»Billig und schäbig«?

LePenseur ⌂, Mittwoch, 21.01.2015, 17:57 (vor 3671 Tagen) @ Orlando3803 Views

Cher Orlando,

einigermaßen gefaßt nehme ich zur Kenntnis, daß auch meine Haltung in dieser Frage für Sie vermutlich »billig und schäbig« ist.

Die Tatsache, dass unser Staat auch mittellosen und unqualifizierten
Ausländern Asyl oder ein Bleiberecht gewährt, wenn sie einmal da
sind
, rührt von unserem humanistischen Selbstverständnis her. Wir
lassen eben staatlicherseits niemanden auf unserem Territorium verhungern,
wenn er sich an den Staat um Hilfe wendet, ungeachtet seiner Herkunft.

Das rührt möglicherweise von Ihrem Selbstverständnis her — von dem ich dahingestellt sein lasse, ob es »humanistisch« oder schlichtweg realitätsfremd ist. Ein »abgelehnter Asylwerber« ist einer, der sich ohne Berechtigung in unserem Land aufhält, und so, wie ich einen ungebetenen Gast, der sich bei mir im Haus einschleicht, nicht auch noch bewirten muß, sondern ihn vor die Tür setze, sobald ich ihn finde, so kann auch ein Staat handeln, auf dessen Territorium ungebetene Gäste als Nassauer ins Sozialsystem einwandern. Sie können jederzeit mit Ihrem Geld solche Personen unterstützen — das steht Ihnen frei. Aber Sie haben kein Recht, ebensolches von mir zu verlangen.

Sie wollen auch nicht selber die Flüchtlingsboote vor der sizilischen
Küste versenken (man ist ja abendländischer Humanist), sondern fordern,
der Staat solle das irgendwie erledigen, dass sie diese Gestalten hier in
ihren Städten nicht sehen müssen.

Exakt so ist es. Ich will auch nicht per Zielfernrohr den geiselnehmenden Bankräuber selbst abknallen müssen, sondern freue mich, daß dies (und eine Menge anderer Dinge, die ich nicht tun will), von dazu ausgebildeten Spezialisten übernommen werden. Das nennt sich Arbeitsteilung und ist ganz in Ordnung, finde ich ...

Das ist natürlich als Haltung ziemlich billig und schäbig.

Von welcher Haltung sprachen Sie? Von der Ihren ...?

--
LePenseur


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