Gruselig ... haette ich nicht gedacht ...
In diversen Fächern hatte man gestern und heute sich dem Thema PEGIDA gewidmet. ... wurde dazu angehalten, dieses Thema zu platzieren und die Schüler auf Linie zu bringen
In meiner Gymnasialzeit war noch alles vertreten: kriegsversehrte Lehrer mit Holzbein (und, wie wir meinten, ebensolchem Kopf), Linke, Rechte usw.
Frauen und Maenner im Lehrkoerper fast ausgewogen, Frauen noch etwas in der Minderzahl.
Einige (fundierte) Promovierte, einer kriegte mitten im Unterricht einen Ruf an eine Universitaet.
Es wurde der Sexualkundeunterricht verpflichtend. Meist traf es die Biologie-Lehrer, ansonsten den Klassenlehrer. Unser Biologie-Lehrer war gleichzeitig Klassenlehrer. Aber er stellte sich hin: "Das mach' ich nicht, Ihr wisst da eh' besser Bescheid als ich". Er kriegte zwar Abmahnung ueber Abmahnung, aber er ging sogar irgendwann weiter: es waren die Auslaeufer der Studenten-Bewegung. Er sagte oeffentlich im Unterricht und Kollegium: "Ich waehle jetzt NPD. Die Richtung hier gefaellt mir nicht."
Bis dato hatte ich ihn ja bekaempft, aber da gewann er langsam meine Hochachtung. Natuerlich stand ich ganz und gar nicht an seinem Ende des politischen Spektrums.
Jedenfalls: er kriegte wieder disziplinarisch "eins drueber" - stoerte ihn aber nicht. Da er auch Erdkunde-Lehrer war, legte er sich spaeter mit der Stadtverwaltung wegen eines grossen Neubauprojektes an, das eine Grundwasser-Ader schnitt, die einen Bach versorgte. Und wies nach, dass dies das Biotop stark beeintraechtigen wuerde. Wieder kriegte er ein paar "drueber" - u.a. sagte man ihm nach, er koenne nicht rechnen. Focht ihn aber nicht an.
Aber das mysterioeseste Erlebnis hatte ich, als ich in einer Stunde einen Vertretungs-Lehrer von den "68ern" hatte - die ganz andere Seite des Spektrums. Der fing an, eine politische Diskussion zu initieren. Mittendrin fragte er mich so etwa "Das ist interessant - woher weisst Du denn sowas?" Ich: "Na, das stand doch im Spiegel".
Ploetzlich sogen die andern ca. 40 (Mitschueler) die Luft ein, man konnte den Unterdruck foermlich spueren.
Der Lehrer merkte es auch und fragte irritiert in die Klasse "Ja, was ist denn los?". Es stellte sich heraus, dass alle (! ca. 40!) Klassenkameraden (wir hatten nur zwei Maedchen damals) von zuhause das "Gefuehl" (anders kann man's nicht nennen) mitbekommen hatten, sowas wie den Spiegel duerfe man nicht anruehren, geschweige denn lesen.
Als dann die 68er-Proteste in den Schulen ankamen (Anfang der siebziger), war der Spiegel schon wieder zu rechts.
Da verteilte ich Flugblaetter morgens vor Schulbeginn, gegen die Fehlbelegung im Sozialen Wohnungsbau. Da kamen ploetzlich von ueberall her Jusos und "SAP" (Sozialistische Arbeiter-Partei - trotzkistische Opposition in der SPD) "aus den Loechern gekrochen" (wusste gar nicht, wie viele organisierte Mitschueler ich hatte ...) und machten mich an, mit dieser "Propaganda" gefaehrde ich doch die zum Greifen nahe "SPD-Alleinregierung" und ich sei ein Spalter usw. usf.
Man musste das Berufsverbot einfuehren, damit nun statt den "Rechten" nicht die "Linken" die Lehrer-Kollegien majorisierten.
Aus den Spiegel-Verachtern wurden ploetzlich gewaltbereite "KBWler" und engagierten sich im "Uni-Kampf". Fuhren mit Radpanzern nach Mozambique, um Frelimo zu unterstuetzen und wat nich' allet.
Und die groessten Lehrer-Hasser ... studierten ploetzlich auf Lehramt.
Da begann ich Lehrer mit "Rohr im Wind" gleichzusetzen und trauerte meinem NPD-waehlenden Klassenlehrer nach ...
Als gegen die Notstandsgesetze demonstriert werden sollte, wurde den Schuelern mit Schulverweis gedroht.
Nein, Demokratie ist gerade dort, wo sie gelehrt werden sollte, beileibe nicht angekommen. Es ist ein Trauerspiel, wie feige der deutsche Beamte geworden ist. Der "Alte Fritz" sagte noch "Meine Beamten sollen Judiz haben".
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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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