Hi,

Heinsohn trägt die Machtpolitik der USA gegen Europa mit, ebenso wie

die

neoliberale Agenda und ist insofern Europafeind. Dennoch liefert er aus
meiner Sicht mit seiner Bevölkerungs und youth-bulge-Theorie m.E.

wichtige

Schlüssel zum grundlegenden Verständnis der Islamisierung Europas

(mit

dem IS als neuer Speerspitze).

Kannst du näher ausführen, inwiefern er diese mitträgt?

Soweit ich sehe, in erster Linie durch falsche Ökonomie.

- Eliminierung von Saldenmechanik Makroökonomie, Kreislaufparadoxa und Marx'schen Paradoxa
- alleiniger Fokus auf klassische Paradoxa (private vices, public benefits)
- auf Basis dieser Grundfehler falsche einzelwirtschaftliche Sicht auf Staathaushalt und Gesamtwirtschaft
- auf dieser Basis antigewerkschaftliche Haltung
- auf der Basis der Ignoranz von Kreislaufparadoxa Propagierung von Merkantilismus und "Wettbewerb der Nationen", Mythen von "den Tüchtigen")
- Schüren falscher Inflationsangst und Staatsschuldenhysterie
- Ignoranz der Funktionsweise von Finanzmärkten, Verschleierung der massiven Einflussnahme von Großbanken und Investmentfonds auf Kurse, Politik und Öffentlichkeit
- Ignoranz der Globalisierungsstrategie der USA (Economic Hit Men, "Schocktherapie", Washington Consensus), die mit voller Absicht die Etablierung von Eigentumsrechten und erfolgversprechende Strategien nachholender Entwicklung unterläßt/unterbindet (Deutschland z.B. war bei der nachholenden Modernisierung erfolgreich, indem man NICHT sofort alle Märkte öffnete, sondern erst nach Binnenindustrialisierung mit Abschottung nach außen - siehe Friedrich List)

Etc.

Diese Elemente ökonomischer Ideologie gehören zur US-Strategie globaler Dominanz, sie wurden seit den 50ern von Friedman neu verpackt und seit den 70ern öffentlich implementiert und bis heute zur allein herrschenden Ideologie gemacht.

Ich vermute mal, daß H.'s Perspektive auch in seinen anderen Arbeiten in ähnlicher Weise verzerrt ist, kann das aber mangels inhaltlicher Kompetenz nicht im einzelnen nachweisen. Seine Youth Bulge Theorie kommt mir im Kern schlüssig vor, es kann aber auch sein, daß ich da was übersehe.

Im Rückblick muß ich aber sagen, daß sie für mich weniger Kernfragen offenläßt als für mich seinerzeit die "Eigentumsökonomik" (wobei ich sehr lange gebraucht habe, um den Fragen, die diese offenläßt bzw. nicht schlüssig beantwortet, nachzugehen und zu schlüssigeren Antworten zu kommen).

Aber wie gesagt, vielleicht übersehe ich etwas. Wenn ja, bitte ich um Hinweise.