Ob GR im Einzelfall ist schwer zu sagen, aber die Welt insgesamt wuerde heute wesentlich besser dastehen
Verstehe ich Dich richtig, dass Du davon überzeugt bist, dass GR mit
einem Goldstandard durch das gesamte 20. Jhd (ceteris paribus!), heute
besser dastehen würde als es aktuell der Fall ist?
Exorbitante Staatsverschuldung ist im Goldstandard eben nicht moeglich, weil es viel frueher zur Pleite gekommen waere. Die wirtschaftliche Entwicklung waere ganz sicher langsamer verlaufen, die Staaten stuenden aber nicht vor praktisch unloesbaren Problemen.
Wir arbeiten seit Jahren in diesem Forum daran immer besser zu verstehen
was das Wirtschaften ermöglicht und jetzt soll ausgerechnet ein physisches
"Etwas" dafür sorgen, dass es reibungslos läuft?
Nein reibungslos liefe es mit dem Goldstandard natuerlich nicht, nur das Argument die Abschaffung des Goldstandards verhindere wirtschaftliche Depressionen, ist nicht haltbar. Die Abschaffung des Goldstandards erlaubt nur mit immer neuen Schulden die Krisen aufzuschieben, das System zu strecken, das Spiel noch mal zu verlaengern. Dass die sich anhaeufenden Schulden wirtschaftlich irgendwann abgebaut werden koennen, ist eine Illusion. Solange die Wirtschaftsteilnehmer das ignorieren, geht es weiter, doch irgendwann wird es selbst der Duemmste verstehen und dann kommt es eben zum Bankrott, weil sich das Vertrauen der Glaeubiger nicht mehr zurueckholen laesst - nur diesmal mit viel groessere Fallhoehe und es wird ganze Kontinente betreffen, nicht nur einzelne Staaten.
Hat nicht die Vergangenheit (mit Goldstandard prä 1929) gezeigt, dass der
Goldstandard sich wunderbar für Finanzkrisen eignet?
Krisen und Bankrotts gehoeren schon immer zum System. Nur waren sie lokal begrenzt und traten viel frueher auf. Dennoch hat es der wirtschaftlichen Entwicklung im 19 Jh. keinen Abbruch getan.
Ich behaupte übrigens keinesfalls, dass eine Zentralregierung mit
Staatsbank an der Seite (auch wenn sie ein MeFo-Feigenblatt oder ähnliches
bekommt) nicht auch zu phantastischen Finanzkrisen führen kann. Mir sind
auch die Einlassungen von Heinsohn bekannt ("Standardkrise erlauben, damit
die Super-Krise ausbleibt"). Aber mich würde wirklich interessieren welche
Überzeugung es ist, die dazu führt einen Goldstandard als erstrebenswert
anzusehen.
Gold ist im Zeitalter der elektronischen Kommunikation - das begann bereits mit dem Telegraphen - unpraktisch geworden. Ein Goldstandard ist von daher nicht sinnvoll, aber der Mechanismus zur natuerlichen Begrenzung der Schuldentuerme und notfalls zu deren Einsturz schon. Was waere dann naheliegender, als auf eine nicht beliebig produzierbare Ressource zu setzen, die sich zudem auch immateriell fernuebertragen laesst?
Nicht einmal die harte Eigentums-Deckung scheint ja überlebensfähig zu
sein ("Privatgeld"), siehe Diskussion um Geld II usw. Warum sollte dann
ausgerechnet eine harte Eigentums-Deckung, die zudem noch beschränkt ist
auf das Eigentum an einer ganz bestimmten physischen Sache, irgendwelche
Vorteile bringen? Und welche Vorteile wären das genau?
Sie war nicht ueberlebensfaehig, weil sie unpraktisch geworden war. Der Staat schuf ein rein machtbasiertes Subsitut (fernuebertragbare Kontrakte, die vom Staat, der ueberall vor Ort war, sanktioniert werden konnte).
Ausserdem ist die Begrenztheit sinnvoll, denn unsere Ressourcen sind ebenfalls begrenzt. Irgendwann muss die Unsinnigkeit des Kettenbriefs aus Schulden und Zinsen jedem klar werden, weil man ihn bald nur noch nominal weiterfuehren kann, aber nicht real. Zudem, eine Begrenzung z.B. von Bitcoins ist heute nicht da, sie wird erst in Zukunft erreicht.
Bleibt "credit" nicht immer noch inherently unstable (Minsky)?
Das ist sogar ein Zivilisations-Effekt, der sich nie aus der Welt schaffen laesst. Man kann aber versuchen, damit besser umzugehen.
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Ein ueberragender Teil der Oekonomen, Politiker, Banker, Analysten und Journalisten ist einfach unfaehig, Bitcoin richtig zu verstehen, weil es so revolutionaer ist.
Info:
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