Jeder-ein-Gewinner-Syndrom
Leserzuschrift:
Hi,
PS: Am Lustigsten finde ich das: "Heute ist jeder Elite-Syndrom" = "Jeder ist ein System-Gewinner-Syndrom".
Darunter könnt ihr euch sicher (auch) nichts vorstellen, oder?
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Noch perverser: das "jeder ist eine Bank"-Syndrom, der Geldfetischismus: "Schulden sind schlecht, sparen ist gut".
Der Unternehmenssektor ist Nettosparer (also Gläubiger = KreditGEBER), der Sektor der privaten Haushalte ebenfalls (auch lauter kleine Gläubiger/Kreditgeber). Dem stehen natürlich in gleicher Höhe Staatsschulden gegenüber.
Gläubiger profitieren von a) Deflation auf dem Gütermärkten (Deflation = mangels Nachfrage müssen Anbieter immer billiger anbieten, um ihr Zeug loszukriegen, wer Geld hat, kann also später mehr für denselben Betrag kaufen, weil es dann billiger ist).
Und von b) Inflation auf den Vermögensmärkten (Finanzmärkten), wo sie ihr Geld "anlegen" (Aktien, Anleihen etc.), wo die Illusion herrscht, man könne "aus Geld mehr Geld" machen, ohne daß dabei etwas produziert würde ("lassen sie ihr Geld arbeiten" - Geld arbeitet halt nix). Börsen sind gesamtwirtschaftlich ein pures Nullsummenspiel, da gesamtwirtschaftlich nur Realvermögen existiert. Also nur Umverteilung - von unten nach oben.
Aber die Illusion, auch als Arbeiter, dessen Löhne permanent gesenkt werden, an den Börsen reich werden zu können - wo man real nur von den Großen ausgenommen wird - ist gerade das Geheimnis der finanzkapitalistischen Ideologie. SO läuft die Gleichschaltung der Köpfe, die auch dazu führt, daß die Leute JA zur neoliberalen Ideologie sagen, selbst wenn diese ihren eigenen Interessen als Lohnabhängige widerspricht. Sie sind zu kleinen Finanzkapitalisten gemacht worden (Privatisierung der Altersvorsorge, "Jedermann-Aktie", etc.).
Dein "jeder ist ein Gewinner" Syndrom läuft so, daß JEDER zur "Bank" (Netto-Gläubiger, Netto-Geldvermögenshalter) gemacht wird und sich damit die Interessen des Finanzkapitals zu eigen macht. Schulmeister erklärt das wunderbar (z.B. hier, S.98ff.):
http://stephan.schulmeister.wifo.ac.at/fileadmin/homepage_schulmeister/files/Die_grosse_Krise.pdf
Netto-Finanzvermögen ist dabei: Forderungen minus Verbindlichkeiten innerhalb einer Bilanz. Netto-Finanzvermögen plus Sachvermögen = Nettovermögen (Eigenkapital).
Die Gelben verteidigen diese Ideologie ja mit Klauen und Zähnen.