Was ist an der deutschen Grammatik einleuchtend? ;)

Uwe, Freitag, 22.07.2016, 21:05 (vor 2843 Tagen) @ dottore4252 Views

@dottore:«eine Million "ist" oder "sind" - beides geht also. Es kommt darauf an, ob hinter der Million noch ein Plural steht. Leuchtet ein, ...»

Ein halbes Dutzend Fässer lagert im Keller, aber sechs Fässer lagern im Keller.

Hallo, @dottore,

ich meine, @Dimi hat alle wesentlichen Gesichtspunkte zum Thema zusammen getragen - meinen Dank dafür an ihn.

Ergänzend dazu möchte ich noch anmerken, dass in dem Buch des Linguisten Peter Eisenberg, Grundriss der deutschen Grammatik, Band 2: Der Satz – 1999 (ISBN 3-476-01642-0; – liegt allerdings zwischenzeitlich in aktueller Auflage 2013 vor) auf der Seite 282 auch darauf eingegangen wird und auf der Seite 436, im Aufgabenteil, dazu geschrieben wird:

«Kongruenz bei Attributkonstruktionen

Ein beliebter Streitfall über die Korrektheit der Numeruskonkruenz sind Verbindungen von Singular- und Pluralnominalen in Attributkonstruktionen und besonders als enge Apposition. Warum sind Sätze wie a-c Zweifelfälle, solche wie d-e aber nicht?

a. Eine Gruppe französischer Schüler besuchte/besuchten uns.
b. Eine große Zahl von Stahlarbeitern muß/müssen umgeschult werden.
c. Ein Zentner Kartoffeln ist/sind verkauft worden.
d. Die Gruppe französischer Schüler besuchte/*besuchten uns.
e. Eine Kompanie Reiter wird/*werden das Raketenbatallion ersetzen.»

Soweit der Aufgabenteil (zitiert aus Ausgabe 1999, daher hier noch das „ß“), wobei das Symbol des * für "ungrammatisch" im Buch verwendet wird.

Als Lösungshinweise wird dargestellt - ich gebe wieder:

«Mit dem unbestimmten Artikel bzw. Numerale bei Maßeinheiten und verwandten Substantiven wird ein Ausdruck gebildet, der eine Menge von unbestimmt vielen Entitäten bezeichnet (Maßangabe, [...]). Dagegen wird in d die Menge mit dem bestimmten Artikel als ein Objekt gekennzeichnet. Hier ist daher nur der Singular möglich. In e bezeichnet die Maßeinheit eine Menge mit festliegender Anzahl von Elementen. Auch hier ist der Plural ausgeschlossen.»

Ich verstehe es jetzt so, dass ein bestimmter Artikel zu einem Objekt (Unterschied zwischen a und d, "Eine ..." vs. "Die ...") bzw. bei einer Maßeinheit, die eine bestimmte Menge bezeichnet (eine Milliarde), der Plural eben nicht angewendet wird ("ungrammatisch"):

- lebt/*leben dort die Milliarde Menschen

Dennoch werde ich weiter unsicher bleiben, denn viele Sprachkonstruktionen in diesem Zusammenhang klingen einfach für mich "ungewohnt": (ohne statistischen Wahrheitsanspruch):

Eine Million Veganer lebt in Deutschland. Einhunderttausend Veganer davon lebt(?)/leben(?) in Berlin. (ohne statistischen Wahrheitsanspruch ;))

Eine Million Menschen lebt in Deutschland. Einhunderttausend Menschen davon lebt in Berlin.

Eine Million Menschen leben in Deutschland. Einhunderttausend Menschen davon lebt in Berlin.

Eine Million Menschen leben in Deutschland. Einhunderttausend Menschen davon leben in Berlin.

Eine Million Menschen lebt in Deutschland. Einhunderttausend Menschen davon leben in Berlin.

Die eingeschaltete Korrekturfunktion von "Microsoft-Word" markiert die oben unterstrichenen Wörter als grammatische Fehler. Doch das ist keine Wunder, denn die Suchkette "Eine Million Menschen leben" liefert bei Google 11.000 Ergebnisse, während die Suchkette "Eine Million Menschen lebt" nur auf 1.990 Ergebnisse kommt.

Gruß,
Uwe

--
Since all these manifold things could have occurred, we have every right to believe[/i] they did occur.

Mark Twain, "Is Shakespeare Dead? From My Autobiography", Chapter V, "We May Assume"


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