wg. DDR-Fragen

Dieter, Montag, 26.01.2015, 22:21 (vor 3660 Tagen) @ nereus2678 Views

Hallo nereus,
unsere Beiträge sind schon mächtig nach unten im Forum gerutscht, hab sie aber gefunden. Zwischenzeitlich gab es auch an anderer Stelle den einen oder anderen Blick auf die DDR zu lesen, sodaß sich mein Bild schon mehr abgerundet hat.

Zuerst einmal: Die Mehrzahl meiner Verwandten lebte in der DDR (sind bei der Flucht nicht ganz so weit gelaufen wie meine Eltern), allerdings im Zonen-Grenzstreifen, Besuchen war nicht möglich und wenig pers. Kontakte. Auch haben wir nie über Politik gesprochen obwohl vom selbständigen Schuhmacher über Offiziere bis zur Kombinatsleitung alles vorhanden war und vermutlich dem einen oder anderen auch nicht ganz wohl war. Ich meine bei einer Tante auch so etwas wie Wehklagen über die neuen BRD-Verhältnisse herausgehört zu haben. - dies nur zur Einstimmung.

Aus Deiner Beschreibung entnehme ich, daß (fast) jedem bewußt war, daß er einem Diktat unterworfen war, sich ideologie-zustimmend oder neutral zu verhalten. Meines Erachtens besteht der Unterschied zur heutigen BRD insoweit, daß hier viel unterschwelliger manipuliert wird. Gegen einen offenen Feind (psychologisch gesehen) kann man viel besser sich immunisieren als gegen das subtile, was hier passiert. Hier kann man nicht mal im Privaten Tacheles reden, da die Indoktrination viel tiefer greift.
Ich sehe auch den Vergleich zu Portugal. Dort sagt einem jeder den man fragt: "Alle politisch tätigen sind korrupt, egal ob Kommunisten oder deren Gegenteil", wobei in meiner Region die Kommunisten stärkste Partei sind. In meinem Umfeld (BRD) habe ich eher das Gefühl, die meisten finden alles ok, was so um uns herum passiert. Dabei ist die jetzige BRD doch in keinster Weise mehr mit der BRD vor 20 oder gar 40 Jahren zu vergleichen, vor allem was die Freiheit und Meinungsfreiheit betrifft, bzw. bei Verstößen deren Folgen.

Die Entfaltungsmöglichkeiten waren in der DDR aufgrund der Vereinheitlichung eingeschränkt, dafür gabs als Gegenleistung soziale Sicherheit. Die meisten Menschen nach meiner Erfahrung würden, wenn sie wählen müßten, die soz. Sicherheit der Entfaltungsmöglichkeit vorziehen (trifft auf mich nicht zu). Insofern kann ich gut verstehen, daß auch eine gewisse Sehnsucht nach der alten DDR vorliegt. Es gibt aber auch eine Sehnsucht nach der alten BRD.
ABer nicht nur unser Land hat sich verändert, wir sicher auch. Vielleicht sehen wir aus unserem Blickwinkel der Erfahrung heute viele Dinge anders als früher.

Konnte man in der DDR auch hoch kommen, wenn man einfach nur gute Leistungen hervorbrachte ohne jegliche Motivation für "gesellschaftliche Aufgaben" zu zeigen? Oder anders gefragt, konnte man Betriebsleiter ohne SED-Mitgliedschaft werden?

Kann es sein, daß ehemalige DDR-Bürger besser gelernt haben, politische Aussagen viel genauer zu analysieren bzw. Untertöne herauszuarbeiten als Wessis, also mehr Erfahrung im kritischen Denken haben? Welche Erfahrungen hast Du gemacht?

Deine Erwähnung des preußischen in der DDR, was auch ich im Westen vermisse, statt dessen haben wir viel mehr Eigenschaften, die die Römer nach Köln usw. brachten. Korruption, dort Klüngel genannt, lasche Lebenssichten von 68er und Grünen formuliert usw.

Allein das Selbverständnis Schulden zu machen, sogar für den Konsum, nicht nur für Investition ist schon ein riesengroßes Grundübel unserer Gesellschaft, vor allem moralischer Natur. Denn es ist das Leben auf Kosten anderer par excellence. In der alten BRD war es verpönt, vermutlich in der DDR ebenso. Heute ganz normal und wird noch hofiert. -. ein echter Niedergang der Lebensmoral. Auch wenn andere meinen, das müsse so sein wegen ......., es ist und bleibt ein Grundübel.

Gruß Dieter


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