Leben als Investment, ne Minusnummer
"Ehe man so zuversichtlich ausspricht, dass das Leben ein wünschenswertes oder dankenswertes Gut sei, vergleiche man ein Mal gelassen die Summe der nur irgend möglichen Freuden, welche ein Mensch in seinem Leben genießen kann, mit der Summe der nur irgend möglichen Leiden, die ihm in seinem Leben treffen können. Ich glaube, die Bilanz wird nicht schwer zu ziehen sein. Im Grunde aber ist es ganz überflüssig zu streiten, ob des Guten oder des Übeln mehr auf der Welt sei: denn schon das bloße Dasein des Übels entscheidet die Sache; da dasselbe nie durch das daneben oder danach vor- handene Gut getilgt, mithin auch nicht ausgeglichen werden kann:
Tausend Genüsse sind nicht e i n e Qual wert. (Petrarca)
Denn, dass Tausende in Glück und Wonne gelebt hätten, höbe ja nie die Angst und Todesmarter eines Einzigen auf: und eben so wenig macht mein gegenwärtiges Wohlsein meine früheren Leiden ungeschehen. Wenn daher des Übeln auch hundert Mal weniger auf der Welt wäre, als der Fall ist; so wäre dennoch das bloße Dasein desselben hinreichend, eine Wahrheit zu begründen, welche sich auf verschiedene Weise, wie wohl immer nur etwas indirekt ausdrücken lässt, nämlich, dass wir über das Dasein der Welt uns nicht freuen, vielmehr zu betrüben haben."
Schopi dixit.
Herzlich
Oblomow
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"Wer die Fähigkeit, Schönheit zu sehen, behält, der altert nicht." F.K.