Private Weiterbildungs-Zertifikate sind selten nuetzlich ohne konkreten Bedarf ... (und Alternativen)

CrisisMaven ⌂, Dienstag, 20.01.2015, 16:21 (vor 3572 Tagen) @ Ikonoklast3187 Views
bearbeitet von unbekannt, Dienstag, 20.01.2015, 16:38

in letzter Zeit wabern mir immer wieder Gedanken rund um die Weiterbildungs- und Zertifizierungsindustrie durch den Kopf.

Wo Nachfrage, da Angebot. Siehe kosmetische Chirurgie.

Alle versprechen einen raschen Aufstieg im Hamsterrad. ... "Selbstbestimmung und Freiheit".

Jeder meint heutzutage, das Eichmass fuer Werbung sei Marlboro.

Nun arbeite ich schon ein paar Jährchen und konnte bei einigen Weiterbildungsjüngern beobachten, dass nach erfolgreich abgelegter Prüfung und Übergabe des Zertifikats bzw. Diploms der Aufstieg ins schneller drehende Hamsterrad verwehrt blieb.

Aha - der Abteilungsleiter im Damenoberbekleidungsgeschaeft hat den Rettungsschwimmer abgelegt ... und nun ist er immer noch (nur) Abteilungsleiter? Das ist in der Tat aeusserst ungerecht ...

Dieser ganze Weiterbildungsfirlefanz ist doch nur dazu gedacht, die Menschen auf Linie zu halten

Noe - wer da was bucht, das keiner braucht, goennt sich halt denselben "Luxus" wie beim Zigarettenrauchen, daher auch die gleichlautende Werbung, s.o. Gezwungen worden ist keiner.

und sie in der Illusion leben zu lassen: "Ich kann alles schaffen, wenn ich nur Zertifikat/Diplom XY erlange! Und wenn es nicht klappt liegt es an mir und nicht am System."

Na ja, man sollte doch erst den Kurs 000 - "Wie werde ich weniger naiv?" buchen?!

Am A****, letztlich zählt (hauptsächlich) Vitamin B, das Profil eines Psychopathen gepaart mit der nötigen Portion Opportunismus und eine Prise Glück um einen Kastenaufstieg zu bewerkstelligen.

Das ist eine Neiddebatte - warum freiwillig in einem Unternehmen bleiben, wo nur Bekloppte nach oben zu kommen scheinen?

wie krank ist eine Gesellschaft, wenn man Karriere schon planen muss?

Ja wie denn sonst??? Soll der Chef kommen und Dir die Karriere vorschlagen? Nach dem Motto: "der mit der geringsten Eigen-Initiative, den mache ich dereinst zu meinem Nachfolger"???

Entweder man ist fähig oder eben nicht...

So isses. Aber: man kann sich stets weiter befaehigen ...

Weiterhin ist mir aufgefallen, dass jede noch so kleine Prüfklitsche häufig total sinnfreie Zertifikate ausstellt.

Ja, auf der Kirmes kann man sogar CIA- und FBI-Ausweise kaufen.

So ein Beispiel ist "berufundfamilie", es suggeriert der Arbeitgeber achtet auf ein ausgeglichenes Berufs- und Privatleben. Man kann als AG damit schön Werbung machen, ob's dann in der Wirklichkeit auch so aussieht steht auf einem anderen Blatt.

Das ist jetzt aber eine Zertifizierung des Arbeitgebers. Offenbar haben solche AG Muehe, geeignete Kraefte zu gewinnen, sonst wuerden sie dieses "Pruefsiegel" nicht anstreben. Im Uebrigen, wie bei der Zertifizierung eines Qualitaetssystem, ist die Zertifizierung, wenn sie was taugt (!), meist mit einem intensiven Beratungs- und Veraenderungsprozess verbunden, der erst DANACH zum begehrten Testat fuehrt. Kann also schon sinnvoll sein. Ob der o.g. Anbieter was taugt hierfuer, weiss ich nicht.

Mit diesem Zertifizierungswahnsinn wird ein ganzer Industriezweig künstlich aufgebauscht und am Leben erhalten.

Privat bezahlt? Na und? Dein Geld???

Mittlerweile hängen an diesem Zweig 10.000de Jobs. Jeder Arzt hat in seiner Praxis eine "DIN ISO 9001" hängen.

S.o. - oftmals hat er danach verlaesslichere Ablaeufe in der Praxis.

Braucht er das? Sagt das etwas über seine Qualitäten als Arzt aus?

Nein, es kommt hinzu. Ob er es braucht haengt davon ab, ob andere nur bei ihm "einkaufen", wenn er ISO-zertifiziert ist. Manche Unternehmen, die ihrerseits ISO-zertifiziert sind, muessen ihre Lieferanten ebenso dazu anhalten. Wer also diesen Arzt als externen Betriebsarzt nutzt, kaeme genau auf dieses Problem und dessen Loesung.

Dieser Post soll als Diskussionsgrundlage dienen, wie seht ihr das?

Also: es gibt sehr viele sinnvolle Zertifizierungen, z.B. ITIL Service-Manager fuer IT-Manager u.v.a.m.

Staatliche Pruefungen (med. Bademeister). IHK-Pruefungen (Sachverstaendige, Fachwirte, etc.), Berufsbilder, Sachkundenachweise (z.B. nach Gueterkraftverkehrsgesetz = "Spediteuer"), Industriemeister, Polier u.v.a.m.

Das waere ein ganzer Thread, das darzustellen.

Aber: zuallererst muss, wie eine Schraube in die Mutter, die Qualifikation zum Unternehmen passen. Wer sich "einfach so" "hoeher"-qualifiziert auf einem Gebiet, das "sein" Unternehmen nicht braucht - wozu soll das gut sein? Wozu ab morgen eine Fleischplatte im Vegetarier-Restaurant anbieten? Fliesenreiniger fuer Holzboeden? Wozu?

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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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