das ist vorsätzliche Nichtbeachtung unseres Nationalcharakter's.

Das macht die Schweiz zum Feindbild aller Braunen und Völkischen.


Ich verstehe, dass es bequemer ist, dies alles zu verdrängen. Sobald aber
eine GRAD Rakete im Hof DEINER Nichte einschlägt, wirst Du Dich damit auseinander
setzen müssen. Dumm nur, hat sie kein Video davon gemacht, noch dümmer ist
allerdings, dass sie die versteckten Ersparnisse hat liegen lassen (die dann ihr
Vater wird holen müssen).

Es gehört, schneller als ich es je nach der "Wende" angenommen hatte,
tatsächlich zunehmend mehr Mut dazu, sich im Kontext des gesellschaftlich
organisierten und bestimmten Daseins (dem sich ja niemand vollkommen
entziehen kann) einem Denken in Schwarz-Weiß, einem Parteiergreifen für
wen und was auch immer, einer klaren Haltung ohne Verurteilung Anderer zu
entziehen.

Klar, wahnsinnig viel Mut gehört dazu.

(Dabei stellen die virtuellen Auseinandersetzungen hier übers Internet
sicher nur etwas in der Art wie Gezänk auf der Kindergeburtstagsfeier
dar.)

Klar. Bestenfalls, werden die nun dort unten wieder ein paar Wochen nicht arbeiten
können und ohne Einkommen sein und wir können Geld runterschicken. Das erinnert mich
auch jeweils an Kindergeburtstage.


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