Kongruenz von Subjekt und finitem Verb

Dimi ⌂, Donnerstag, 21.07.2016, 20:37 (vor 2844 Tagen) @ dottore5064 Views

"Sprachsystem
Obwohl eine Million eine sehr große Menge ist, handelt es sich dabei doch aus grammatischer Sicht um einen Singular: Dem Substantiv Million (das keine Pluralendung trägt!) geht das Zahladjektiv eine voraus, das von seiner Bedeutung her klar auf einen Singular verweist. In Ihrem Fall ist Million der Kern einer Nominalgruppe oder –phrase, die das Subjekt Ihres Beispielsatzes bildet. Zu diesem Kern tritt noch das partitive Attribut Deutsche hinzu, das im Plural steht. Und das wiederum ist der Kern des Problems: Welcher Teil der Nominalgruppe bestimmt den Numerus des Prädikats – der Kern, der im Singular steht, oder das partitive Attribut im Plural?

Die Dudengrammatik hält für diesen Fall eine „Kongruenzregel“ bereit, die die Abstimmung von solchen Subjekten mit dem Prädikat regelt (S. 1011). Die Regel besagt, dass der Kern bestimmt, ob das Prädikat (oder genauer: das finite Verb, also der Teil des Prädikats, der die Numerusmarkierung trägt) im Singular oder im Plural steht, und nicht das partitive Attribut. Der Kongruenzregel zufolge müsste es also Eine Million Deutsche weiß nicht... heißen (und genauso: Eine halbe Million Menschen wartete vergeblich auf ihre Züge). Dennoch lässt die Dudengrammatik auch den Plural zu, also wissen bzw. warteten. Als Gründe dafür wären zu nennen:

- Bei eine Million handelt es sich zwar grammatisch um einen Singular, von der Bedeutung her bezeichnet eine Million aber, wie eingangs bereits erwähnt, eine Vielzahl von etwas. Setzt man das finite Verb nun in den Plural, so kann man sagen, dass zwar keine grammatische, aber semantische Kongruenz vorliegt, also eine Abstimmung nach dem Sinn.

- Viele Sprecher des Deutschen neigen vermutlich dazu, in der fraglich Nominalgruppe Deutsche als Kern aufzufassen und nicht Million. Sie würden dann eine Million als „Zahl“ auffassen, so wie auch bei der Schreibweise 1.000.000 Deutsche wahrscheinlich kaum jemand auf die Idee käme, die Ziffernfolge als Kern anzusehen. Betrachtet man nun Deutsche als Kern, so kommt man auch bei Anwendung der Duden-Kongruenzregel zu dem Schluss, dass das finite Verb in den Plural gesetzt werden muss.

- Zudem scheint die Tendenz zu bestehen, das finite Verb bei derartigen Subjekten in den Plural zu setzen, wenn das partitive Attribut Personen bezeichnet, was ja in Ihren Beispielen der Fall ist (Deutsche bzw. Menschen).

Fazit: Bei Subjekten mit singularischem Kern und einem partitiven Attribut im Plural ist prinzipiell sowohl der Singular als auch der Plural am finiten Verb anerkannt. Der Sprecher muss also in jedem Fall erneut die grammatische gegen die semantische Kongruenz abwägen und für sich eine Identifikation des Kerns vornehmen.

Sprachgebrauch
Um herauszufinden, ob im tatsächlichen Sprachgebrauch nach eine Million Deutsche der Singular oder der Plural beim finiten Verb vorherrscht, wurde bei Google nach dieser Nominalgruppe in Kombination mit den Hilfsverben sein und haben gesucht. Dabei liegt die Kombination „eine Million Deutsche sind/haben“ mit insgesamt etwa 26.790 Treffern (= 90 %) weit vor „eine Million Deutsche ist/hat“ (ca. 3.130 Treffer = 10 %)."

...meint http://www.grammatikfragen.de/showthread.php?206-Heisst-es-Eine-Million-Deutsche-wei%DF-nicht-ODER-Eine-Million-Deutsche-wissen-nicht&prefixid=kongruenz

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Geheime Goldpolitik


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