Sehr schoene Hinweise - die Guckies sind dazu da, uns besser zu beraten ... [und was man ggf. DAGEGEN tun koennte] ...

CrisisMaven ⌂, Donnerstag, 19.11.2015, 10:13 (vor 3367 Tagen) @ optimist5438 Views
bearbeitet von unbekannt, Donnerstag, 19.11.2015, 10:38

... als wir selbst das koennten. [[freude]]

Heutzutage werden Cookies für mehr verwendet als für Werbung + Anmeldedaten von Foren. Eine genaue Verfolgung des Users mit seinen Vorlieben (welche Seiten wurden besucht) und Aktivitäten ist inzwischen möglich.

Zu Deinen Links moechte ich noch beisteuern, da ich aus Gespraechen weiss, dass es den wenigsten bekannt ist:

Remarketing/Retargeting

Wikipedia zum Retargeting:

"Als Retargeting ..., oft auch Remarketing genannt ... wird im Online-Marketing ein Verfolgungsverfahren genannt, bei dem Besucher einer Webseite ... markiert und anschließend auf anderen Webseiten mit gezielter Werbung wieder angesprochen werden sollen. Ziel des Verfahrens ist es, einen Nutzer, der bereits ein Interesse für eine Webseite oder ein Produkt gezeigt hat, erneut mit Werbung für diese Webseite oder ein Produkt zu konfrontieren."

Dass die beiden Begriffe exakt dasselbe bedeuten, sehen andere nicht so: "An In-Depth Comparison of Remarketing and Retargeting Services".

Dies geschieht u.a. mit ggf. nur ein Pixel grossen "Graphiken", auf die auch @Sundevil sich bezog.

Solche "Grafiken" werden uebrigens auch in Emails "versteckt", um die sog. "Open Rate" zu ermitteln, d.h. festzustellen, ob und wann ein Adressat einer (Werbe-) eMail diese denn geoeffnet hat (und ggf. diese "toten Adressen", die ja bei Email-Diensten Geld kosten, auszumerzen - oder ueber ein besonderes Programm zu reaktivieren).

Google: "Frühere Besucher Ihrer Website und App-Nutzer mit Remarketing erreichen"

"Mit Remarketing können Sie Anzeigen für Nutzer schalten, die Ihre Website bereits besucht oder Ihre mobile App schon einmal verwendet haben. Wenn beispielsweise Nutzer Ihre Website verlassen, ohne etwas gekauft zu haben, sprechen Sie diese Nutzer über Remarketing erneut an, indem relevante Anzeigen geschaltet werden, während sie im Internet surfen, eine mobile App oder die Google-Suche verwenden.

Dynamisches Remarketing geht noch einen Schritt weiter, indem Produkte oder Dienstleistungen, die Nutzer auf Ihrer Website betrachtet haben, in die Anzeigen mit einbezogen werden." (Hervorhebung CM)

traffic3.net: Remarketing: Der grundsätzliche Ablauf

"Sie haben einen Shop für Sportartikel. Besucher A hat sich die Produktübersichtsseite von Laufschuhen angesehen und dann Ihre Site verlassen. Surft er nun auf anderen Websites weiter, so können Sie ihm dort mit einer Remarketing-Kampagne Anzeigen zu Ihren Top-Laufschuhen ausspielen. ... Welchen Inhalt die Site hat, auf der Ihre Anzeige ausgespielt wird, spielt dabei zunächst keine Rolle."

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Nun stellt sich die Frage, kann man sich ueberhaupt dagegen wehren?

@Stefan schrieb ja neulich "Verschlüsselung ... VPN ist Pflicht, PGP ist Pflicht, Posteo ist Pflicht".

Auch das Tor-Netzwerk wurde des oefteren erwaehnt, vgl. auch anonymouse und "DarkTor".

Auch die BitCoin-Debatte hakte immer wieder an der Anonymisierung oder der Befuerchtung, mit in Geldwaesche-Debatten hineingezogen zu werden.

Das Problem mit VPN, Tor etc. ist, dass man sich dabei nie ganz sicher sein kann, dass man -zumindest von "harmlosen" Werbetreibenden- nicht "wiedererkannt" werden kann.

Dazu muss man auch noch saemtliche Cookies regelmaessig wieder entfernen und auch noch die erwaehnten Grafiken zum Retargeting usw., vgl. z.B. diese "klebrigen Evercookies" oder "Supercookies".

Im Firefox und anderen Browsern gibt es auch Einstellungen, nur bestimmte Cookies zuzulassen bzw. zu behalten .

Vgl. z.B. das BetterPrivacy-Plugin, das derzeit aber noch Firefox-inkompatibel ist:

"Better Privacy serves to protect against special longterm cookies, a new generation of 'Super-Cookie', which silently conquered the Internet. This new cookie generation offers unlimited user tracking to industry and market research. Concerning privacy Flash-cookies are most critical.
This add-on was made to make users aware of those hidden, never expiring objects and to offer an easier way to view and to manage them - since browsers are unable to do that for you."

BetterPrivacy entdeckt diese Flash- und anderen "Cookies" und entfernt sie, auch an den ungewoehnlicheren Orten, wo die sich einnisten.

Um noch tiefer in die Thematik einzudringen, fehlt mir die Zeit.

Aber eines sollte einem klar sein: so wie schon die zaristische Ochrana Netzwerke ausgeforscht hat, ist das Problem m.E. nicht der "einzelne" User, auch wenn ihm seine Vorlieben fuer bestimmte Pornoseiten peinlich sein koennten (warum eigentlich?), sondern im politischen Raum sind es die Fragen "Wer mit wem?" und "Welche Ansichten hat derjenige?".

Dazu haben aber die Geheimdienste die ueberlegenen Mittel, da sie "nichts vergessen", d.h. sie speichern die Daten des jungen Trotzkisten, um ihn spaeter, rein theoretisch natuerlich, dann als CSU-Vorsitzenden wieder zu erpressen, dass er die Grenzen schliesst. Das ganze ist natuerlich eine rein theoretische Ueberlegung, Aehnlichkeiten mit real existierenden Personen waeren rein zufaellig.

Da dies ganze eine Frage der "requisite variety" ist (vgl. Literatur hier), gelingt eine Tarnung m.E. weniger mit dem Schutz vor "richtiger", als mit der "falschen Selbstbezichtigung".

Ein Beispiel: wenn man jemanden im Schlafzimmer sucht, der sich versteckt hat, dann nutzt es ihm wenig, wenn er sich die Bettdecke ganz ueber den Kopf zieht, aus, u.a., folgenden Gruenden:

a) wenn auch nur eine Zehenspitze herausguckt, weiss der Suchende sofort, wo er ist.

b) Da der Mensch nun mal eine gewisse Groesse hat, muss man nur im und unter'm Bett und im Wandschrank gucken - woanders kann er schlecht sein.

c) Wenn man lange genug hinschaut, sieht man, wie sich die Decke regelmaessig hebt und senkt - der Mensch atmet nunmal.

d) Und so weiter ... (Man kann auch noch eine Hundestaffel einsetzen usw.)

Wenn im selben Schlafzimmer aber tausend Betten stehen, oder es tausend Schlafzimmner mit sich hebenden und senkenden Bettdecken gaebe ...

Aber "Only Variety Can Absorb Variety". Das bedeutet, dass man mit Verstecken weniger weit kommt, als mit "Fluten".

Das haben mittlerweile auch andere gemerkt, vgl. die ziemlich neueste Veroffentlichung

Obfuscation: A User's Guide for Privacy and Protest [Kindle Edition] von Finn Brunton und Helen Nissenbaum, bzw. die Gebundene Ausgabe.

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Mit 40 DM pro Kopf begann die Marktwirtschaft, mit 400.000 Euro Schulden pro Kopf wird sie enden.
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