Über Löhne
> Und die Produktivität? Die ist um über 80% gewachsen, das BSP pro Kopf ist von 19751 EUR auf 35237 EUR gestiegen (Faktor 1.81).
> Die Nettolohnerhöhung war aber nur 42.2%.
Aber nur, weil es in Deutschland keinen Arbeitsmarkt gibt, der den Namen wirklich verdient. Sonst wäre die Nettolohnerhöhung noch viel niedriger ausgefallen.
Höhere Produktivität bedeutet ja in einer gesättigten Volkswirtschaft, mit weniger Arbeitsaufwand die gleiche Warenmenge herzustellen. Falls nun die Arbeitszeit gleich bleibt, dann schlägt sich der gesunkene Arbeitsaufwand in weniger Arbeitskräften und damit weniger Arbeitsstellen nieder.
In einer "echten" Marktwirtschaft würde dann - ceteris paribus - das Gesetz von Angebot und Nachfrage zu sinkenden Löhnen führen.
Nehmen wir ein einfaches Beispiel: der Eigentümer einer Fabrik beschließt, drei ältere Maschinen durch zwei neuere mit höherer Produktionskapazität zu ersetzen. Von den drei Arbeitern benötigt er folglich nur noch zwei, und einer muss sich nach einem neuen Brötchengeber umsehen.
Dummerweise ist ihre spezielle Qualifikation gerade nicht gefragt, weil auch andere Firmen "rationalisieren", so dass als Alternative nur deutlich schlechter bezahlte Jobs zur Verfügung stehen.
Sagen wir: an den alten Maschinen verdienten sie 2000 Euro, und das beste Alternativangebot läge bei 1600 Euro. Welches Lohnangebot würde der Fabrikeigentümer unter Marktbedingungen den zwei Arbeitern unterbreiten, die er weiter beschäftigen will?
Theoretisch könnte er allen drei kündigen und die zwei Stellen zu 1600+X neu ausschreiben. Praktisch wird er vielleicht die 2000 weiter bezahlen und die beiden Arbeiter wissen lassen, wie gut sie es damit noch getroffen haben...