Verstehe ... und Ergänzung

politicaleconomy, Mittwoch, 04.02.2015, 14:06 (vor 3662 Tagen) @ Revoluzzer1733 Views

Hallo Revo,

kannst Du ja vielleicht

Tips geben, wie man Deiner Ansicht nach auf glaubwürdigere,

effektivere

und erfolgversprechendere Weise in diese Richtung aktiv werden kann?


Ehrliche Antwort: Ich sehe keine wirksame Option. Die AfD hat analog zu MD
das Euro-kritische Umfeld besetzt und neutralisiert. "Mehr Demokratie"
analog die Basisdemokraten. "Attac" ist eine Vorfeldorganisation der
Grünen und ggf. der Linken und letztlich auch schon vom System
vereinnahmt.

Wir leben in einer völlig durchgesteuerten Gesellschaft, in der es keine
wirksame Systemopposition gibt. Was es gibt, sind autonome Kleingruppen,
die aber keine Chance haben, was zu bewirken.

Sicher werden sie es so lange schwer haben, wie sie keine gemeinsam geteilte, schlüssige und integrierte Analyse der Situation und eine ebenso schlüssige Vision teilen kann.

Ich sehe das Kernproblem genau darin: in der allemeinen, von allen geteilten Orientierungslosigkeit, die sich darin zeigt, daß praktisch sämtliche Ideologien der Geschichte quasi folgenlos Amok laufen und zwar merken, daß ihre Deutung die Situation nicht trifft/aufschlüsselt, aber mangels alternativer Analysen und Visionen einfach weitermacht wie bisher, oder eben eine der alten überholten Ideologien nach der anderen ausprobiert wie ein Kostüm. Natürlich werden dann auch unterschiedliche Kostümteile (ideologische Versatzstücke) postmodern neu kombiniert, was aber eben noch nicht zu einer neuen, schlüssigen Analyse führen kann.

Man sieht auch, wie viele ihre ideologischen Anstrengungen nach dem Muster "mehr desselben" radikalisieren, verstärken, weiter dogmatisieren - vor allem natürlich diejenigen, die die herrschenden Kräfte stützen, aber gleichzeitig Schiß haben, weil sie deren Krise kaum mehr leugnen können. Hier entsteht viel Aggressionspotential.

In dieser Situation muß man genauso nach neuen Konzepten, Analysen, politökonomischen Grundkonzepten suchen wie in den 30er Jahren, als die Situation ganz ähnlich war (der damalige Goldstandard entspricht z.B. der heutigen Währungsunion), und eine neue, bessere Deutung der Situation entwerfen.

Varoufakis ist für mich gerade deshalb so interessant, weil er genau das getan hat und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt - sowohl, was die Eurokraten als auch was die USA angeht. Und was die Ökonomie angeht, sowieso.

Er bringt uns alle jedenfalls mindestens ein Stück weit voran in dieser Suche nach einer neuen Deutung und einer darauf basierenden Strategie, die Teil einer gesamtgesellschaftlichen Bewußtseinskrise ist, meine ich.

Meine persönliche Meinung: auch wenn MD e.V. oder campact oder ähnlich Organisationen selbst noch alten ideologischen Klischess verhaftet sind, muß man doch ihre Initiativen gegen solche Angriffe des Konglomerats aus US-Großbanken, Großkonzernen und geopolitischen Strategen auf die Freiheit Europas (wenn es die jemals gab) wie TTIP, TISA und CETA unterstützen, und sei es nur, um Problembewußtsein zu schaffen und eine Diskussion in Gang zu bringen, die dann im Zuge des weitergehenden Suchprozesses auch auf andere Themenfelder ausgeweitet werden kann und sollte.

Gruß
PE


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