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nereus, Donnerstag, 29.01.2015, 16:02 (vor 3965 Tagen) @ Miesespeter5122 Views

Hallo Miesespeter!

Ich werde nicht in Zweifel ziehen, daß der Donezk-MP ein wenig auf’s Gemüt drückt, um die Massen bei der Stange zu halten, so wie jeder Verkäufer seine Ware ins rechte Licht zu rücken versucht.
Aber grundsätzlich hat er doch mit seiner Analyse recht.

Du schreibst: Den eigenen Kaempfern und Unterstuetzern wird vorgegaukelt, im Donbass stuende der Kontinent und das internationale System auf dem Spiel. Bigger than life, heroes!

Die Kämpfe im Donbass sind mittlerweile so nah vor der Bärenhöhle, daß ein kontinentaler Krieg in reale Reichweite gerückt ist. Hältst Du diese Gefahr etwa für zu weit hergeholt?

Das ist voellig falsch. Der Westen beabsichtigt nicht die Vernichtung eines lokalen Aufstands, 'um seine eigene Vernichtung abzuwenden.' Bigger than life, heroes! Der Westen hat Probleme ganz anderer Groessenordnung.

Der Krieg im Donbass richtet sich glasklar gegen Moskau!
Und Moskau ist eine ernstzunehmende Atommacht!
Ist Dir das nicht groß genug?
Freilich hat der Westen noch andere Probleme, aber das kriegsgeile Getöse bewegt sich mittlerweile auf einem Niveau, wo schnell die Sicherungen auf beiden Seiten durchbrennen können.
Letztendlich waren Franz Ferndinand und seine Gemahlin (als Personen) auch nicht die Beweger der Weltgeschichte, aber Ihre Ermordung setzte ein unheilvolles Getriebe in Bewegung.

Dennoch gibt es keinerlei Hinweise - weder aus der Gegenwart - noch aus der Vergangenheit, dass 'sie' dann etwa die Vernichtung alle Russen anstreben, 'unsere Vernichtung' bezieht sich vielmehr allein auf die Vernichtung der augenblicklichen politischen Machtelite, also einiger weniger Individuen, sei es im Donbass oder in Russland.

Der Donezk-MP dürfte neben der realen Vernichtung von Menschen auch auf die Neutralisierung der russischen Identität, also das Zertrümmern der Kultur, Sprache u.a. gemeinsamer Identifikationsmerkmale abgestellt haben.

Ja, es zerschellt am Rueckhalt aufgrund guter Propagandaarbeit in Russland, aber auch aufgrund von guter Politik (Niedrige Besteuerung der Bevoelkerung, Staatseinnahmen aus Rohstoffexport, erhebliche Verbesserung der Lebensverhaeltnisse im Vergleich zu Jelzin-Zeiten, die mit dem Westen assoziert werden). In der belagerten Festung jedoch befinden sich zuvorderst die Machteliten. Nur fuer die geht es um den Kopf, und um alles, was ihr Leben darstellt. Fuer die Beherrschten ist es weit weniger bedeutend, ob sie von lokalen Machteliten oder globalen Machteliten beherrscht werden.

Da hätte jetzt auch von @Zara kommen können.
Soll das heißen, das es besser wäre, wenn alle Menschen, die sich dem USraelischen Finanzkraken nicht freiwillig unterwerfen wollen, die Waffen abgeben sollen/müssen weil es sonst nur zu ihrem Verderben oder ihrer „Vernichtung“ führen würde.

Das wäre doch mal eine interessante These, die ich gerne zur Diskussion stellen würde.
Daraus leitet sich logisch ab, daß Putin mit ein paar Atom-U-Booten demnächst Hawaii krallt, dann Alaska zurückerobert und so weiter und so fort.
Denn fuer die Beherrschten ist es weit weniger bedeutend, ob sie von lokalen Machteliten oder globalen Machteliten beherrscht werden.

Was für die Einen gilt, muß dann auch für die Anderen gelten, nicht wahr?

Uebersetzt: Russland moechte nicht in einem Krieg in der Ukraine ausbluten, aber trotzdem die Ukraine nicht dem Westen ueberlassen. Inwiefern das fuer die Klientel von Sachartschenko (die stattdessen ausbluten) eine gute Predigt ist, moechte ich lieber nicht beurteilen.

Über die gute Predigt kann man sicher streiten – aber Fakt ist, das es genauso ist, wie er es beschreibt.

Russland ist nicht interessiert daran, Donetzk und Lugansk zu annektieren.

Ja, aber sie wollen gute Beziehungen zur Nachbarschaft, was kaum zu kritisieren wäre.

Sie wollen die ukrainische Krise am Kochen halten ..

Die Russen wollen die Krise am Kochen halten?
Diese Krise ist ihnen doch auf’s Auge gedrückt worden.
Wer hat denn diesen Krieg angefangen?

.. (unter taetiger Mithilfe der Ukrainer, die das durchkreuzen koennten, wenn sie die aufstaendischen Regionen einfach abschreiben wuerden),

Und warum tun sie das dann nicht?
Militärisch und finanziell hätte das Kiew längst tun müssen.
Aber offenbar gibt es da noch ein paar Einflüsterer weiter westlich, die den Krieg unbedingt führen wollen.

bis mit der Zeit die Hauptukraine des Krieges, der Wirtschaftsmisere, den eigenen Oligarchen mit ihren Luegen und den westlichen Raubrittern muede wird, ..

Und wann wird das sein?
Morgen, in 14 Tagen oder in 2 Jahren?

.. und sich einer neutralen Position mit Unterstuetzung von Russland oeffnet.

Also bitte!
Das Verhalten Moskaus in der Ostukraine ist entscheidend für den Kreml.
Putin hätte längst kurzen Prozeß in der Ostukraine gemacht, wenn er nicht wüßte wie sehnsüchtig der Westen auf diese finale Lösung wartet.
Der Geifer fließt den Einpeitschern doch schon seit Monaten aus ihren unverschämten Lügenmäulern.

Den Preis dafuer sollen diejenigen zahlen, an welche sich der Text von Sachartschenko richtet. Waere ich unter den Angesprochenen, wuerde ich mir sehr viele Fragen stellen.

Der Mann hat das Dilemma von Putin erörtert.
Er wollte ihnen sagen, was gerade (noch) geht und was zur Zeit nicht geht.
Was ist daran falsch?

mfG
nereus

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