In Mises' Thesen spielt der Kredit eine zentrale Rolle

Zarathustra, Mittwoch, 14.01.2015, 22:30 (vor 3578 Tagen) @ politicaleconomy3476 Views

Boom endet, wenn die Bürger an der Party teilhaben wollen. Dann

schrauben

sie ihren Konsum hoch und fahren ihre Ersparnisse zurück. Kapital wird
knapp, und der Marktzins steigt, bis er der Zeitpräferenzrate

entspricht.

Investitionen, die zuvor noch rentabel erschienen, lohnen sich nicht

mehr.

Arbeitsplätze gehen verloren, die Wirtschaft stürzt ab.


Immer wieder lustig, wie debitismusfreie Theorien völlig auf dem Kopf
stehen. Das Problem besteht darin, daß Mises rein auf Güterebene denkt,
nicht wie die reale Wirtschaft in monetären Größen und Kredit.


Tut er nicht. Kreditboom ist ein Hauptfaktor seiner Thesen.

Würden
die Bürger ihren Konsum tatsächlich hochschrauben und ihre monetären
Ersparnisse abbauen, würden sie einen re- und dann inflationären Boom in
der Konsumgüterindustrie auslösen, weil sich Investitionen dort wieder
lohnen (Nachfrage).

Mises' Crack-up-Boom.

Der würde die Arbeitslosigkeit gerade sinken lassen.

Nur kurzfristig. Nach dem Ende des Crack-up-Booms steigt sie dann umso mehr.

Vermehrtes Sparen ohne weitere Kredite dagegen würde direkt in die
deflationäre Depression führen, wie jeder Debitist weiß.

Deflationäre Depressionen gibt es nur, wenn längere Zeit die Verschuldung schneller steigt als die Produktion, weil beispielsweise politisch gewollt Bereinigungen (Bankrotte) verhindert werden. In Mises' gold-gebundener Währung in Verbindung mit einer Laissez-faire-Politik finden diese Bereinigungen fortlaufend statt. Im 19. Jahrhundert gab es eine ständige Abfolge inflationärer und deflationärer Phasen, ohne dass je eine derart groteske Relation von Kreditsumme zu Produktion in der Volkswirtschaft erreicht wurde wie heute, und deshalb war damals das deflationäre Potential auch nie so hoch wie eben heute.

Lustigerweise kann man all das sogar bei einem Autor nachlesen, dessen
Werke man auf Mises.org herunterladen kann: L. Albert Hahn.

http://www.zeit.de/1963/14/bruening-war-an-allem-schuld

Wirtschaftstheoretische Comedy, in der die reale Welt auf den Kopf
gestellt wird, ist wirklich immer wieder belustigend.
Leider wirkt sie real
in den Köpfen - doch die Situation, in denen diese Ideologie mal
funktional war und trotz Falschheit eine relative wirtschaftspolitische
Berechtigung hatte, ist längst vorbei (70er).

Kennst Du Mises' Thesen überhaupt? Scheint mir nicht der Fall zu sein.

Grüsse, Zara


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