Privatisierung – Beispiele aus Deutschland

Leserzuschrift, Sonntag, 01.02.2015, 20:45 (vor 3378 Tagen) @ CrisisMaven3608 Views

Hallo Herr Maven <img src=" />,
nur damit wir nicht aneinander vorbeireden. Die Argumente bezüglich der Nachteile von Privatisierungen von Organisationen für das Gemeinwohl bzw. von öffentlichem Interesse sauge ich mir nicht aus den Fingern, sondern stammen von Leuten, die Ahnung davon haben.
Ich versuche in dieser Antwort meine Meinung zum Thema Privatisierung mit Beispielen aus Deutschland etwas genauer zu erläutern. Die Antwort auf Ihre Antwort folgt auch noch.

Der Spruch "Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren" stammt nicht von mir, aber ich finde ihn absolut treffend. Warum sind die Verhandlungen über TTIP und vor allem die genauen Klauseln dieser Verträge geheim? Das sind doch alles sozialistische Vereinbarungen, die von Staats wegen getroffen werden, da muss man doch nichts geheim halten?

Ein Artikel zum Thema Trinkwasserprivatisierung:

26. Januar 2013, 20:05
von Heribert Prantl
Privatisierung der Wasserversorgung Schlecht für den Geldbeutel, schlecht für die Nase
So eine Katastrophe [Napoleons Waterloo] haben die Menschen in der Stadt Grenoble erlebt, als dort vor gut zwanzig Jahren die kommunale Wasserversorgung privatisiert wurde. Die Verträge waren dreckig; das Wasser war nicht sauber, dafür aber teuer. Am besten flossen die Schmiergelder. Die private Wassercompagnie verdiente sich dumm und dämlich. Das Wasser heißt auf Französisch l'eau - das Desaster von Grenoble wurde deshalb mit dem schönen Wortspiel "Waterleau" bedacht.
...
Ähnliche Erfahrungen, nicht immer so desaströs, gibt es anderswo auch, in London beispielsweise; dort wurde viel verdient, aber nichts in die Leitungen investiert; sie verrotteten. Potsdam hat den Vertrag mit dem französischen Wasserversorger wieder gekündigt, als die Wasserpreise in den Himmel stiegen.
http://www.sueddeutsche.de/politik/privatisierung-der-wasserversorgung-schlecht-fuer-de...

Im Artikel geht es auch noch um die "Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über die Konzessionsvergabe" und um die Re-Kommunalisierungen von Stadtwerken, Verkehrsbetrieben etc. Es gibt zugegebenermaßen auch im Bereich der Kommunen, z.B. im Bereich ÖPNV, sehr viel zu kritisieren, aber das kann man meiner Meinung nach zum größten Teil auf die zu gute Verflechtung zwischen kommunalen Verantwortlichen und Konzernen zurückführen. Da sind wir Bürger wieder gefragt und unser demokratisches (!) Engagement.

Dazu gibt es auch den guten Film "Water makes money".

Und ein Auszug aus Wikipedia:

Private Wasserversorgung
Kritisiert wird an der Privatisierung unter anderem, dass private Unternehmen oft nicht bereit seien, langfristige und kapitalintensive Investitionen in Infrastruktureinrichtungen vorzunehmen.[4] So litt die vollständig privatisierte Londoner Wasserversorgung an zahlreichen Leckagen, weil die Sanierung des veralteten Leitungsnetzes entgegen einer Vereinbarung mit der Regulierungsbehörde von dem Wasserversorger verschleppt wurde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Private_Wasserversorgung

Sauberes Wasser bekommt in Zukunft nur noch der, der es sich leisten kann, weil wir schließlich eine Leistungsgesellschaft sind und als christlich orientierte Gesellschaft keine Rücksicht auf das Schicksal Einzelner mehr nehmen können?
Warum werden in Deutschland jetzt reihenweise Krankenhäuser geschlossen? Sind die Menschen in Deutschland auf einmal um Größenordnungen gesünder? Der Verlauf der Ausgaben der Krankenkassen in den letzten Jahren (Jahrzehnten?) erzählen da aber eine ganz andere Geschichte. Haben die Menschen, die damals die Krankenhäuser planten und bauten, nur Wolkenkuckucksheime im Kopf gehabt?
Was haben Blinddarmentzündungen oder Behinderte mit Rendite zu tun? Ich selber bin schon einmal blutend aus einem Krankenhaus entlassen worden.

Ist Bertelsmann deswegen so um die Schulen bemüht, weil dieser Konzern um jeden Preis eine heile Welt produzieren will?

Ich bin aber definitiv gegen den Moloch EU. Wir brauchen keine weitere hoch bezahlte Verwaltungsmitarbeiterschicht in Europa mit zehntausenden von zusätzlich Juristen, Ökonomen oder Verwaltungsfachleuten oder Politikern, die letztlich nur noch mehr Bürokratie und sinnlose Geldverschwendung bedeutet (Agrarsubventionen, Michseen, Fleischberge, EU-Sanktionen, EU-Ausschreibungen etc.).

Die Bahn ist einerseits eine AG, bekommt aber andererseits Geld zum Wirtschaften(?) vom nach wie vor größten Anteilseigner, nämlich dem Bund. Wieso muss ein deutsches Unternehmen, das sich eigentlich nur um die Belange der deutsche Eisenbahn, eines großen Teils des ÖPNV bzw. der deutschen Eisenbahninfrastruktur kümmern sollte, Bahnhöfe in der Mongolei kaufen oder zusätzlich eine der größten Speditionen Europas (Schenker) besitzen - quasi in Konkurrenz zu sich selber? Warum werden jedes Jahr Strecken stillgelegt bzw. Zuglinien gestrichen, selbst wenn diese Gewinn machen? Einfache Antwort: Dies nützt (kurzfristig) den Automobil-/Lkw-Herstellern, schadet aber langfristig der Bevölkerung bzw. der Umwelt.


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